Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Botschafter
15 Monate lang war der Posten vakant, nun konnte er besetzt werden: Der PR-Berater Richard Grenell ist als US-Botschafter in Berlin bestätigt worden. Der 51-Jährige hatte sich im Wahlkampf als TV-Kommentator und Twitterer mächtig für US-Präsident Donald Trump ins Zeug gelegt. Ein typischer Konservativer aber ist Grenell nicht: Er lebt offen schwul und tritt für die Homo-Ehe ein.
Trump hatte ihn im September nominiert, im Senat stieß der Kandidat aber auf heftigen Widerstand. Die Demokraten warfen ihm unter anderem Frauenfeindlichkeit vor und verwiesen auf „abfällige Kommentare“über Frauen. Kritik wurde auch an Grenells Unterstützung für Trump in der Russland-Affäre laut: Die Affäre um die mutmaßliche russische Einmischung in den US-Wahlkampf und eine mögliche Verwicklung von Trump-Mitarbeitern hat er als aufgeblasen bezeichnet.
Dass Grenell Erfahrung auf dem diplomatischen Parkett hat, daran gibt es indes keine Zweifel: Unter Präsident George W. Bush war er sieben Jahre lang Sprecher der US-Delegation bei den UN und vertrat damals auch den Botschafter in Sitzungen des UN-Sicherheitsrats.
Grenell stammt aus dem Mittleren Westen der USA und wuchs in einem evangelikalen Elternhaus auf. Von seinen konservativen Wurzeln hat er sich teilweise emanzipiert. Grenell hat eine langjährige Beziehung zu einem Mann und bekennt sich offen zu seiner Homosexualität.
Grenell, der an der EliteUniversität Harvard einen Abschluss in öffentlicher Verwaltung machte, ist Mitbegründer einer international aktiven PRFirma. Als politischer Kommentator trat er nicht nur im Fernsehen auf, sondern verfasste auch Beiträge für Zeitungen und Onlineportale. Auf Twitter übt er, wie Trump, gerne Kritik an den Medien. (AFP)