Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Nie den Kopf verlieren
Volleyball: VfB Friedrichshafen gegen Berlin, die Fünfte – Entscheidendes Spiel in der ZF-Arena
FRIEDRICHSHAFEN - Play-offs sind immer gefährlich. Eine Führung muss nicht unbedingt etwas aussagen. Die Volleyballer des VfB Friedrichshafen lagen in der Finalserie gegen Berlin mit 0:2 zurück und schafften den 2:2Ausgleich. Nun steht am Mittwoch (20 Uhr) in der ZF-Arena die fünfte und entscheidende Partie an. Vorteil Friedrichshafen, aber Berlin lauert.
Volleyball ist ein Fehlerspiel. Wer weniger macht, der gewinnt meistens. Beim Volleyball ist der Aufschlag enorm wichtig, mal hart, mal weniger hart, aber gemein. Kommt er gut, dann hat die gegnerische Annahme große Probleme. Volleyball ist auch das Lesen des Zuspielers. Was macht er bei einer schlechten Annahme, wie verhält er sich bei einer guten? Volleyball ist aber auch eine gute Blockarbeit, möglichst viele Bälle im Spiel halten. Volleyball ist auch Taktik und das Erkennen von Spielsituationen. Das alles wird am Mittwoch eine große Rolle spielen.
In Spiel eins und zwei hatte Berlins Trainer Stelian Moculescu den besseren Matchplan. Die Partien drei und vier beherrschte der VfB Friedrichshafen. Vital Heynen reagierte, wechselte nach zwei Niederlagen seinen Zuspieler (für Simon Tischer kam Tomas Kocian) und Diagonalangreifer aus (für Bartlomiej Boladz kam Daniel Malescha), variierte beim Mittelblock (mit Andreas Takvam, Jakob Günthör, Philipp Collin). Der Belgier hatte in Kocian und Malescha zwei Sprungaufschläger, die ihre Sache gut machten. Das alles und das bessere Spiel des VfB verwirrten Berlin so sehr, dass weder Graham Vigrass noch Aleksandar Okolic oder Adam White an die Leistungen der ersten beiden Spiele herankamen.
Und was passiert im fünften Spiel? Beide Mannschaften haben die Partien genau analysiert, und Trainerfuchs Stelian Moculescu wird sich etwas einfallen lassen, um es mit einer guten Taktik allen zu zeigen. Nachdem der VfB ihm am Sonntag seinen 68. Geburtstag (3:2-Sieg) vermiest hat, brennt er sicherlich vor Ehrgeiz, in der ZF-Arena, seinem ehemaligen Wohnzimmer, Meister zu werden. „Der zweite Satz hat dieses vierte Spiel entschieden. Mit sieben Punkten Vorsprung müssen wir den einfach gewinnen. Da standen wir uns selbst im Weg. Nun müssen wir eben versu- chen, in Friedrichshafen die Meisterschaft zu holen. Das ist Berlin im vergangenen Jahr gelungen – und warum nicht auch jetzt?“
Protopsaltis ist wieder da
Was Moculescu und Berlin wollen, ist klar. Der VfB wird alles versuchen, dass genau dies nicht eintrifft. Nach einer bärenstarken Hauptrunde schwächelte das Team aus Friedrichshafen, fiel aber nicht. Außenangreifer Athanasios Protopsaltis, mit seinen 182 Zentimeter drittbester Punktballspieler der Champions League, ist wieder da, genauso wie der Rest der Mannschaft. Was muss der VfB tun, um das dritte Spiel in Folge zu gewinnen? „Wer mit dem Kopf im Spiel drin bleibt, gewinnt“, sagt VfB-Mittelblocker Jakob Günthör. Das heißt fokussiert, hellwach sein, ohne große Schwächephasen.
Neun Spiele, 39 Sätze und 1729 Ballwechsel lang haben sich die beiden großen Rivalen des deutschen Volleyballs laut Berliner Homepage in dieser Saison schon aneinander abgearbeitet. Am Mittwoch folgt das zehnte Spiel, und es wird ein hochemotionales. Das erwartet auch Vital Heynen: „Was gibt es Schöneres als eine Finalserie, die so lange dauert? Das ist Werbung für unseren Sport, und wenn über Nacht die Halle voll wird, dann heißt es, dass wir alles richtig gemacht haben.“
Und wer wird Deutscher Meister? „Die Mannschaft, die ruhig bleibt und den Druck von sich abschüttelt.“