Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Die Leichtigkeit des Seins
Das Leben wird täglich leichter; wir ahnen, dass das noch zu einer gewaltigen Herausforderung für die Menschheit werden wird. Noch müssen wir unsere Autos selbst steuern, aber viele kluge Menschen sind schon damit beschäftigt, das in absehbarer Zeit zu ändern. Wir brauchen dann keine Schilder mehr zu lesen, um den Weg zu finden, sondern werden den Computer nur noch mit kurzen Anweisungen füttern: „Karlstraße 16, und zwar dalli, dalli“– so etwa.
Das ist nicht gut, denn es könnte sein, dass wir das Lesen in all seinen Ausprägungen noch weiter verlernen. Der Autor ist gut bekannt mit einer Dame, die ein ausgesprochenes Faible für technische Neuerungen aller Art hat und deswegen entweder nicht mehr in der Lage oder nicht willens ist, einen Stadtplan oder eine Landkarte zu lesen. Sie vertraut blind ihren Navigationsgeräten, von denen während der gemeinsamen Fahrt schon bis zu drei gleichzeitig um die beste Route gerungen haben.
Wie gefährlich solches Urvertrauen in Maschinen werden kann, zeigt das Beispiel einer anderen jungen Dame im Kreis Emmendingen. Sie wurde von ihrem Navi auf eine gesperrte Strecke geleitet, ließ sich weder von mehreren überfahrenen Tannenbäumchen noch einem durchquerten Bachlauf irritieren und blieb schließlich mitten im Wald stecken. Gut, dass wir jetzt auch noch die Dash-Cam haben, die alles aufzeichnet. Bestimmt kann die Kamera mit dem Heimcomputer verbunden werden, von wo Big Brother im entscheidenden Moment eingreift: „Schatz, da geht’s in den Wald. Dreh bitte um.“(hü)