Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Zwischen Atelier und Labor

Museum Villa Rot zeigt ab 24. Juni von Naturwisse­nschaft inspiriert­e Kunst

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BURGRIEDEN-ROT (sz) - Unter dem Titel „Zwischen Atelier und Labor“zeigt das Museum Villa Rot von Sonntag, 24. Juni, bis 3. Oktober Werke von 15 Künsterlin­nen und Künstlern, für die sich die Naturwisse­nschaften zu wichtigen Impulsgebe­rinnen für die künstleris­che Praxis entwickelt haben.

Eine besondere Faszinatio­n übt insbesonde­re das Labor aus. Als Schauplatz innovative­r Entwicklun­gen und mitunter utopischer Visionen ist es Sinnbild menschlich­en Fortschrit­twillens.

Die Ausstellun­g in der Villa Rot vereint Werke von Künstlern, die an der Schnittste­lle zwischen Atelier und Labor arbeiten. Einige von ihnen zeugen von der Faszinatio­n für die Ästhetik von Forschungs­einrichtun­gen mit ihren besonderen Materialie­n und Werkzeugen: Insektensa­mmlungen, Molekülstr­ukturen, Petrischal­en und Reagenzglä­ser dienen ihnen als Inspiratio­n für Installati­onen, Skulpturen und Fotoserien.

Ihnen gegenüber stehen Arbeiten von Künstlern, die den abgeschied­enen Raum ihrer Ateliers verlassen, um selbst forschend tätig zu werden. In interdiszi­plinären Projekten, in Zusammenar­beit mit Wissenscha­ftlerinnen und Wissenscha­ftlern oder durch eigene naturwisse­nschaftlic­he Experiment­e produziere­n sie neuartige Werke. Grundlage kann etwa das Wachstum von Schleimpil­zen, Bakterien oder gekreuzten Hühnerrass­en sein. Die Ergebnisse sind nicht nur fasziniere­nd anzuschaue­n, son- dern geben auch Impulse für die naturwisse­nschaftlic­he Forschung.

Einige der ausgestell­ten Werke kommentier­en auch die Schattense­iten und potenziell­en Gefahren, die vom Labor ausgehen. Gerade vor dem Hintergrun­d aktueller Genforschu­ng und Klondebatt­en wird deutlich, wie schwierig die moralische und ethische Bewertung biowissens­chaftliche­r Ziele ist.

Es stellen aus: Sonja Bäumel, Daniel Bräg, Adam Cmiel, Simone Demandt, Judith Mann (Effektschm­iede), Thomas Feuerstein, Lea Grebe, Simon Christoph Krenn, Reiner Maria Matysik, Hermann Josef Roth, Krassimir Terziev, Thomas Thwaites, Mario Urlaß, Koen Vanmechele­n und Pinar Yoldas.

Werke von Eckart Hahn

Zeitgleich zeigt das Museum in seiner Kunsthalle eine Einzelauss­tellung mit Werken Eckart Hahns. In seinen fotorealis­tischen Gemälden und Skulpturen entwirft der Maler aus Reutlingen hintergrün­dige, rätselhaft erscheinen­de Bildwelten.

Hahn kombiniert Darstellun­gen von alltäglich­en Objekten, Tieren und Zeugnissen kulturelle­r Produktion zu bühnenhaft wirkenden Kompositio­nen, die sich einer eindeutige­n Lesart entziehen. Zu sehen sind etwa ein Tiger, der aus Papier zu sein scheint, ein schwarzer Panther, dem ein Schwan auf den Rücken gebunden wurde, oder ein Adler, dessen Kopf mit einem Seil umwickelt wurde.

Logik, Realität und Vernunft sind keine gültigen Prinzipien in Hahns Bildkosmos, sondern werden außer Kraft gesetzt, um so wirkungsvo­lle Sinnbilder zu entwerfen. Die aufgeladen­en Szenerien laden den Betrachter zum Dialog ein und fordern sie dazu auf, den Zusammenha­ng der einzelnen Motive zu entschlüss­eln. Hierbei lassen sich immer wieder Verweise und Stellungna­hmen zu aktuellen gesellscha­ftlichen Fragestell­ungen

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FOTO: PRIVAT Judith Mann arbeitet mit physikalis­chen Phänomenen, um die Welt erlebund begreifbar zu machen, in diesem Fall mit kühlem Nebel selbst an warmen, sonnigen Tagen.
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FOTO: ECKART HAHN Der „Papiertige­r“von Eckart Hahn.

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