Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Auch Asylbewerber fliegen über Allgäu Airport ein
632 Georgier suchten seit Oktober um Asyl in Bayern nach, etliche kamen mit der Linie WizzAir über Memmingen
MEMMINGEN (sz) - Die Polizeiaktion am Allgäu Airport gegen Schulschwänzer erhitzt weiter die Gemüter. Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) fragt auf seiner Facebook-Seite: „Was denken sich diese Bürger, wenn sie lesen, dass über den Allgäu Airport Hunderte von nicht berechtigten Asylbewerbern aus Georgien einreisen, ohne dass die Polizei sie daran hindern kann? (Das hat mir der Leiter der Erstaufnahme in Bamberg direkt erklärt. Folge der Visafreiheit).“Flughafen-Geschäftsführer Ralf Schmid hält dagegen: „Da darf jetzt kein falsches Bild entstehen: Der Allgäu Airport ist kein Einfallstor für Asylbewerber und Kriminelle.“
Fest steht: Es kommen Asylbewerber via Memmingen – aber wie viele genau, lässt sich derzeit nicht ermitteln. 632 Asylbewerber aus Georgien kamen von Oktober 2017 bis Mai 2018 nach Bamberg. Höhepunkt war der Dezember mit 184 Asylsuchenden, im Mai waren es noch 15. „Die Aufnahmeeinrichtung Oberfranken ist innerhalb Bayerns als einzige Aufnahmeeinrichtung für georgische Staatsangehörige, die einen Asylantrag stellen möchten, zuständig“, sagt Jakob Daubner, Pressesprecher der Regierung von Oberfranken. Anhand des Sichtvermerkes im Reisepass oder durchs Flugticket habe sich gezeigt, dass „etliche“via Memmingen eingereist sind. Wie viele „etliche“letztlich sind, wie viele mit Auto, Bahn oder Bus gekommen sind, kann Daubner nicht sagen: „Es wurden keine Erhebungen hierzu durchgeführt.“
Klar ist immerhin, warum die Zahl der Asylsuchenden, die von Kutaissi in Georgien mit dem Billigflieger WizzAir nach Memmingen gekommen sind, von Oktober bis Februar so hoch war: „Im Sommer 2017 sind Visa-Erleichterungen für Georgien und die Ukraine in Kraft getreten. Einfach mit einem Touristenvisum für bis zu 90 Tage einzureisen, haben dann erst mal viele genutzt“, erklärt Schmid. „Am Airport haben wir mit Asylsuchenden keinerlei Probleme. Die meisten geben sich nicht als solche zu erkennen, sondern reisen gleich zu Verwandten oder Bekannten weiter“, sagt er. Regelmäßig komme es jedoch vor, dass Georgier mit Touristenvisum direkt nach der Landung kontrolliert und von der Polizei zurückgewiesen werden. „Die wollen hier aber kein Asyl, sondern jemand besuchen oder arbeiten.“Die Polizei kontrolliere, ob der Einreisende genug Bargeld und ein Rückflugticket besitzt, ob er bei Verwandten wohnt oder ein Hotel gebucht hat. Hat er das nicht, so ist die Airline verpflichtet, ihn zurückzufliegen – das geschehe oft noch am gleichen Tag.
Die Polizei hat mit Asylbewerbern, die via Allgäu Airport ins Land kommen, ebenfalls kaum zu tun: „Von Oktober 2017 bis heute wurden am Flughafen bei Personenkontrollen zehn Asylbegehren geäußert. Unter den Asylsuchenden befand sich kein Georgier, dafür Menschen aus Albanien, dem Iran und der Türkei“, sagt Jürgen Krautwald von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West in Kempten. Häufiger komme es durch die Kontrollen zu den von Schmid angesprochenen Zurückweisungen: 119 waren es seit Oktober, darunter 73 Personen aus Georgien. Darum habe es bereits „intensivierte Schwerpunktkontrollen“bei Flügen aus Kutaissi gegeben. Diese Kontrollen werde die Polizei auch in Zukunft konsequent durchführen, um illegale Einreisen zu unterbinden.
Um die Schulschwänzer zu entdecken, habe die Polizei übrigens nicht mehr Kräfte eingesetzt, betont Krautwald: „Das geschah während der regulären Streifen auf dem Flughafengelände.“
Die jüngsten Schlagzeilen um den Allgäu Airport sieht Geschäftsführer Ralf Schmid freilich nicht nur kritisch, denn immerhin: „Sogar BBC News berichtet jetzt über uns!“