Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Die Hoffnung heißt Europa
Wenn der Tweet des US-Präsidenten eines zeigt, dann das: Die USA unter Donald Trump können nicht mehr der engste Bündnispartner von Deutschland sein. Trump hat die Partnerschaft der führenden westlichen Industrienationen aufgekündigt und das Format gesprengt, das Bundeskanzler Helmut Schmidt und Frankreichs Präsident Valéry Giscard d’Estaing 1975 ins Leben gerufen haben, um die Weltwirtschaftskrise zu lösen.
Die Idee von Schmidt und Giscard d’Estaing war es, die gemeinsamen Probleme in Verhandlungen zu lösen. Doch genau diesem rationalen Diskurs verweigert sich der US-Präsident. Er irrlichtert zwischen Größenwahn und Halbwissen, gründet seine Entscheidungen auf Vorurteile, fragwürdige Berater und zweifelhafte Instinkte. Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron werden sich immer wieder brüskieren lassen müssen, wenn sie Trump mit den Instrumenten ihrer Vorgänger Schmidt und Giscard d’Estaing begegnen werden: Die Kraft des Wortes, das Gewicht des besseren Arguments sind keine Kategorien, die für Trump Bedeutung haben.
Trump setzt den Westen wirtschaftlich unter Druck – und gefährdet damit vor allem die Bundesrepublik, die wie kein anderes Land auf eine funktionierende Weltwirtschaft angewiesen ist. Die Strafzölle auf Aluminium und Stahl sind schon beschlossen. Sollten die Zölle auf Autos kommen, trifft Trump die Kernbranche der deutschen Volkswirtschaft.
Berlin muss sich deshalb nach den echten Freunden umsehen – und die findet Angela Merkel in Europa. Die Kritiker von Euro, Brüssel und EZB tadeln zwar zu Recht die Schwächen der Europäischen Union, doch angesichts eines Mannes wie Trump im Weißen Haus kann Deutschlands Hoffnung nur auf einer stärkeren Integration Europas liegen. Für die Kanzlerin bedeutet das: Sie muss endlich das Angebot von Emmanuel Macron auf eine neue gemeinsame deutsch-französische Europa-Initiative annehmen und das Gespräch mit ihm suchen. Macron und Merkel müssen Europa stärken – gegen Wirrköpfe wie Donald Trump.