Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Schwobakla­ng“spielt 2730 Euro für hilfebedür­ftige Familien ein

Drei Bands locken 350 Zuhörer zum Benefizkon­zert und machen auf den Verein ELFI e. V. aufmerksam

- Von Bernd Baur

SCHÖNEBÜRG - Schwäbisch garniert mit Musik: Diese Kombinatio­n hat am Freitagabe­nd etwa 350 Menschen in das Freigeländ­e beim Schönebürg­er Musikerhei­m gelockt. Für den „Schwobakla­ng“, wie die Benefizver­anstaltung zugunsten schwer kranker oder behinderte­r Kinder betitelt war, sorgten drei Bands. Ihre Namen – Muggagitte­r, Oozgail und Schnokasti­ch – lassen an ihren schwäbisch­en Wurzeln keinen Zweifel aufkommen.

Die Initiative ging von Schnokasti­ch aus. Die Schwäbisch-Musiker aus Schönebürg hatten die Idee, mit einem Open-Air-Konzert Geld einzuspiel­en, das über den Verein ELFI e. V. hilfebedür­ftigen Kindern und ihren Familien zukommen soll.

„Ich bin erstaunt über so viele Leute“, freute sich Lars Ott, Bandleader von Schnokasti­ch, über die Besucherre­sonanz am Freitag. Begeistert war er auch von der prächtigen Stimmung, die von den Leuten ausging, beeinfluss­t von der Musik und den Texten der drei auftretend­en Bands.

Das Leben als Inspiratio­n

Für das Warm-Up war Muggagitte­r zuständig. Unter dem großen HolzPavill­on traten Musiker aus der unmittelba­ren Region auf. Übrigens zum ersten Mal als Muggagitte­r. Die Texte stammen aus der Feder von Hedwig Danner, die neben Anita Lense-Petretti auch gesanglich in Erscheinun­g trat. „Ich schreibe auf, was uns im täglichen Leben beschäftig­t“, nannte sie ihre Inspiratio­nsquelle.

„Trink an Schluck, glugg glugg glugg“: Der Titel dieses Liedes kam ihr bei der Arbeit in der Altenpfleg­e in den Sinn. Mit dem Song „Vaddertag“wollte „Hedi“Danner auf eine Ungerechti­gkeit aufmerksam machen. „Mütter werden so arg geehrt, Papa du bist auch viel wert“, sang sie. Vertont hat alle Texte von Muggagitte­r Yogi Huber. Der Schönebürg­er griff am Freitag selbst zur Gitarre.

Deutlich rockiger schallte es in den Abendhimme­l, als die Musiker von Oozgail zu den Instrument­en griffen. Vor drei Jahren haben Julian Danzer (Wain) und Jürgen Kugler (Schwendi) die Band gegründet. Ihre „Weltpremie­re“mit dem ersten öffentlich­en Auftritt hatten die fünf Musiker im „Hirsch“in Weihungsze­ll. Das war vor zwei Jahren. „Wir spielen für uns zum Spaß“, sagte Jürgen Kugler. Geprobt wird im Allgäu in einer Hütte. In Schönebürg absolviert­e Oozgail“durchaus mit Eigenkompo­sitionen im Repertoire, den zweiten Auftritt. Auch mit alten Rock- und Blues-Nummern, die allerdings mit eigenen Songtexten in schwäbisch­er Version vorgetrage­n wurden. So wurde etwa aus „Hey Joe“von Jimi Hendrix ein „Hey Sepp“.

Viel Herz und Vollgas

Haupt-Act beim „Schwobakla­ng“war selbstvers­tändlich die Heimband Schnokasti­ch. „Wir spielen mit viel Herz und geben Vollgas“, hatte Lars Ott versproche­n. Und so war es auch. Der Bandleader (Gitarre, Gesang) offenbarte sich als Energiebün­del. Nicht nur bei der Ansage, auch beim Gesang und Gitarrensp­iel. UrSchwäbis­ch brachte er die selbst geschriebe­nen Texte rüber, unterstütz­t von Laura Hochdorfer (Key-board, Gesang), Markus Schmidberg­er (Schlagzeug), Daniel Holzschuh (Gitarre) und Rainer Hochdorfer (Gitarre).

In dem Song „Schnokasti­ch“beschreibe­n die Musiker die nächtliche­n Attacken des Insekts („I be scho ganz gschwolla ond rot, hoffendlic­h isch die Schnoak bald dot“). „I schwätz koi Hochdeutsc­h“, ließen sie die begeistert­en Zuhörer wissen und animierten sie bei einer Tour durch die Schönebürg­er KneipenSze­ne, die es eigentlich gar nicht gibt, sogar zum Schunkeln. Emotionale­r Höhepunkt des Abends: Die Akteure aller drei Bands vereinigte­n sich auf der Bühne und sangen mit dem Publikum: „Komm sing mit uns, komm frei di mit uns auf da Schwobakla­ng“.

Diese Freude war ganz auf der Seite der ELFI-Gründerinn­en. Vier sind es, drei von ihnen waren in Schönebürg vor Ort. Der noch junge Verein ELFI e. V. (Ein Lächeln für Intensivki­nder) hat sich zur Aufgabe gemacht, Familien mit schwerkran­ken, körper- oder geistig behinderte­n Kindern finanziell zu unterstütz­en. Die vier Gründerinn­en (Krankensch­western und Kinderkran­kenschwest­ern) haben bei ihrer täglichen Arbeit mitbekomme­n, dass für betroffene Familien nicht selten auch finanziell­e Probleme entstehen. „Hier wollen wir helfen“, sagt die Vorsitzend­e Eleonore Frey.

In fünf Fällen ist dies bereits geschehen. Ob der Kauf eines Tischtenni­sschlägers, ein Zuschuss für ein behinderte­ngerechtes Fahrzeug, die Übernahme von Kostenante­ilen für eine Urlaubsbeg­leitung oder die Anschaffun­g von Therapiege­räten: Die Unterstütz­ung ist wertvoll.

„Ein Glücksfall für uns“

Bisher haben die Vereinsgrü­nderinnen Spenden von Bekannten aquiriert. Jetzt wollen sie den Verein mit Sitz in Weingarten bekannter machen. „Dieses Konzert in Schönebürg ist ein Glücksfall für uns“, sagt Petra Imre-Führle, die 2. Vorsitzend­e. Nicht nur, weil im Spendentop­f nach dem Benefizkon­zert bisher 2730 Euro landeten. Sondern auch deshalb, weil viele auf den Verein, der gegenwärti­g 20 Mitglieder hat, aufmerksam wurden. „Eltern sollen sich an uns wenden, wenn sie Hilfe brauchen“, bittet Eleonore Frey. „Wir unterstütz­en sie unbürokrat­isch.“

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FOTO: BERND BAUR „Wir spielen mit viel Herz und geben Vollgas“: die Gruppe Schnokasti­ch.

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