Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Mehr Mut zur Offenheit
Niemand kann den europäischen Nato-Staaten vorschreiben, wie viel Geld sie in ihre Verteidigung stecken.
Sie könnten selbstbewusst darauf verweisen, dass sie derzeit mit einigem Erfolg eine die Nato ergänzende EU-Sicherheitspolitik aufbauen, die durch eine engere Zusammenarbeit die nationalen Etats entlastet.
Sie könnten betonen, dass es ihrem Selbstverständnis eher entspricht, Aufbauhilfe zu leisten, als sich in Kriege außerhalb ihres Territoriums einzumischen.
Sie könnten vorrechnen, dass sie im Irak oder in Mali lieber in die Ausbildung einheimischer Militärs und Polizeikräfte investieren, als selbst Soldaten zu schicken. Und dass sie in Afghanistan weitaus mehr Geld für den Bau von Infrastruktur, Schulen und Krankenhäusern ausgeben als die USA.
Was sie aber nicht tun können: Jahr für Jahr erneut versprechen, zwei Prozent ihres Budgets in die Verteidigung zu stecken und dann – wie aktuell Deutschland – bei 1,24 Prozent stecken zu bleiben. Es ist völlig in Ordnung, sich die Weltsicht von US-Präsident Donald Trump nicht zu eigen zu machen. Man sollte dann allerdings den Mut haben, das auch offen zu sagen.