Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Als sich Wasserbüffel und Höhlenlöwen im Südwesten tummelten
Die Ausstellung „Flusspferde am Oberrhein“im Naturkundemuseum in Karlsruhe will zeigen, wie die Eiszeit wirklich war
KARLSRUHE (epd) - Vor gut 115 000 Jahren planschten Flusspferde und Wasserbüffel im Oberrhein. Möglich war das durch eine warme Phase im Eiszeitalter. Warum es solche Phasen gibt, wie sich Temperaturen von vor 100 000 Jahren nachweisen lassen und welche Tiere damals im Südwesten lebten, zeigt derzeit das Naturkundemuseum Karlsruhe. Präsentiert wird die Ausstellung „Flusspferde am Oberrhein – Wie war die Eiszeit wirklich?“, die rund 200 Originalfunde und Modelle beinhaltet, aber auch Grafiken, interaktive und digitale Stationen.
Klimawandel und Co
„Mit der Großen Landesausstellung 2018 wollen wir zeigen, dass sich das Klima schon immer verändert hat. Aber auch dazu anregen zu hinterfragen, was durch den Einfluss des Menschen anders wird“, sagte Museumsdirektor Norbert Lenz vorab bei einer Pressekonferenz. Zum Beispiel habe sich Klimawandel bisher in Zeiträumen von Zehntausenden Jahren und mehr abgespielt, derzeit ließen sich Veränderungen in weniger als 100 Jahren beobachten.
In der Schau ist die Tierwelt der letzten Warmzeit, der „Eem-Warmzeit“und der letzten Kaltzeit, der „Würm-Kaltzeit“, mit lebensgroßen Modellen nachgebaut worden. „In der Eem-Warmzeit fanden Waldelefanten, Flusspferde und Höhlenbären am Oberrhein reichlich Nahrung“, erzählt der Geowissenschaftler Eberhard Frey. Die Laubbäume seien bis in die Höhen der angrenzenden Gebirge gewachsen. Und vermutlich habe es wegen der milden Winter und zahlreichen Gewässer viele Insektenschwärme, vor allem Stechmücken, gegeben.
Die Würm-Kaltzeit sah ganz anders aus. Vor allem im Winter habe der Frost den Oberrhein fest im Würgegriff gehabt, heißt es in der Pressemitteilung. Der Boden sei metertief vereist gewesen und selbst im Sommer nur oberflächlich aufgetaut. Durch den Schnee stapften den Angaben zufolge Wollhaarmammuts, Rentiere, Höhlenlöwen und Wollnashörner. Es gab Schnee-Eulen, Lemminge und Murmeltiere.
Ergänzend zu den „Lebenswelten“vermittelt die Ausstellung auch geologisches Wissen. Mittels Mikroskop, Spielen und Gesteinsproben wird erklärt, wie Wissenschaftler das Klima vergangener Epochen erforschen. So dienen zum Beispiel manche Gesteine als sogenannte Klimazeugen. Denn sie geben eindeutige Hinweise darauf, unter welchen klimatischen Bedingungen sie sich gebildet haben. Das können etwa durch Gletscher entstandene Kratzer sein.
Warm- und Kaltzeiten
Insgesamt sind laut dem Museum 1,2 Millionen Euro investiert worden. Die Ursachen für wechselnde Warmund Kaltzeiten sind den Angaben zufolge vielfältig. Dazu gehören Veränderungen der Erdumdrehung, der Verlauf von kalten und warmen Meeresströmungen, aber auch die Position der Kontinente. Die Eem-Warmzeit begann vor 126 000 Jahren und endete vor 115 000 Jahren, die darauffolgende Würm-Kaltzeit endete vor gut 10 000 Jahren. Die Ausstellung „Flusspferde am Oberrhein – wie die Eiszeit wirklich war“endet am 27. Januar 2019. Mehr Informationen gibt es im Internet unter www.naturkundemuseum-karlsruhe.de.