Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Rätselraten um das Skelett aus dem Silo
Skelett im Lonseer Silo wohl ein Mann – bislang keine Anzeichen für Gewalttat
LONSEE - Die ersten Ergebnisse der Obduktion im Fall der in einem Silo in Lonsee (Alb-Donau-Kreis) entdeckten menschlichen Knochen liegen vor. Bei dem in einem Silo in Lonsee entdeckten Skelett soll es sich um eine männliche Person handeln. Das ergab ein erstes Ergebnis der am Freitag gestarteten Obduktion von Ulmer Gerichtsmedizinern, wie Oberstaatsanwalt Stefan Adamski am Montag im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“mitteilte. Der Verstorbene dürfte älter als 40 Jahre alt gewesen und um die 1,80 Meter groß gewesen sein. Die Schuhe sind etwa Größe 40. Diese Arbeitsschuhe könnten aber Rückschlüsse auf den Toten zulassen. Deshalb veröffentlichten die Behörden jetzt ein Bild von den Schuhen des Mannes.
Zudem gebe es laut den ersten Ergebnissen der Obduktion auch keine Anhaltspunkte für eine Gewalttat. Komplett ausgeschlossen werde dies aber noch nicht, so Adamski weiter. „Es ist vieles möglich. Die weiteren Ermittlungen konzentrieren sich nun aber erst einmal auf die Identität des Verstorbenen“, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft Ulm. Es werde aber weiterhin ergebnisoffen in alle Richtungen ermittelt.
Das Skelett war am vergangenen Donnerstagmorgen bei Abrissarbeiten in einem seit Jahrzehnten stillgelegtem Silo in der Alb-Gemeinde Lonsee entdeckt worden. In dem Silo wurde dem Vernehmen nach Kalkgestein vom ehemaligen Lonseer Steinbruch gelagert. Ein Baggerfahrer hatte am Donnerstagmorgen die Knochen entdeckt, als er gerade das baufällige Kalk-Silo mit seiner Schaufel abriss. Die Abbrucharbeiten wurden eingestellt. Der bereits abgetragene und abtransportierte Bauschutt war schon auf dem Weg zum Recyclinghof nach Illerkirchberg. Der Laster wurde gestoppt, dessen Material genauso wie das Gestein rund um das eingerissene Silo intensiv von Kriminaltechnikern durchsucht.
Doch nicht nur die Ermittler, vor allem die Menschen in Lonsee wollen wissen, was sich in dem seit 1967 stillgelegtem Silo zugetragen hat. War es ein Unfall? Mord? Selbstmord? Jemand aus Lonsee? Bürgermeister Jochen Ogger geht wie die Polizei nicht davon aus, dass es sich bei dem Skelett um jemanden aus der Gemeinde handelt. Das hätte damals schnell die Runde gemacht, meint er. Am Steinbruch hätten hingegen viele Saisonarbeiter aus Südtirol und Italien gewerkelt. Und es deute derzeit vieles darauf hin, dass die Person noch vor dem Ende des Steinbruchbetriebs dort – wie auch immer – hineingefallen ist, so Ogger: „Aber das ist jetzt natürlich schwierig, da irgendwelche Informationen zu bekommen.“Im Amtsblatt werde es jedoch extra noch mal einen Aufruf geben, sich bei der Polizei zu melden, sagt er.
Genau auf jegliche sachdienliche Hinweise hofft jetzt die Polizei. Alle Vermisstenfälle aus dem Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Ulm und der Kollegen aus BayerischSchwaben seien laut Polizeisprecher Wolfgang Jürgens bereits überprüft worden. „Es gibt niemanden, der passen würde“, sagt er. Und die Überprüfung der Vermisstenfälle anderer Polizeipräsidien oder sogar aus dem Ausland bräuchten Zeit, so Jürgens. Die Ermittler hoffen auf Hinweise aus der Bevölkerung, etwa zu dem gefundenen Schuh, Telefon 0731/1880.
360-Grad-Aufnahmen vom zum Teil abgerissenen Silo, also dem Fundort der Knochen, sowie einen Videobeitrag zur grausamen Entdeckung gibt es im Internet unter www.schwäbische.de/ knochenfund-lonsee