Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Die Gefahr ist nicht gebannt
Wer glaubt, dass sich für die Griechen mit dem Auslaufen des letzten Kreditprogramms irgendetwas ändert, irrt. Der Zwang zu Reformen und zum Sparen bleibt bestehen. Das Land mag zwar den Rettungsschirm verlassen haben, befindet sich aber noch im Griff der Gläubiger. Deren Forderungen sind klar: Egal welche Regierung in Athen herrscht, 3,5 Prozent Überschuss ohne Zahlungen für Schuldendienste muss der Haushalt jährlich bis 2022 erreichen, 2,2 Prozent bis 2060.
Das zu schaffen dürfte schwierig werden. Eurogruppen-Chef Mario Centeno mag das derzeitige Wirtschaftswachstum als „gesund“bezeichnen, allerdings ist die Wirtschaftskraft des Landes seit dem Start der Hilfsprogramme um ein Viertel geschrumpft. Die Griechen verdienen weniger, erhalten weniger Rente, die Arbeitslosigkeit ist hoch, und die gut Ausgebildeten sind zuhauf ausgewandert.
Griechenland mag bildlich gesprochen auf eigenen Beinen stehen, aber der Weg ist ihm strikt vorgegeben. Wird nicht weiter gespart, das Steuersystem sowie die Verwaltung reformiert, sind nicht nur die Gläubiger unzufrieden. Verliert Griechenland wieder Vertrauen an den Finanzmärkten, steigen die Zinsen für die Staatsanleihen, und der Haushalt ist nicht mehr zu refinanzieren. Die Gefahr einer Pleite ist alles andere als gebannt.
m.schildgen@schwäbische.de