Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Telekom macht kompletten Rückzieher
Neben Ertingen bundesweit weitere 19 potenzielle „Gigabit-Gemeinden“betroffen
ERTINGEN - Eiskalt erwischt hat es die Gemeinde Ertingen bei ihrem Vorhaben, zusammen mit der Telekom den ganzen Ort kostenlos zu verkabeln. Davon sollten in einem Modellversuch 20 Gemeinden aus ganz Deutschland in den Genuss kommen. Als einzige Gemeinde aus BadenWürttemberg hatte sich die Telekom auch die Gemeinde Ertingen ausgesucht. Nun ist es Fakt: Das ganze Projekt wird bundesweit gestrichen. Die Gründe hierfür wurden den betroffenen Gemeinden noch nicht mitgeteilt, sie warten alle noch auf eine erklärende Pressemitteilung.
Kurz bevor es eigentlich nur noch um die Anmietung von Räumlichkeiten in Ertingen ging, in denen die Bürger ihren Anschluss zeichnen sollten, erhielt Bürgermeister Jürgen Köhler von Regio-Manager Martin John die Nachricht, dass die Pressestelle ihm mitgeteilt habe, das Vorhaben „Gigabit-Gemeinde Ertingen“werde auf Eis gelegt. Für Bürgermeister Jürgen Köhler ein Schock nach Versprechungen und Aussagen, das Geld stehe bereit und sieben Bautrupps warten auf ein Startzeichen. Auch eine Absichtserklärung wurde von beiden Parteien unterzeichnet. Er wurde noch vor der eigentlich wegweisenden Konferenz der Entscheider von der Telekom bei Joachim Otto, Chef des Infrastrukturvertriebs Region Südwest, vorstellig. In einem Schreiben bat Köhler das Gremium, das in Bonn tagte, das ganze Vorhaben in der Gemeinde Ertingen nochmals wohlwollend zu überprüfen, und hoffte auf einen positiven Bescheid.
„Sollte die gemeinsame Absicht zwischen der Telekom und der Gemeinde Ertingen zum Ausbau der Breitband-Infrastruktur ersatzlos gestrichen werden, ist dies nach meinem Empfinden bei den Bürgern und in der gesamten Region ein gewisser Vertrauensbruch, der Missmut und Ärger wird sehr groß sein“, so Bürgermeister Jürgen Köhler in seinem Schreiben an die Telekom. Inzwischen ist dieses Szenario Wirklichkeit geworden. Martin John als auch Joachim Otto haben telefonisch den Bürgermeister vom Aus des ganzen Modellversuchs unterrichtet. Eine schriftliche Stellungnahme wird erwartet, um auch die Gründe für die Entscheidung für diesen Ausstieg zu erfahren. „Die Verwaltung, der Gemeinderat und die ganze Bürgerschaft haben ein Recht darauf zu erfahren, wie es zu dieser Entscheidung in den höchsten Gremien der Telekom kommen konnte“, macht sich Bürgermeister Jürgen Köhler Luft.