Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Eine Medaille wäre ein prima Argument
Laura Klaphake geht ihre erste WM als Springreiterin gelassen an – reitet allerdings auch um die Zukunft ihrer Stute
TRYON (dpa/SID/lin) - Das neue Gesicht des deutschen Springsports lacht einen mit großen, blauen Augen an. Laura Klaphake versprüht gute Laune. Kein Wunder, die junge Frau mit den langen blonden Haaren hat eine Bilderbuchkarriere hingelegt und lebt gerade „meinen Traum“: Als 24-Jährige reitet sie bei der Weltmeisterschaft in den USA für das deutsche Team. Dabei ist sie eine „Hobbyreiterin“, wie sie es selber nennt.
Laura Klaphake ist Studentin. Die junge Frau hat ihren ersten Wirtschaftsabschluss an der Universität Osnabrück bereits absolviert und ist nun dabei, ihren Master in Immobilienmanagement im Fernstudium zu machen. „Manchmal ist das anstrengend“, sagt sie, „Meistens ist es aber eine schöne Abwechslung.“
Bisher funktioniert die Doppelbelastung ganz wunderbar. Schon in jungen Jahren ritt Klaphake in deutschen Mannschaften bei NachwuchsEuropameisterschaften, sammelte dort Medaillen, unter anderem Gold mit der U21-Auswahl. Im Vorjahr nominierte Bundestrainer Otto Becker sie für die EM in Göteborg. Bei ihrem Debüt bei den Erwachsenen kam sie immerhin auf Platz 17 und mit dem Team auf Rang fünf.
„Vielleicht hilft uns ihre Unbekümmertheit“, sagt der Bundestrainer. Bei den Einsätzen in der Nationalmannschaft in diesem Jahr ritt die junge Frau immer fehlerfrei. Beim CHIO in Aachen trug sie damit wesentlich zum Sieg des Gastgeberquartetts bei. Die WM-Nominierung war spätestens nach dieser Galavorstellung nur noch Formsache.
Laura Klaphake stammt aus einer Reiterfamilie, saß schon früh auf einem Pony. Mutter Gaby war Deutsche Meisterin und hilft beim Training der Pferde, wenn die Tochter lernen muss. Vater Joseph ist auch geritten und arbeitet seit vielen Jahren als Verkäufer im Stall von Paul Schockemöhle. Catch me if you can, das Pferd, mit dem Klaphake in Tryon startet, gehört Schockemöhle. Noch, muss es heißen – denn die zehnjährige Stute ist äußerst begehrt. Acht Millionen Dollar soll Internet-Milliardär Bill Gates geboten haben, um Catch me if you can für seine Tochter zu erwerben. Noch gebe es aber „eine Abmachung“, erklärt Laura Klaphake. „Bis zum Jahresende darf ich sie reiten, dann setzen wir uns zusammen.“Für Olympia 2020 in Tokio könnte die Stute jedoch verloren gehen.
Dass Paul Schockemöhle beim Pferdeverkauf nicht zu Sentimentalitäten neigt, erlebte die junge Frau bereits. Silverstone, mit dem Laura Klaphake 2017 Deutsche Meisterin wurde, verkaufte der einstige Weltklassereiter und Pferdehändler im Winter für einige Millionen. Seitdem reitet die Tschechin Anna Kellnerova den Wallach. Recht erfolglos – das Talent von Laura Klaphake hat sie eher nicht. Die aber bleibt ruhig. „Warten wir erst mal die WM ab“, sagte sie entspannt. Vielleicht kann sie in Tryon ja Pluspunkte für sich und ihre Stute sammeln. „Eine Medaille ist sicherlich ein Argument“, sagte Besitzer Schockemöhle. „Aber ich bin mir sicher, dass Laura auch ohne Catch me erfolgreich sein kann.“
Der gemeinsame Auftakt in Tyron war eher durchwachsen. Beim Zeitspringen am Mittwoch ritt Laura Klaphake nach einem Verweigerer von Catch me if you can erst nach 88,83 Sekunden über die Ziellinie. Routinier Marcus Ehning auf Pret a tout brauchte zum Vergleich 77,08 Sekunden. Die Entscheidung fällt Sonntag.