Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Es wird eng für die Kanzlerin
Es ist schon erstaunlich, wie gefasst die CSU-Spitze den Ausgang der Landtagswahl zur Kenntnis genommen hat. Da verliert die Partei mehr als zehn Prozent ihrer Wähler und damit die absolute Mehrheit – und was passiert? Nicht viel. Der Pragmatiker Markus Söder spricht von rascher Regierungsbildung und gelobt bessere Regierungsarbeit. Parteichef Horst Seehofer übernimmt zwar etwas Mitverantwortung für die Stimmverluste, spricht gleichzeitig aber von einem „klaren Auftrag“zu regieren. So kann man auch mit einer historischen Niederlage umgehen. Aber es hätte tatsächlich ja noch schlimmer kommen können für die Christsozialen: Wenn sie die Grünen gebraucht hätten, um eine Regierungskoalition zu bilden, dann wäre das Beben in München sicherlich heftiger ausgefallen. So können sich die Grünen zwar über ihren Sieg freuen, aber Opposition bleibt Opposition.
Jetzt wird es also auf eine Koalition mit den Freien Wählern hinauslaufen. Für die Wähler in Bayern heißt das: Es wird sich nicht allzu viel verändern. Der Ministerpräsident heißt Markus Söder, und Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger wird sekundierend an seiner Seite stehen. Neben Grünen und SPD wird künftig auch die AfD im Landtag sitzen – der Streit um die Flüchtlingspolitik hat den Rechtspopulisten die Wähler zugetrieben. Für Seehofer könnte dies noch bittere Folgen haben. Er wird in absehbarer Zeit den Parteivorsitz abgeben müssen. Der CSU-Chef ist zu einem König ohne Land geworden, das Grummeln der Basis über den unglücklich agierenden Vorsitzenden kann gar nicht mehr überhört werden.
Die eigentliche Sprengkraft der Landtagswahl wird sich aber in Berlin zeigen. Natürlich stärkt das desaströse Ergebnis der SPD in Bayern die Sozialdemokraten, die einen Ausstieg aus der Großen Koalition fordern, um den Untergang der eigenen Partei aufzuhalten. Spätestens wenn das Ergebnis der Landtagswahl in Hessen für die SPD ähnlich vernichtend sein sollte wie nun im Freistaat, wird es eng für das Regierungsbündnis unter Kanzlerin Angela Merkel.