Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Die Schlagzeilen gehören wieder dem HSV
Hamburg ersetzt Titz durch den Ex-Stuttgarter Wolf – Einem Spieler gefällt das nicht
AMBURG (SID/dpa/zak) - Hannes Wolf, der Aufstiegsheld beim VfB Stuttgart, übernimmt den Zweitligisten Hamburger SV – der als großer Hoffnungsträger gestartete Christian Titz ist nach nur 226 Tagen schon wieder Geschichte. Der 47-Jährige wurde am Dienstag entlassen. Wolf unterschrieb einen Vertrag bis 2020 und wird heute sein erstes Training leiten. Kurios: Er ist der 19. Coach des HSV seit 2007 – einsamer Rekord im deutschen Profifußball. Der VfB, Nr. 2 in dieser Statistik, kommt im gleichen Zeitraum auf 16 Übungsleiter. Zum Vergleich: Zweitliga-Rivale Heidenheim hatte im gleichen Zeitraum nur einen Trainer: Frank Schmidt.
„Das Feuer ist zu hundert Prozent da. Ich weiß, dass der Weg für den HSV relativ schwer ist. Aber alleine wegen der Bedeutung des HSV musste ich nicht lange überlegen. Das ist eine große Herausforderung, die ich gerne annehme“, sagte der 37-jährige Wolf bei seiner Vorstellung und ergänzte drei Tage vor seinem Debüt bei Aufsteiger Magdeburg: „Wir werden nicht aufsteigen, wenn wir viel reden. Wir müssen viel und hart arbeiten. Vollgas voraus.“
Schlechte Heimbilanz
Nach dem 0:0 gegen Bochum am Sonntag ist der Club nach zehn Spieltagen mit 18 Zählern auf Platz fünf zurückgefallen, auch Stadtrivale St. Pauli zog vorbei. Primus 1. FC Köln ist allerdings nur zwei Zähler besser. Dennoch: Für HSV-Sportvorstand Ralf Becker war die Bilanz zu karg: „Es war meine absolute Überzeugung, dass wir in dieser Konstellation mit Christian Titz unsere Saisonziele nicht erreichen“, sagte der. „Wir haben leider nicht die angestrebte Entwicklung genommen.“Titz habe die Entscheidung professionell aufgenommen, meinte Becker, der Wolf als eines der „größten Trainertalente in Deutschland“bezeichnete. HSV-Boss Bernd Hoffmann sagte, dass er zu „120 Prozent“zur Entscheidung seines Sportchefs stehe: „Ich bin froh, dass Hannes Wolf neben mir sitzt.“
In den letzten drei – torlosen – Heimspielen hatte der HSV nur zwei Punkte erzielt. Bereits nach dem 0:5Debakel gegen Regensburg Ende September war Titz, dessen zahllose Rotationen und hohes Torwartspiel kritisiert wurden – auch von HSV-Insider Felix Magath –, auf der Kippe gestanden. Nach der vorübergehenden Tabellenführung hatte es zuletzt nur fünf Punkte aus vier Partien gegeben, von den sechs Heimspielen gewann der HSV lediglich zwei. Das Saisonziel der Hamburger, die mit dem teuersten Kader der Zweitliga-Historie (28,5 Millionen Euro Gehaltsetat) antreten, ist alternativlos: der direkte Wiederaufstieg. Doch der war für die Clubbosse in Gefahr.
Bei den Spielern war Titz allerdings beliebt – so sehr, dass Youngster Jann-Fiete Arp mächtig sauer war auf seinen Verein. Bei Instagram postete der 19 Jahre junge Angreifer ein Bild, das ihn beim Handschlag mit dem Trainer zeigt. Darüber sechs fett gedruckte Ausrufezeichen, darunter sind finster dreinblickende Smileys abgebildet. Am Nachmittag hatte der Jungstar seinen Post – wohl auch auf Druck des Clubs – wieder gelöscht, Arp muss sogar mit Konsequenzen rechnen. „Fiete ist ein junger Spieler, aber das geht nicht, das werden wir auch intern besprechen. So eine Meinungsäußerung nach außen ist nicht akzeptabel“, sagte Becker. Die Beförderung von Titz zum Chef-Trainer war angeblich auch ein Grund, warum Arp im Sommer nicht zu Bayern München gewechselt war, sondern seinen Vertrag bis 2020 verlängerte.
Der Dortmunder Wolf, der beim VfB im Januar als Tabellen-15. entlassen worden war, geht das Himmelfahrtskommando an der Elbe auch mit Humor an. „Hier hört sich das Willkommen fast wie eine Drohung an“, sagte er angesichts der Trainerfluktuation. „Er steht für all das, was wir beim HSV wollen. Deshalb war er unser Topkandidat“, sagte Becker.
Titz hatte die HSV-Profis im März von Bernd Hollerbach übernommen. Trotz verbesserter Leistungen konnte der Mannheimer den ersten Abstieg des letzten verbliebenen BundesligaGründungsmitglieds nicht verhindern. Einen Vertrag bis 2020 erhielt er im Sommer dennoch, galt er bei Verein und Fans doch als Symbol des Neuanfangs. Das soll nun Hannes Wolf werden – wie einst in Stuttgart.