Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Ein Schluck für die Schönheit
Trinkampullen sollen gut für die Haut sein – Verbraucherschützer und Ärzte sind kritisch
DÜSSELDORF/HAMBURG (dpa) Wer sie hat, will sie behalten – und wer nicht, will sie haben: eine glatte und makellose Haut. Genau das verspricht die Werbung für Trinkampullen. Täglich ein Fläschchen leeren, schon ist die Haut gut durchfeuchtet, elastisch und alsbald faltenfrei. Das klingt erstmal gut. Und viele der Produkte können durchaus die gewünschte Wirkung entfalten. „Aber für eine schöne Haut ist mehr nötig als einfach nur der Verzehr solcher Trinkampullen“, schränkt Sigrid Röchter von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen ein.
Vitamine, Mineralstoffe, Proteine, Fettsäuren und Wasser: In jeder Trinkampulle steckt etwas anderes. Einige, wie zum Beispiel Omega-3Fettsäuren, sollen Entzündungsprozessen entgegenwirken. Andere, wie die Vitamine C und E, Beta-Carotin, Selen und Zink, sollen die schädlichen freien Radikale neutralisieren. Sekundären Pflanzenstoffen wie Resveratrol oder Oligomere Proanthocyanidine wird nachgesagt, dass sie den Alterungsprozess verlangsamen, indem sie bestimmte Gene aktivieren. Und Struktur, Feuchtigkeit und Elastizität der Haut sollen durch Stoffe wie Kollagen, Hyaluronsäure, Aminosäuren und Fettsäuren positiv beeinflusst werden.
Makellose Haut hat stark mit einem gesunden Lebensstil zu tun
„Ob die Ampullen tatsächlich die angepriesene Wirkung entfalten, hängt von den Inhaltsstoffen des jeweiligen Produkts ab“, sagt Martina Kerscher, Hautfachärztin und Professorin für Kosmetikwissenschaft an der Universität Hamburg. Nach ihren Angaben kann etwa durch die Einnahme von Kollagenhydrolysaten die Haut durchaus elastischer werden, glatter und weniger trocken.
Aus Kollagen besteht die Schicht zwischen Oberhaut und Unterhaut. Sie ist es, die für Festigkeit und jugendliches Aussehen der Haut sorgt. Diese Schicht verliert mit zunehmendem Alter etwa ein Drittel ihres ursprünglichen Kollagengehalts. Gelangen über die Nahrung zusätzliche Kollagenbestandteile in den Körper, können sie die körpereigene Kollagenproduktion stimulieren und so für neue Spannkraft sorgen.
Mit der Einnahme von kollagenhaltigen Ampullen allein ist es allerdings noch lange nicht getan. Die Stiftung Warentest etwa steht den Produkten eher kritisch gegenüber. „Klar ist, dass eine makellose Haut neben einer genetischen Veranlagung viel mit einem gesunden Lebensstil zu tun hat“, betont Lea Sophie Lukas von der Stiftung Warentest.
So sieht es auch Hautärztin Kerscher. Neben einer ausgewogenen Ernährung mit viel Obst und Gemüse und ausreichend Flüssigkeitszufuhr in Form von Wasser und ungesüßtem Tee seien gute Hautpflegeprodukte wichtig.
Auch Vitamine und Mineralstoffe kann man überdosieren
Viele Trinkampullen enthielten Farbstoffe, Konservierungsmittel oder auch Süßstoffe. „Hier lohnt ein Blick auf das Zutatenverzeichnis, vor allem dann, wenn man gegen bestimmte Stoffe oder Mittel allergisch ist“, sagt Verbraucherschützerin Röchter. Vorsicht ist auch angesagt, wenn jemand zusätzlich weitere Nahrungsergänzungsmittel mit Vitaminen und Mineralstoffen zu sich nimmt. Auch Vitamine und Mineralstoffe kann man überdosieren. Die Folgen reichen von Durchfall, Erbrechen und Kopfschmerzen bis hin zu Vergiftungen.
Hinzu kommt, dass Trinkampullen nicht günstig sind. „Für eine Tagesration zahlt man im Schnitt zwischen einem und drei Euro“, sagt Röchter. Wer täglich eine Ampulle trinkt, gibt für die Schönheit aus dem Fläschchen im Monat zwischen 30 und 90 Euro aus. Ob sich die Investition lohnt, muss jeder für sich entscheiden. Ein Muss sind die Trinkampullen aus Sicht der Verbraucherzentrale NRW jedenfalls nicht. Wer eine gesunde Haut hat, kommt ohne zurecht. Und bei Hautproblemen sind Hautarzt und Kosmetiker die richtigen Ansprechpartner.