Schwäbische Zeitung (Laupheim)

15 Minuten voller surrealer Momente

Kurzfilm „Mama“von Regisseuri­n Anna Mönnich feiert am Samstag in Ulm Premiere

- Von Sebastian Mayr

ULM - Eine Frau taucht ins dunkle Wasser. Unter das Rauschen mischt sich das monotone und regelmäßig­e Piepen von Herztönen an einem EKG im Krankenhau­s. Ein Paar blickt sich an, aus dem Off klingen Stimmen, ein Mann geht über Wasser. Szenen aus dem Trailer des Films „Mama“der Wahl-Ulmerin Anna Mönnich. Am Samstag wird der Kurzfilm im Casino im ehemaligen Sparkassen­gebäude in Ulm erstmals gezeigt. Bei der Premiere spielt der Ulmer Musiker Jonas Dorn, der für den Soundtrack verantwort­lich war, ein Konzert. „Ich bin total froh, dass der Film jetzt veröffentl­ich wird“, sagt Mönnich. Eine lange Schaffensp­hase steckt hinter dem Werk. Mönnich hat auf aufwendige visuelle Effekte gesetzt: drei- und zweidimens­ionale Animatione­n am Computer, aber auch Modelle im Studio; echte Zugsitze, die die Bahn gesponsert hat, ein Bett in einem Schwimmbec­ken, ein Koffer aus Erde, der zerbröselt. „In dem Drehbuch gibt es unglaublic­h viele surreale Momente“, sagt die Filmemache­rin, die das Drehbuch geschriebe­n und Regie geführt hat.

„Mama“beschreibt den Traum, den die schwangere Maria unter Vollnarkos­e erlebt. Ihre Wahrnehmun­g verändert sich permanent. Hinter dem Film steckt die Idee, den Zweifel an der Menschheit in bewegten Bildern zu fassen, erzählt Mönnich. Der Zuschauer soll nicht mit der Protagonis­tin mitfühlen, sondern eigene Gefühle erkennen. „Er soll denken: Das greift auf eine Angst zu, die ich selbst kenne“, beschreibt die 37-Jährige, die vor rund einem Jahrzehnt in Ulm Schauspiel studiert hat und vor etwa einem Jahr an die Donau zurückkehr­te. Ihre eigenen Ängste hat Mönnich in „Mama“nicht verarbeite­t – zumindest nicht bewusst. „Wahrschein­lich hat das schon alles irgendwie mit mir zu tun“, gesteht sie. „Die Umweltprob­lematik bewegt mich. Und der Kampf um eine vertrauens­volle Beziehung ist etwas, das ich auch immer wieder erlebt habe.“

Der 15 Minuten lange Kurzfilm ist ein Projekt der Kunsthochs­chule für Medien Köln. Nicht nur die visuellen Effekte machten die Arbeit schwierig, sondern auch das knappe Budget. „Es ist ein Projekt, bei dem wir an die Grenzen gegangen sind“, sagt Mönnich. Der Film, glaubt sie, gefällt Menschen, die bereit sind, beim Zuschauen den eigenen Gedanken zu folgen.

Eine Ähnlichkei­t zu anderen Projekten der 37-Jährigen ist auf den ersten Blick kaum zu erkennen. Das Kinder-Puppenthea­terstück „Malenki findet seinen Platz“, das kürzlich in Ulm aufgeführt wurde, erzählt von einem Jungen, der für seinen Traum kämpft, im Zirkus auftreten zu können. Auch der nächste Stoff, verspricht Mönnich, soll klassische­r werden. Bei allen Unterschie­den sieht sie eine Gemeinsamk­eit: „Es gibt bei jedem Stoff so etwas wie ein Glitzern.“Da seien zum Beispiel die Visualität, die besonderen Bilder, der Blick unter die Oberfläche des Protagonis­ten. Und: „Ich mag Heilungsge­schichten.“

Ein weiteres Konzept hat vor Kurzem noch einmal Fahrt aufgenomme­n: Die geplante 360-Grad-Serie „Rosemarie’s Celebratio­n“, die Mönnich als Teil des Künstlerko­llektivs „Writers’ Room Lagerfeuer“entwickelt hat, wird mit dem Wim-Wenders-Stipendium der Film- und Medienstif­tung NRW gefördert. Das ermöglicht den Filmemache­rn, einen Teaser zu drehen, um das nötige Geld zu sammeln – und es brachte ihnen Feedback-Gespräche mit dem berühmten Regisseur ein. „Das ist total gut für uns“, schwärmt Mönnich. „Rosemarie’s Celebratio­n“ist eine Virtual-Reality-Serie, die sich um ein übernatürl­iches Familiendr­ama dreht.

„Mama“ist am Samstag, 10. November, um 19 Uhr im Casino Ulm zu sehen.

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FOTO: ANNA MÖNNICH „Mama“von Regisseuri­n Anna Mönnich.

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