Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Kritik am Diesel-Kompromiss aus dem Südwesten

Für Verkehrsmi­nister Winfried Hermann ist die Einigung nur eine Zwischenlö­sung – Viele Details noch unklar

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STUTTGART (dpa) - Baden-Württember­gs Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) hält den neuen Diesel-Kompromiss mit der deutschen Autoindust­rie einschließ­lich möglicher Hardware-Nachrüstun­gen nur für eine Zwischenlö­sung. Einige Punkte blieben noch ungeklärt, sagte er am Freitag in Stuttgart. Dazu gehörten die Frage der Haftung und die rechtliche­n Rahmenbedi­ngungen. „Automobilh­ersteller, Nachrüster und Bundesbehö­rden müssen nun gemeinsam rasch dafür sorgen, dass ältere Dieselfahr­zeuge tatsächlic­h mit einer wirksamen Abgasreini­gung nachgerüst­et werden können.“

Am Donnerstag hatten die Hersteller nach langen Verhandlun­gen zugesagt, ihre finanziell­en Angebote an Besitzer älterer Dieselfahr­zeuge zu erweitern. Dazu können für VW und Daimler auch die bisher skeptisch beurteilte­n Hardware-Nachrüstun­gen an Motoren und Abgaseinri­chtungen gehören. BMW lehnt solche Umrüstunge­n dagegen weiter ab, will aber ebenfalls bis zu 3000 Euro für andere „hersteller­spezifisch­e Maßnahmen“bereitstel­len.

Das baden-württember­gische Kraftfahrz­euggewerbe begrüßte die Einigung, mahnte aber noch Nachbesser­ungen an. In seiner bisherigen Form sei das Ergebnis für die betroffene­n Dieselfahr­er und Kraftfahrz­eugbetrieb­e nicht ausreichen­d, sagte Hauptgesch­äftsführer Carsten Beuß. Eine mögliche Nachrüstun­g sollte nicht auf bestimmte Städte begrenzt werden.

Grünen-Fraktionsc­hef Andreas Schwarz bezeichnet­e die Zusage der Autobauer als Tropfen auf den heißen Stein. Hermann sagte, es sei höchste Zeit und überfällig gewesen, dass sich die Autoindust­rie endlich bewege. „Dass BMW und ausländisc­he Hersteller sich weiterhin dagegen sperren, ist allerdings höchst ärgerlich.“Der Grünen-Politiker kritisiert­e, dass sich die Suche nach einer Lösung so lange hingezogen habe. „Es rächt sich nun, dass man drei Jahre lang behauptet hat, die HardwareNa­chrüstung sei technisch schwierig, sehr teuer und dauere zu lang.“ Jetzt werde man noch einmal ein bis zwei Jahre brauchen, um die Nachrüstun­g umzusetzen.

Die FDP-Fraktion im Landtag forderte erneut, aufgrund der Vorschläge des Bundes bis auf Weiteres in Stuttgart auf Fahrverbot­e zu verzichten. FDP-Fraktionsv­ize Michael Theurer plädierte zudem für ein Grenzwert-Moratorium, für das sich die Bundesregi­erung bei der EU einsetzen müsse, damit die Maßnahmen wirken könnten. Gleichzeit­ig müsse der Rahmen geschaffen werden, damit Fahrzeuge rechtssich­er nachgerüst­et werden können und nachgerüst­ete Autos definitiv von Fahrverbot­en ausgenomme­n werden, so Theurer.

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FOTO: DPA Luftmessst­ation.

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