Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Visionen von sauberen Bussen und Bahnen anstelle des Autos
Verkehrsminister Winfried Hermann referiert über die „Zukunft der Mobilität“
LAUPHEIM – Dass man mit dem Thema „Straßenverkehr“leicht Säle füllen kann, das zeigte der Vortrag von Verkehrsminister Winfried Hermann über die „Zukunft der Mobilität“in der Schranne. Großes Interesse daran bestätigte auch Laupheims Bürgermeister Gerold Rechle in seiner Begrüßung: „Es gibt kein wichtigeres Thema als den Verkehr in Laupheim.“Er gab denn auch dem Verkehrsminister einen nicht unbescheidenen Wunschzettel mit auf den Weg nach Stuttgart: Einen weiteren B 30-Anschluss, den Bau einer Nord-West-Tangente, Unterstützung bei der Umgestaltung der Kapellenstraße sowie Hilfe beim Ausbau des Radwegenetzes und der E-Mobilität. Zum Schluss ging Hermann auf die Wünsche Laupheims kurz ein.
„Fragen der Mobilität treibt viele Leute um“, stellte Landesminister Hermann zu Beginn seiner Ausführungen fest. Er bedauerte, dass man in den letzten Jahren zu lange „herumgedieselt“habe, man sich zu sehr mit der Verkehrstechnik der Vergangenheit beschäftigt habe. Es sei nicht erkannt worden: „Wir leben in einer Zeit des Umbruchs.“Hermann forderte dazu auf, in Sachen Mobilität in der Zukunft hin nicht linear zu denken. Die Menschen sollten sich fragen: „Wie sind wir in 20 Jahren mobil?“Die Landesregierung wolle sich den Herausforderungen stellen.
Winfried Hermann zeichnete ein Bild seiner Visionen und jener der Landesregierung. Demnach steht der öffentliche Personennahverkehr
(ÖPNV) an oberster Stelle. Die Zahl der so transportierten Menschen soll sich verdoppeln.
Der Verkehrsminister machte den Zuhörern in seinen Ausführungen den Mund wässrig über seine Vorstellungen zum ÖPNV der Zukunft: neue, komfortable Zugwaggons in einheitlichem Design, mit barrierefreiem Zugang, einheitliche Tarife im Land. Vor allem: „Man muss sich verlassen können, dass die Züge pünktlich sind.“Was die Menschen in ländlichen Regionen wohl gerne hören: Sie sollen im Stundentakt von zu Hause wegkommen, der Fahrplan
der Linienbusse soll an die Zuganschlüsse angepasst werden. Und nicht zuletzt: „Es muss preiswert sein.“Wenn keine Schienen vorhanden sind, sollen Schnellbus-Linien Verbesserungen bringen. Hermann sieht in den ländlichen Regionen in Zukunft eine wichtige Funktion für das Wohnen, um die Ballungsräume zu entlasten. Das Land wolle alles tun, „damit es keine abgehängten Gebiete gibt“. Es müsse attraktiv bleiben, auf dem Land zu leben. Er ermuntere die Zuhörer, sich für die Schaffung von Haltestellen und Lückenschlüsse einzusetzen.
Der Verkehrsminister setzt bei seinen Visionen auf die E-Mobilität. Dazu zählt für ihn vor allem eine Verbesserung der Antriebstechnik bei den Bussen: „Wir fördern die Hybridisierung der Busse.“Die Landesregierung treibe eine Verbesserung der Ladeinfrastruktur bei E-Autos voran und habe den Landratsämtern Geld zur Finanzierung einer neuen Busflotte zur Verfügung gestellt. Der Strom für E-Fahrzeuge soll aus erneuerbaren Energie stammen. Die Mitfahrmöglichkeit soll gefördert und das Steuersystem den neuen Erfordernissen angepasst werden. Er sprach sich vehement für eine Besteuerung des Flugbenzins aus.
Verkehrsminister Hermann kritisierte bei seinen Gedanken zur Zukunft der Mobilität scharf die Autokonzerne. Statt selber Konsequenzen aus dem Dieselskandal zu ziehen, „schieben sie den Schwarzen Peter an die Politik weiter“. Er bedauerte, dass die Konzerne es nicht geschafft hätten, bezahlbare elektrisch angetriebene Kleinwagen auf
„Bisher hat man immer versucht, es dem Autoverkehr recht zu machen.“Verkehrsminister Winfried Hermann
den Markt zu bringen. Er warnte: „Die Gefahr ist groß, dass wir den Anschluss verlieren an die technologische Entwicklung.“Skeptisch ist der Politiker gegenüber dem autonomen Fahren: „Ich habe Zweifel, ob es so kommt.“Dies führe womöglich zu noch mehr Verkehr.
Hermann mahnte, die Antriebstechnik in Anbetracht des Klimawandels dringend zu ändern. Man sollte mehr zu Fuß gehen und auch das Fahrrad nutzen. Das seien Veränderungen, die sich in den Köpfen der Bürger vollziehen sollten. „Bisher hat man immer versucht, es dem Autoverkehr recht zu machen.“Man sollte sich überlegen: „Was brauchen wir in zwei oder drei Jahrzehnten?“Ein weiterer B 30-Anschluss oder mehrere Parkhäuser erübrigten sich für Laupheim möglicherweise dann.