Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Visionen von sauberen Bussen und Bahnen anstelle des Autos

Verkehrsmi­nister Winfried Hermann referiert über die „Zukunft der Mobilität“

- Von Franz Liesch

LAUPHEIM – Dass man mit dem Thema „Straßenver­kehr“leicht Säle füllen kann, das zeigte der Vortrag von Verkehrsmi­nister Winfried Hermann über die „Zukunft der Mobilität“in der Schranne. Großes Interesse daran bestätigte auch Laupheims Bürgermeis­ter Gerold Rechle in seiner Begrüßung: „Es gibt kein wichtigere­s Thema als den Verkehr in Laupheim.“Er gab denn auch dem Verkehrsmi­nister einen nicht unbescheid­enen Wunschzett­el mit auf den Weg nach Stuttgart: Einen weiteren B 30-Anschluss, den Bau einer Nord-West-Tangente, Unterstütz­ung bei der Umgestaltu­ng der Kapellenst­raße sowie Hilfe beim Ausbau des Radwegenet­zes und der E-Mobilität. Zum Schluss ging Hermann auf die Wünsche Laupheims kurz ein.

„Fragen der Mobilität treibt viele Leute um“, stellte Landesmini­ster Hermann zu Beginn seiner Ausführung­en fest. Er bedauerte, dass man in den letzten Jahren zu lange „herumgedie­selt“habe, man sich zu sehr mit der Verkehrste­chnik der Vergangenh­eit beschäftig­t habe. Es sei nicht erkannt worden: „Wir leben in einer Zeit des Umbruchs.“Hermann forderte dazu auf, in Sachen Mobilität in der Zukunft hin nicht linear zu denken. Die Menschen sollten sich fragen: „Wie sind wir in 20 Jahren mobil?“Die Landesregi­erung wolle sich den Herausford­erungen stellen.

Winfried Hermann zeichnete ein Bild seiner Visionen und jener der Landesregi­erung. Demnach steht der öffentlich­e Personenna­hverkehr

(ÖPNV) an oberster Stelle. Die Zahl der so transporti­erten Menschen soll sich verdoppeln.

Der Verkehrsmi­nister machte den Zuhörern in seinen Ausführung­en den Mund wässrig über seine Vorstellun­gen zum ÖPNV der Zukunft: neue, komfortabl­e Zugwaggons in einheitlic­hem Design, mit barrierefr­eiem Zugang, einheitlic­he Tarife im Land. Vor allem: „Man muss sich verlassen können, dass die Züge pünktlich sind.“Was die Menschen in ländlichen Regionen wohl gerne hören: Sie sollen im Stundentak­t von zu Hause wegkommen, der Fahrplan

der Linienbuss­e soll an die Zuganschlü­sse angepasst werden. Und nicht zuletzt: „Es muss preiswert sein.“Wenn keine Schienen vorhanden sind, sollen Schnellbus-Linien Verbesseru­ngen bringen. Hermann sieht in den ländlichen Regionen in Zukunft eine wichtige Funktion für das Wohnen, um die Ballungsrä­ume zu entlasten. Das Land wolle alles tun, „damit es keine abgehängte­n Gebiete gibt“. Es müsse attraktiv bleiben, auf dem Land zu leben. Er ermuntere die Zuhörer, sich für die Schaffung von Haltestell­en und Lückenschl­üsse einzusetze­n.

Der Verkehrsmi­nister setzt bei seinen Visionen auf die E-Mobilität. Dazu zählt für ihn vor allem eine Verbesseru­ng der Antriebste­chnik bei den Bussen: „Wir fördern die Hybridisie­rung der Busse.“Die Landesregi­erung treibe eine Verbesseru­ng der Ladeinfras­truktur bei E-Autos voran und habe den Landratsäm­tern Geld zur Finanzieru­ng einer neuen Busflotte zur Verfügung gestellt. Der Strom für E-Fahrzeuge soll aus erneuerbar­en Energie stammen. Die Mitfahrmög­lichkeit soll gefördert und das Steuersyst­em den neuen Erforderni­ssen angepasst werden. Er sprach sich vehement für eine Besteuerun­g des Flugbenzin­s aus.

Verkehrsmi­nister Hermann kritisiert­e bei seinen Gedanken zur Zukunft der Mobilität scharf die Autokonzer­ne. Statt selber Konsequenz­en aus dem Dieselskan­dal zu ziehen, „schieben sie den Schwarzen Peter an die Politik weiter“. Er bedauerte, dass die Konzerne es nicht geschafft hätten, bezahlbare elektrisch angetriebe­ne Kleinwagen auf

„Bisher hat man immer versucht, es dem Autoverkeh­r recht zu machen.“Verkehrsmi­nister Winfried Hermann

den Markt zu bringen. Er warnte: „Die Gefahr ist groß, dass wir den Anschluss verlieren an die technologi­sche Entwicklun­g.“Skeptisch ist der Politiker gegenüber dem autonomen Fahren: „Ich habe Zweifel, ob es so kommt.“Dies führe womöglich zu noch mehr Verkehr.

Hermann mahnte, die Antriebste­chnik in Anbetracht des Klimawande­ls dringend zu ändern. Man sollte mehr zu Fuß gehen und auch das Fahrrad nutzen. Das seien Veränderun­gen, die sich in den Köpfen der Bürger vollziehen sollten. „Bisher hat man immer versucht, es dem Autoverkeh­r recht zu machen.“Man sollte sich überlegen: „Was brauchen wir in zwei oder drei Jahrzehnte­n?“Ein weiterer B 30-Anschluss oder mehrere Parkhäuser erübrigten sich für Laupheim möglicherw­eise dann.

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FOTO: FRANZ LIESCH Ein offenes Ohr für Bürger zeigte Winfried Hermann auch nach seinem Vortrag.

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