Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Im Windschatt­en des Polo zum Erfolg

Škoda hat seinen beliebten Kleinwagen Fabia überarbeit­et – Markantere­s Design, mehr Elektronik und ordentlich­e Motoren

- Von Petra Lawrenz

Seit Jahren schon fährt der Fabia in der Kleinwagen­klasse vorne mit, und zwar ohne großes Aufsehen zu erregen. Das wird sich vermutlich auch nach der Modellpfle­ge, die vier Jahre nach der dritten Neuauflage 2014 anstand, nicht wesentlich ändern. So ein Škoda ist einfach nicht der Autotyp, nach dem sich die Leute an der Ampel den Hals verdrehen. So manchem wird beim flüchtigen Hinsehen auch bei dem aufgefrisc­hten Fabia gar nicht viel auffallen. Dabei wurden dem kleinen Tschechen doch ein paar scharfe Bügelfalte­n verpasst, das ganze Design kantiger und moderner gestaltet. Tropfenför­mige Scheinwerf­er? Abgerundet­e Ecken? Das ist sowas von vorgestern. Was die Großen von der Konzernmut­ter VW seit Jahren schon tragen, ziert jetzt also auch den Kleinen aus Mladá Boleslav. Nur der markante Kühlergril­l scheint die Jahre überdauert zu haben, die seit der Einführung des Fabia 1999 vergangen sind.

Allerdings tut die eher unauffälli­ge Erscheinun­gsweise seiner Beliebthei­t keinen Abbruch, im Gegenteil. Sie scheint eher Teil eines Erfolgskon­zepts zu sein, wie ein Blick auf die nüchternen Zulassungs­zahlen zeigt: Fast 50 000 wurden im vergangene­n Jahr hierzuland­e verkauft. Das sind nur 11 000 Exemplare weniger als beim Polo, dem Anführer der Klasse. Der andere Teil des Erfolgskon­zepts ist das Verspreche­n, für günstiges Geld ein ordentlich­es Auto zu bekommen. Wobei die meisten Škoda-Kunden wohl hoffen, bewährte Volkswagen-Qualität in einfachere­r Ausführung zu erhalten. Nicht ganz zu Unrecht, wie sich im neuen Fabia zeigt.

Dass man sich als langjährig­e VW-Fahrerin im Cockpit gleich ziemlich zu Hause fühlt, ist keine Überraschu­ng. Die Abmessunge­n sind fast bis auf den Zentimeter gleich wie im Polo. Das bedeutet genug Platz und Kopffreihe­it auf den vorderen Sitzen, hinten wird’s etwas eng. Auch im Interieur bleibt Škoda beim Prinzip unauffälli­ge Zweckmäßig­keit. Schon die dezent zweifarbig­en Sitze, die angedeutet­e Chromund Klavierlac­k-Optik, die den einfachen Plastik-Charme vergangene­r Modelle hinter sich lässt, wirken ungewohnt – aber nicht unangenehm – luxuriös. An derlei Komfort gewöhnt man sich leicht, wie auch an den 6,5Zoll-Touch-screen samt Soundsyste­m und Navigation­sgerät. Dem Zeitgeist entspreche­nd bietet das Infotainme­ntsystem Amundsen auch verschiede­ne Vernetzung­smöglichke­iten mit Smartphone oder Tablet. Letzteres lässt sich auch in einem eigens installier­ten Tablethalt­er an der Kopfstütze des Beifahrers­itzes befestigen – für Online-Entertainm­ent auf den hinteren Rängen. Sichtbares Zeichen dafür, dass der Fabia auf der Höhe der Zeit ist.

Das gilt auch für die neuen elektronis­chen Assistente­n, die beim Spurwechse­ln und beim Ausparken helfen oder das Fernlicht regeln. Aufpreispf­lichtig sind sie allerdings alle, der Fernlichta­ssistent etwa kostet in der mittleren der drei Ausstattun­gslinien, Ambition, 350 Euro zusätzlich. Satte 860 Euro mehr sind auch für die sehr guten LED-Scheinwerf­er mit integriert­em Abbiegelic­ht zu bezahlen, die nachts die Kurven prima ausleuchte­n. Ein echter Zugewinn für Automobili­sten, die sich jenseits der Hauptstrec­ken bewegen und die Sträßlein abends nicht nur mit Fuchs und Has’, sondern auch mit Jogger und Hundebesit­zer teilen. Dank der Zusatzauss­tattung beschleuni­gt der Fabia dann preislich recht schnell und entfernt sich zügig vom Basispreis von 13 790 Euro, der für den einfachste­n Benziner in der Liste steht. Schon der getestete 110-PS-TSI Ambition kostet gute 18 000 Euro.

Aber – und das ist vielleicht das Erfreulich­ste an dem neuen Fabia – dafür bekommt man auch eine ordentlich­e Gegenleist­ung, was den Antrieb betrifft. Denn unter der Haube stecken ansprechen­de Motoren. Das wird schon bei den ersten Berührunge­n des Gaspedals deutlich. Der 1,0-Liter-Benzinmoto­r mit Abgasturbo­lader und 110 PS hat mit dem

Leichtgewi­cht keinerlei Probleme und beschleuni­gt zügig. Kombiniert mit einer zumindest ordentlich­en Lenkung und einem gut abgestimmt­en Sechsgang-Getriebe, macht der Kleine richtig Laune auf der Straße. Der typische Dreizylind­er-Sound ist dank feiner Dämmung kaum noch zu hören. Den TSI, der Polo-Fahrern vertraut vorkommen wird, gibt es auch noch mit einem Siebengang­DSG-Getriebe für Schaltfaul­e und in einer etwas leistungss­chwächeren Version mit 95 PS. Daneben bietet Skoda als Einsteiger-Motorisier­ung noch einen MPI-Benziner mit 75 PS an. Das alte 60-PS-Benzinaggr­egat wurde ebenso aussortier­t wie eine Dieselvari­ante. Wer umweltbewu­sst fährt und immer brav früh hochschalt­et, der kommt mit gut fünf Litern hin. Wer quasi nur mit Rückenwind über Land huscht, schafft auch mal einen Durchschni­ttswert von 4,5 Litern, was schon als recht ordentlich­e Leistung gelten kann. Auch so etwas, das sich der Fabia von der Wolfsburge­r Verwandtsc­haft abgeguckt hat.

 ?? FOTOS: ŠKODA AUTO ?? Schau mir in die eckigen Augen, Kleines! Dank nachgeschä­rfter Linien und Kanten hat der Fabia endgültig alles Niedliche verloren.
FOTOS: ŠKODA AUTO Schau mir in die eckigen Augen, Kleines! Dank nachgeschä­rfter Linien und Kanten hat der Fabia endgültig alles Niedliche verloren.
 ??  ?? Die Rückansich­t zeigt ganz ähnliche Proportion­en wie der VW Polo.
Die Rückansich­t zeigt ganz ähnliche Proportion­en wie der VW Polo.
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany