Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Im Windschatten des Polo zum Erfolg
Škoda hat seinen beliebten Kleinwagen Fabia überarbeitet – Markanteres Design, mehr Elektronik und ordentliche Motoren
Seit Jahren schon fährt der Fabia in der Kleinwagenklasse vorne mit, und zwar ohne großes Aufsehen zu erregen. Das wird sich vermutlich auch nach der Modellpflege, die vier Jahre nach der dritten Neuauflage 2014 anstand, nicht wesentlich ändern. So ein Škoda ist einfach nicht der Autotyp, nach dem sich die Leute an der Ampel den Hals verdrehen. So manchem wird beim flüchtigen Hinsehen auch bei dem aufgefrischten Fabia gar nicht viel auffallen. Dabei wurden dem kleinen Tschechen doch ein paar scharfe Bügelfalten verpasst, das ganze Design kantiger und moderner gestaltet. Tropfenförmige Scheinwerfer? Abgerundete Ecken? Das ist sowas von vorgestern. Was die Großen von der Konzernmutter VW seit Jahren schon tragen, ziert jetzt also auch den Kleinen aus Mladá Boleslav. Nur der markante Kühlergrill scheint die Jahre überdauert zu haben, die seit der Einführung des Fabia 1999 vergangen sind.
Allerdings tut die eher unauffällige Erscheinungsweise seiner Beliebtheit keinen Abbruch, im Gegenteil. Sie scheint eher Teil eines Erfolgskonzepts zu sein, wie ein Blick auf die nüchternen Zulassungszahlen zeigt: Fast 50 000 wurden im vergangenen Jahr hierzulande verkauft. Das sind nur 11 000 Exemplare weniger als beim Polo, dem Anführer der Klasse. Der andere Teil des Erfolgskonzepts ist das Versprechen, für günstiges Geld ein ordentliches Auto zu bekommen. Wobei die meisten Škoda-Kunden wohl hoffen, bewährte Volkswagen-Qualität in einfacherer Ausführung zu erhalten. Nicht ganz zu Unrecht, wie sich im neuen Fabia zeigt.
Dass man sich als langjährige VW-Fahrerin im Cockpit gleich ziemlich zu Hause fühlt, ist keine Überraschung. Die Abmessungen sind fast bis auf den Zentimeter gleich wie im Polo. Das bedeutet genug Platz und Kopffreiheit auf den vorderen Sitzen, hinten wird’s etwas eng. Auch im Interieur bleibt Škoda beim Prinzip unauffällige Zweckmäßigkeit. Schon die dezent zweifarbigen Sitze, die angedeutete Chromund Klavierlack-Optik, die den einfachen Plastik-Charme vergangener Modelle hinter sich lässt, wirken ungewohnt – aber nicht unangenehm – luxuriös. An derlei Komfort gewöhnt man sich leicht, wie auch an den 6,5Zoll-Touch-screen samt Soundsystem und Navigationsgerät. Dem Zeitgeist entsprechend bietet das Infotainmentsystem Amundsen auch verschiedene Vernetzungsmöglichkeiten mit Smartphone oder Tablet. Letzteres lässt sich auch in einem eigens installierten Tablethalter an der Kopfstütze des Beifahrersitzes befestigen – für Online-Entertainment auf den hinteren Rängen. Sichtbares Zeichen dafür, dass der Fabia auf der Höhe der Zeit ist.
Das gilt auch für die neuen elektronischen Assistenten, die beim Spurwechseln und beim Ausparken helfen oder das Fernlicht regeln. Aufpreispflichtig sind sie allerdings alle, der Fernlichtassistent etwa kostet in der mittleren der drei Ausstattungslinien, Ambition, 350 Euro zusätzlich. Satte 860 Euro mehr sind auch für die sehr guten LED-Scheinwerfer mit integriertem Abbiegelicht zu bezahlen, die nachts die Kurven prima ausleuchten. Ein echter Zugewinn für Automobilisten, die sich jenseits der Hauptstrecken bewegen und die Sträßlein abends nicht nur mit Fuchs und Has’, sondern auch mit Jogger und Hundebesitzer teilen. Dank der Zusatzausstattung beschleunigt der Fabia dann preislich recht schnell und entfernt sich zügig vom Basispreis von 13 790 Euro, der für den einfachsten Benziner in der Liste steht. Schon der getestete 110-PS-TSI Ambition kostet gute 18 000 Euro.
Aber – und das ist vielleicht das Erfreulichste an dem neuen Fabia – dafür bekommt man auch eine ordentliche Gegenleistung, was den Antrieb betrifft. Denn unter der Haube stecken ansprechende Motoren. Das wird schon bei den ersten Berührungen des Gaspedals deutlich. Der 1,0-Liter-Benzinmotor mit Abgasturbolader und 110 PS hat mit dem
Leichtgewicht keinerlei Probleme und beschleunigt zügig. Kombiniert mit einer zumindest ordentlichen Lenkung und einem gut abgestimmten Sechsgang-Getriebe, macht der Kleine richtig Laune auf der Straße. Der typische Dreizylinder-Sound ist dank feiner Dämmung kaum noch zu hören. Den TSI, der Polo-Fahrern vertraut vorkommen wird, gibt es auch noch mit einem SiebengangDSG-Getriebe für Schaltfaule und in einer etwas leistungsschwächeren Version mit 95 PS. Daneben bietet Skoda als Einsteiger-Motorisierung noch einen MPI-Benziner mit 75 PS an. Das alte 60-PS-Benzinaggregat wurde ebenso aussortiert wie eine Dieselvariante. Wer umweltbewusst fährt und immer brav früh hochschaltet, der kommt mit gut fünf Litern hin. Wer quasi nur mit Rückenwind über Land huscht, schafft auch mal einen Durchschnittswert von 4,5 Litern, was schon als recht ordentliche Leistung gelten kann. Auch so etwas, das sich der Fabia von der Wolfsburger Verwandtschaft abgeguckt hat.