Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Fürs Praktikum geht es nach Wien
Restaurant statt Werkstatt: Samuel sammelt Erfahrungen in der Gastronomie
LAUPHEIM - Seine geistige Behinderung kann Samuel Koch von nichts abhalten: Der 21-Jährige aus Laupheim, der unter anderem von der Lebenshilfe Biberach betreut wird, hat in Wien ein Praktikum in der Gastronomie absolviert. Der Chef des Restaurants „Spelunkel“empfing Samuel mit offenen Armen. Als Hilfskraft konnte Samuel so neue Erfahrungen im Gastronomiebereich sammeln.
Samuels Bruder lebt und arbeitet in Wien, ist hauptberuflich DJ und hat gute Kontakte. Dadurch ermöglichte er es seinem Bruder, ein Praktikum in dem gehobenen Restaurant in der österreichischen Hauptstadt zu absolvieren.
Wenn man Samuel Koch nach der Zeit in Wien fragt, dann beginnt er, übers ganze Gesicht zu strahlen. „Es war schön“, erzählt der 21-Jährige über das einwöchige Pratikum im „Spelunkel“. Mit dem Zug reiste er nach Österreich, wo er für die Woche bei seinem älteren Bruder wohnte.
Einsatz in Küche macht ihm Spaß
Mit den Arbeitskollegen im „Spelunkel“verstand er sich gut, seine Aufgaben im Restaurant machten ihm großen Spaß. Samuel, der zu Hause in der Laupheimer Werkstatt für Menschen mit Behinderung arbeitet, übernahm einfache Tätigkeit. Langeweile kam dabei nicht auf: Er faltete Servietten, deckte die Tische oder sortierte die Besteckschubladen. Außerdem durfte der 21-Jährige in der Küche mitarbeiten, was ihm besondere Freude bereitete. Er schnitt das Gemüse klein, bereitete Soßen zu und half den Köchen bei Fleischzubereitung. „Dieses Praktikum war sehr außergewöhnlich und besonders“, sagt Sina Kurtenbach von der Lebenshilfe, die Samuels Laupheimer Wohngruppe betreut.
Um 14.30 Uhr endete der Arbeitstag des 21-Jährigen. Denn nachmittags brach der Stress in der Küche des Restaurants aus und das wäre zu hektisch für Samuel geworden. „Da wäre er untergegangen“, sagt Sina Kurtenbach.
Während der Zeit des Praktikums wohnte Samuel bei seinem Bruder, die beiden verbrachten viel Zeit miteinander. Gemeinsam besichtigten sie Schloss Schönbrunn, einmal begleitete Samuel seinen Bruder sogar auf eine Party.
Der Zusammenhalt der Familie sei sehr groß, berichtete Sina Kurtenbach. Aber nicht nur sein großer Bruder steht voll hinter Samuel: Die ganze Familie Koch unterstützt den 21-Jährigen. Denn aufgrund seiner Behinderung soll er nicht ausgegrenzt werden. „Seiner Mutter ist es sehr wichtig, dass Samuel mit der Gesellschaft in Kontakt kommt“, berichtet Sina Kurtenbach. Das Praktikum im „Spelunkel“soll nicht sein letztes bleiben. Er wolle noch andere Praktika machen und vor allem andere Städte besichtigen, erzählt Samuel.