Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Pendler-Qualen auf B 312 haben ein Ende
Ausgebaute Straße zwischen Jordanbad und Ringschnait ist seit Montag befahrbar
BIBERACH - Diesen Tag sehnen Pendler und Anwohner der Umleitungsstrecken seit fast eineinhalb Jahren herbei: Die Arbeiten für den Ausbau der B 312 zwischen Jordanbad und Ringschnait endeten am Montag offiziell. Der Verkehr auf dem 3,5 Kilometer langen Abschnitt rollt seit dem Nachmittag wieder. Damit sind die Arbeiten etwas früher als geplant fertig.
Einer, der den Baufortschritt in den zurückliegenden Monaten genau verfolgt hat, ist Ringschnaits Ortsvorsteher Walter Boscher. Er hat sich das Ergebnis inzwischen angeschaut und zeigt sich mit dem Ausbau „sehr zufrieden“. Alles sei so gemacht worden, wie es entsprechende Pläne vorgesehen hätten. „Mancher hätte sich noch einen Radweg gewünscht“, sagt Boscher. Eindrucksvoll seien die teils tiefen Einschnitte in die Landschaft: „Das sind Dinge, die man sich auf der Grundlage von Entwürfen weniger gut vorstellen konnte.“
Brücke für Landwirte
Seit September vergangenen Jahres ist einiges passiert. In einem ersten Bauabschnitt stampften Maschinen auf einer Länge von rund 500 Metern vor Reichenbach 2300 Gusspfähle in den Boden. Damit soll künftig verhindert werden, dass die Straße nach links und rechts ausbricht, wie das in der Vergangenheit der Fall war. Parallel dazu errichteten Arbeiter in den kurvigen Bereichen drei Bohrpfahlwände, um den den Hang abzusichern. Nach einer Winterpause, in welcher die Verkehrsteilnehmer die B 312 vorübergehend wieder nutzen konnten, startete der eigentliche Straßenbau.
Die ausgebaute B 312 ist nicht nur deutlich breiter, sondern hat keine scharfen Kurven mehr. Vor allem nach der Abzweigung Winterreute in Richtung Ringschnait taten sich Lastwagen wegen der engen Kurvenradien schwer, in ihrer Spur zu bleiben. Darüber hinaus können Autofahrer nun auf einem etwa 800 Meter langen Abschnitt den langsameren Verkehr überholen, weil es nach der Abzweigung Winterreute zwei Fahrspuren in Richtung Ringschnait gibt. Damit der landwirtschaftliche Verkehr queren kann, wurde in diesem Bereich eine Brücke über die Bundesstraße gebaut. Überwiegend gilt Tempo 100, außer auf Höhe Reichenbach und der Abzweigung Winterreute. Hier darf maximal 70 Kilometer pro Stunde gefahren werden.
Seit Montagnachmittag dürfen die Verkehrsteilnehmer die Straße nutzen. Damit ist die Baustelle zwei Wochen eher fertig geworden. „Das ist im Wesentlichen auf das gute Wetter im ganzen Sommer, aber auch auf die gute Arbeit der Baufirma zurückzuführen“, erläutert der Sprecher des Regierungspräsidiums Tübingen, Dirk Abel. Die Gesamtkosten betragen rund 13,8 Millionen Euro und liegen damit leicht über dem gesetzten Kostenrahmen. Ursprünglich waren knapp 13 Millionen Euro veranschlagt. Der Bund trägt die Kosten. Seit September, damals hatte die „Schwäbische Zeitung“zuletzt ausführlich über die Großbaustelle berichtet, gab es für die Arbeiter noch einiges zu erledigen. So wurden unter anderem die Straßenböschungen hergestellt, Schutzplanken errichtet, der Asphalt aufgebracht oder angrenzende Grundstücke sowie Zufahrten angeglichen. Anlässlich des Abschlusses der Arbeiten werden Anfang Januar Vertreter des Bundes und des Landes sowie Regierungspräsident Klaus Tappeser zu einem Ortstermin erwartet.
Projekt beschäftigt seit Jahren
Die neue B-312-Trasse zwischen Jordanbad und Ringschnait sei ein „riesiger Schritt“für die Region, aber eben nur die erste Etappe, betont Boscher. Und für diese mussten alle Akteure einen langen Atem aufbringen. Erste kommunalpolitische Beschlüsse für den Ausbau habe es Mitte der 1980er-Jahre gegeben, mehr als 30 Jahre sind bis zu Realisierung demnach vergangen. Jetzt müsse alles getan werden, die Ortsumfahrungen zügig voranzubringen, mahnt der Ortsvorsteher. Denn erst durch die Umfahrungen werden Ortskerne wie jener des Biberacher Teilorts vom Schwerlastverkehr entlastet.
Boscher hofft, dass die Überholspur in Richtung Ringschnait keine Probleme oder gar Unfälle verursacht. Die Straße wird nämlich etwa 500 Meter vor Ringschnait wieder einspurig und mündet in eine langgezogene Linkskurve. „Schilder kündigen das zwar rechtzeitig an, aber ob dann in der Praxis auch alles reibungslos funktioniert? Ich bin gespannt“, erläutert er. Boscher will die ausgebaut Bundesstraße jedenfalls rege nutzen. Bisher fuhr er von Ringschnait aus über Winterreute und Bergerhausen nach Biberach, weil er „ja schließlich am Leben bleiben“wollte, wie er einst in der SZ den miserablen Zustand der B 312 kritisierte. Eine Aussage, die nun nicht mehr zutrifft.
Eindrucksvolle 360-GradBilder von der ausgebauten B 312 sehen sie unter www.schwäbische.de/ b312-ausbau-360