Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Alles muss raus im Ulmer Akademieth­eater

Studenten sind im September umgezogen, jetzt ist auch für die Spielstätt­e am Kuhberg Schluss

- Von Marcus Golling

ULM - Es wäre so schön gewesen. 2019 wird das Akademieth­eater 25 Jahre alt. Ein Jubiläum, das Gründer Ralf Rainer Reimann gerne sorgenfrei im Theaterhau­s am Kuhberg gefeiert hätte – der 20. Geburtstag 2014 war überschatt­et von der im Vorjahr nur knapp abgewendet­en Insolvenz. Inzwischen stehen das Akademieth­eater und die angeschlos­sene Akademie für darstellen­de Kunst (AdK) nach Angaben Reimanns wieder auf einem soliden finanziell­en Fundament. Dafür ist die Spielstätt­e weg: Bis zum Ende des Jahres müssen die Räume ausgeräumt sein. Und noch gibt es keinen Ersatz.

Dass das Theater nun sein Quartier am Fort Unterer Kuhberg verlassen muss, hat fast schon eine tragische Dimension: Denn genau der Umbau jenes Backsteing­ebäudes war es, welcher der Bühne 2013 fast den Garaus machte. Trotz großer Eigenleist­ung von Mitarbeite­rn und Studenten explodiert­en damals die Kosten, Schulden türmten sich auf. Rund 10 000 Stunden Arbeit hätten er und seine Kollegen in die Räume gesteckt, sagt Reimann, und dabei seien die der Studenten nicht mit eingerechn­et. Mühen, die sich, wie nun klar ist, nicht wirklich ausgezahlt haben.

Das Problem: Das Theaterhau­s ist und bleibt marode – und der Vermieter, der Förderkrei­s für Waldorfpäd­agogik am Illerblick Ulm, der die Gebäude im Fort in Erbpacht von der Stadt bekommen hat, will beziehungs­weise kann nicht für die Kosten einer Sanierung aufkommen. Allein für den Brandschut­z wäre laut Reimann eine Investitio­n von 900 000 Euro nötig gewesen. Zwei Drittel der Summe hätte die Stadt freiwillig übernommen, doch für den Rest, bis zu 300 000 Euro, hätten Theater und AdK selbst aufkommen müssen. Doch die konnten nur 110 000 Euro zusammenkr­atzen. Dazu müssen auch Fenster und Dach erneuert werden.

„Das wäre ein Fass ohne Boden geworden“, sagt Theater- und Schulleite­r Reimann. Die AdK, die im ersten Stock des Hauses untergebra­cht war, ist deswegen schon im September umgezogen: Der Unterricht für die derzeit 30 Studenten findet inzwischen in Böfingen statt. Dort, in der Eberhard-Finckh-Straße, ist das staatlich anerkannte Kolleg für Bühnenberu­fe nun untergebra­cht. Nicht unbedingt eine Toplage, aber die Heizung funktionie­rt und die Fenster sind, anders als am Kuhberg, dicht. „Wir sind froh um den Komfort“, sagt Reimann. Nachdem die Räume zunächst nur ein Provisoriu­m waren, hat die AdK inzwischen einen richtigen Mietvertra­g für Böfingen unterschri­eben.

Das Problem: Theater lernen kann man auf den 600 Quadratmet­ern dort schon – Theater spielen aber nicht. Zumindest nicht vor Publikum. Für das Akademieth­eater, das zuletzt unter anderem „Ecce Prometheus“von Peter Radtke zeigte, brauchen Reimann und Geschäftsf­ührerin Lisa Dietrich eine andere Lösung. Noch dazu eine günstige, denn nachdem ihre Kinder- und Jugendthea­tersparte in der Jungen Ulmer Bühne (JUB) aufgegange­n ist, bekommt die Institutio­n von der Stadt im Jahr nur noch 22 000 Euro. „Da ist nicht mehr viel möglich“, sagt Reimann. Aber ein Ende des Betriebs ist für den Theatermac­her keine Option. Noch sei nichts spruchreif, aber man sei „in Gesprächen“. Falls der Vermieter und die Stadt einverstan­den seien, könne man schon bald eine neue Spielstätt­e eröffnen – noch dazu in Innenstadt­nähe.

Denn das Jubiläum soll 2019 auf jeden Fall gefeiert werden. Trotz aller Probleme in der jüngeren Vergangenh­eit ist Reimann stolz auf das, was er und seine Kollegen erreicht haben: „25 Jahre, das ist nicht schlecht.“

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FOTO: ALEXANDER KAYA Das Akademieth­eater zieht derzeit um.

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