Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Der Schwabe liebt das Reisen sehr

Die Tourismusb­ranche boomt – Besonders reisefreud­ig sind die Baden-Württember­ger

- Von Theresa Gnann

STUTTGART - Höher, schneller, weiter: Die Tourismusb­ranche wächst. Und so war auch das Jahr 2018 für den Tourismus wieder eines der Rekorde: Nie reisten die Menschen so viel wie 2018, nie ließen Reisemobil­hersteller mehr Neufahrzeu­ge zu, nie stachen mehr Kreuzfahrt­schiffe in See. Insgesamt wuchs die Branche im vergangene­n Reisejahr um fünf Prozent.

„Wachstum wohin man schaut“, sagte Martin Lohmann, Wissenscha­ftlicher Berater der Forschungs­gemeinscha­ft Urlaub und Reisen (FUR), am Freitag zum Auftakt der Reisemesse Caravan, Motor und Touristik (CMT) in Stuttgart. Auch Deutschlan­d profitiere vom internatio­nalen Tourismus-Boom. Die Zahl der Gästeübern­achtungen stieg der vorläufige­n Bilanz zufolge im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent auf 478 Millionen. Doch die Deutschen sind nicht nur Gastgeber, sie reisen auch selbst mehr: Ingesamt 71 Millionen Urlaubsrei­sen mit fünf Tagen oder mehr haben die Deutschen 2018 angetreten und dabei 75 Milliarden Euro ausgegeben – drei Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Das liebste Reiseziel der Deutschen bleibt – im vergangene­n Jahr auch gestützt vom warmen Sommer – mit 30 Prozent das eigene Land, gefolgt von Spanien, Italien, der Türkei und Österreich. Auch Kroatien und Griechenla­nd spielen weit oben mit. Ägypten und die nordafrika­nischen Länder holen auf. Im Trend sind nach wie vor Strand- und Badeurlaub­e sowie Ferien mit der Familie und in der Natur. Leichte Rückgänge sieht die Studie bei Städtereis­en und Wellnessur­lauben.

Überdurchs­chnittlich gerne reisen die Menschen aus Baden-Württember­g. „Wir haben hier einen sehr reisestark­en Markt“, sagte Lohmann. Neun Millionen Urlaubsrei­sen machten die Baden-Württember­ger im vergangene­n Jahr. Auffällig gern zieht es sie ans Mittelmeer (40 Prozent) und in die Alpen (15 Prozent).

„Baden-Württember­g ist aber auch als Reiseziel bedeutsam“, sagte Lohmann. Die meisten deutschen Gäste kommen aus Nordrhein-Westfalen in den Südwesten, gefolgt von den Baden-Württember­gern selbst, die für 20 Prozent ihres Tourismus selbst sorgen. Lohmann appelliert­e deshalb dafür, Baden-Württember­g als Reiseziel zu stärken. „Was man in Baden-Württember­g für den Tourismus tut, kommt nicht zuletzt der eigenen Bevölkerun­g zugute.“

Große Urlaubslus­t auch 2019

Ähnlich positiv wie die Bilanz für 2018 fiel auch seine Prognose für das laufende Jahr aus. „Die Urlaubslus­t für 2019 ist schon jetzt wieder ausgeprägt“, sagte Lohmann. Vier von fünf Deutschen hätten sich schon im November mit ihrer nächsten Urlaubsrei­se beschäftig­t. Zwar würden sich die Ziele und die Reisearten kaum von denen von 2018 unterschei­den, dies dürfe aber nicht über die individuel­le Flexibilit­ät hinwegtäus­chen: 43 Prozent der Deutschen wollen 2019 ein Reiseziel besuchen, in dem sie noch nicht gewesen sind.

Insgesamt planen die Deutschen für 2019 noch mehr zu reisen und noch mehr Geld dafür auszugeben. Einen Grund dafür sieht Lohmann in der niedrigen Arbeitslos­igkeit und der guten Wirtschaft­slage: Laut Studie rechnen 60 Prozent der Deutschen damit, dass sie 2019 mehr Geld für das Reisen zur Verfügung haben. Dass die Reiselust auch langfristi­g weiter steige, glaubt Experte Lohmann derweil nicht. „Wir Deutschen reisen ja jetzt schon wie bekloppt“, sagt er. „Viel mehr geht einfach nicht.“

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FOTO: DPA Reisemobil­e auf der CMT in den Hallen der Messe Stuttgart: Die Neuzulassu­ngen erreichten im vergangene­n Jahr einen Rekordstan­d. Auch sonst dominieren in der Tourismusb­ranche Jubelmeldu­ngen.

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