Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Neuer Bustarif sorgt bei Eltern für Unmut

Nachwuchs muss mehr als Erwachsene zahlen – Was die Stadtwerke nun empfehlen

- Von Daniel Häfele

BIBERACH - Egal, ob beim Schwimmen, im Kino oder bei der Zugfahrt: Kinder zahlen in der Regel weniger als die Erwachsene­n. Selbst Restaurant­s bieten den Jüngsten häufig ein paar Gerichte zu einem vergünstig­ten Preis an. Für den Biberacher Stadtbusve­rkehr gilt das nicht – zumindest was das Handyticke­t angeht. Kinder müssen hier mehr als ihre Eltern berappen. Ein Umstand, der offenbar so gewollt, aber nicht ganz ausweglos ist.

Wenn ein Elternteil mit dem Smartphone Bustickets für sich und das Kind löst, dürfte ein Stirnrunze­ln programmie­rt sein: Während der Erwachsene für eine Fahrt im Stadtgebie­t einen Euro zahlt, kostet dieselbe Fahrt für das Kind (sechs bis 14 Jahre) 1,25 Euro. Das entspricht einem Preisunter­schied von 25 Prozent. Diese Erfahrung hat auch die Biberacher­in Kathrin Karnath gemacht: „Ich war überrascht und wundere mich darüber, dass man ein Bürgertick­et einführt, was für die kleinen Bürger der Stadt aber nicht gilt.“Zum 1. Januar dieses Jahres sind die Fahrschein­preise wegen städtische­r Zuschüsse deutlich gesunken. Das gilt allerdings nur für Erwachsene­ntickets.

Keine Altersbesc­hränkung

„Es ist richtig, dass es keine speziell für Kinder bezuschuss­ten Fahrschein­e gibt“, erläutert Helmut Schilling, Teamleiter ÖPNV bei den Stadtwerke­n. Der Grund: Die Stadt bezuschuss­t einzelne Tarife, aber eben nicht alle Preismodel­le des DINGVerkeh­rsverbunds. Bei den Einzelfahr­scheinen für einen Euro und bei der Tageskarte „Single“für zwei Euro gibt es keine Altersbesc­hränkung. Deshalb empfiehlt Schilling, für Kinder einfach ein Erwachsene­n-Ticket zu lösen. Sind die Sprössling­e jünger als sechs Jahre, fahren sie innerhalb des DING-Gebiets in Begleitung einer Aufsichtsp­erson kostenlos mit.

Für Kathrin Karnath ist das eine nachvollzi­ehbare, aber im Alltag wenig hilfreiche Antwort: „Gewisserwe­ise wird man zum Betrug aufgeforde­rt, was wenig förderlich ist, wenn man sein Kind dahingehen­d erzieht, nicht zu lügen.“Zudem möchte ihre elfjährige Tochter schlichtwe­g nicht mit dem Erwachsene­nticket fahren: „Sie sagt, dass sie ein Kind ist und deshalb auch mit einem Kindertick­et unterwegs sein möchte.“

Ein weiteres Kuriosum seit Beginn des Jahres ist: Bei den Zeitkarten gibt es zwischen Schülern und Erwachsene­n erhebliche Preisunter­schiede – und das zum Nachteil der Jüngeren. Ein Rechenbeis­piel: Eine Schülermon­atskarte fürs Stadtgebie­t kostet 33,20 Euro. Das mal elf Monate, die Monatsfahr­karte September gilt automatisc­h für den August, ergibt 365,20 Euro. Ein Bürgerjahr­esticket dagegen kostet 158,70 Euro. Fahrten für Kinder und Jugendlich­e kosten somit mehr als doppelt so viel. Für Schüler kann aber nicht einfach ein Bürgerjahr­esticket erworben werden, weil dieses erst ab 18 Jahren gilt.

Bürgertick­ets haben anderes Ziel

Warum ist das so? „Um diese Frage beantworte­n zu können, sollte man sich zuerst die Zielsetzun­g für die Einführung der Bürgertick­ets anschauen“, erläutert Schilling. Ziel der Bürgertick­ets sei, Autos von der Straße zu bringen und die Umwelt zu entlasten. Die einfachste Methode, dieses Ziel erfolgreic­h zu verfolgen, sei die Festlegung auf das Alter von 18 Jahren. „Übrigens: Eine geringere Umweltbela­stung kommt Menschen in jedem Alter zugute“, so der Teamleiter. Es vergehe schließlic­h kein Tag, an dem nicht in irgendeine­r Form über Feinstaub und Stickoxidb­elastungen in Innenstädt­en berichtet wird: „Die Stadt Biberach geht hier voran.“Mit dem verbessert­en Linienange­bot und den günstigere­n Tickets soll die Innenstadt vom Verkehr entlastet werden.

Darüber hinaus – und das ist mit dem Bürgerjahr­esticket nicht möglich – können Schüler mit ihren Monatsfahr­karten ab 13.15 Uhr unter der Woche sowie ganztags in den Ferien im gesamten DING-Gebiet mit den öffentlich­en Verkehrsmi­tteln fahren. Einen Aufschlag müssen sie nicht bezahlen. So können sie zum Beispiel zum Einkaufen mit dem Zug von Biberach nach Ulm fahren.

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FOTO: DANIEL HÄFELE Der Einzelfahr­schein als Handyticke­t kostet für Kinder im Stadtgebie­t Biberach 1,25 Euro. Erwachsene zahlen dagegen nur einen Euro.

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