Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Neuer Bustarif sorgt bei Eltern für Unmut
Nachwuchs muss mehr als Erwachsene zahlen – Was die Stadtwerke nun empfehlen
BIBERACH - Egal, ob beim Schwimmen, im Kino oder bei der Zugfahrt: Kinder zahlen in der Regel weniger als die Erwachsenen. Selbst Restaurants bieten den Jüngsten häufig ein paar Gerichte zu einem vergünstigten Preis an. Für den Biberacher Stadtbusverkehr gilt das nicht – zumindest was das Handyticket angeht. Kinder müssen hier mehr als ihre Eltern berappen. Ein Umstand, der offenbar so gewollt, aber nicht ganz ausweglos ist.
Wenn ein Elternteil mit dem Smartphone Bustickets für sich und das Kind löst, dürfte ein Stirnrunzeln programmiert sein: Während der Erwachsene für eine Fahrt im Stadtgebiet einen Euro zahlt, kostet dieselbe Fahrt für das Kind (sechs bis 14 Jahre) 1,25 Euro. Das entspricht einem Preisunterschied von 25 Prozent. Diese Erfahrung hat auch die Biberacherin Kathrin Karnath gemacht: „Ich war überrascht und wundere mich darüber, dass man ein Bürgerticket einführt, was für die kleinen Bürger der Stadt aber nicht gilt.“Zum 1. Januar dieses Jahres sind die Fahrscheinpreise wegen städtischer Zuschüsse deutlich gesunken. Das gilt allerdings nur für Erwachsenentickets.
Keine Altersbeschränkung
„Es ist richtig, dass es keine speziell für Kinder bezuschussten Fahrscheine gibt“, erläutert Helmut Schilling, Teamleiter ÖPNV bei den Stadtwerken. Der Grund: Die Stadt bezuschusst einzelne Tarife, aber eben nicht alle Preismodelle des DINGVerkehrsverbunds. Bei den Einzelfahrscheinen für einen Euro und bei der Tageskarte „Single“für zwei Euro gibt es keine Altersbeschränkung. Deshalb empfiehlt Schilling, für Kinder einfach ein Erwachsenen-Ticket zu lösen. Sind die Sprösslinge jünger als sechs Jahre, fahren sie innerhalb des DING-Gebiets in Begleitung einer Aufsichtsperson kostenlos mit.
Für Kathrin Karnath ist das eine nachvollziehbare, aber im Alltag wenig hilfreiche Antwort: „Gewisserweise wird man zum Betrug aufgefordert, was wenig förderlich ist, wenn man sein Kind dahingehend erzieht, nicht zu lügen.“Zudem möchte ihre elfjährige Tochter schlichtweg nicht mit dem Erwachsenenticket fahren: „Sie sagt, dass sie ein Kind ist und deshalb auch mit einem Kinderticket unterwegs sein möchte.“
Ein weiteres Kuriosum seit Beginn des Jahres ist: Bei den Zeitkarten gibt es zwischen Schülern und Erwachsenen erhebliche Preisunterschiede – und das zum Nachteil der Jüngeren. Ein Rechenbeispiel: Eine Schülermonatskarte fürs Stadtgebiet kostet 33,20 Euro. Das mal elf Monate, die Monatsfahrkarte September gilt automatisch für den August, ergibt 365,20 Euro. Ein Bürgerjahresticket dagegen kostet 158,70 Euro. Fahrten für Kinder und Jugendliche kosten somit mehr als doppelt so viel. Für Schüler kann aber nicht einfach ein Bürgerjahresticket erworben werden, weil dieses erst ab 18 Jahren gilt.
Bürgertickets haben anderes Ziel
Warum ist das so? „Um diese Frage beantworten zu können, sollte man sich zuerst die Zielsetzung für die Einführung der Bürgertickets anschauen“, erläutert Schilling. Ziel der Bürgertickets sei, Autos von der Straße zu bringen und die Umwelt zu entlasten. Die einfachste Methode, dieses Ziel erfolgreich zu verfolgen, sei die Festlegung auf das Alter von 18 Jahren. „Übrigens: Eine geringere Umweltbelastung kommt Menschen in jedem Alter zugute“, so der Teamleiter. Es vergehe schließlich kein Tag, an dem nicht in irgendeiner Form über Feinstaub und Stickoxidbelastungen in Innenstädten berichtet wird: „Die Stadt Biberach geht hier voran.“Mit dem verbesserten Linienangebot und den günstigeren Tickets soll die Innenstadt vom Verkehr entlastet werden.
Darüber hinaus – und das ist mit dem Bürgerjahresticket nicht möglich – können Schüler mit ihren Monatsfahrkarten ab 13.15 Uhr unter der Woche sowie ganztags in den Ferien im gesamten DING-Gebiet mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Einen Aufschlag müssen sie nicht bezahlen. So können sie zum Beispiel zum Einkaufen mit dem Zug von Biberach nach Ulm fahren.