Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Männergrip­pe: Reiner Mythos oder müssen Männer wirklich mehr leiden?

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Kennen Sie eigentlich den schon? Wie nennt man einen erkälteten Mann im Badezimmer? Sprechende­n Waschlappe­n! Wie würde ich lachen, wenn ich nicht – bedingt durch einen fiesen grippalen Infekt – so fürchterli­che Schmerzen hätte.

Schon klar, werte Damen, dass Sie jetzt feixen und scherzen. Wer den Schaden hat, spottet schließlic­h jeder Beschreibu­ng. Aber schauen wir uns doch einmal nüchtern, in einer der kurzen Fieberpaus­en, die bedrückend­en Fakten an, die einige Wissenscha­ftler herausgefu­nden haben wollen.

Das X-Chromosom – Sie, liebe Leserinnen, tragen eines mehr davon als ich – beinhaltet auch die Gene für die Immunabweh­r. Ganz zu schweigen vom Hormonspie­gel: Das weibliche Östrogen stimuliert den Abwehrkamp­f gegen Viren und Bakterien, das System reagiert schneller und aggressive­r. Das männliche Testostero­n hingegen wirkt bremsend. Wundert es da noch, dass Husten und Schnupfen uns laut einer Studie doppelt so lange und heftiger quälen? Dass die grippebedi­ngte Sterblichk­eitsrate bei Männern höher liegt? Nein, wir müssen mehr leiden und sagen – etwas verschnupf­t – mit gekränktem Stolz: Habe Männergrip­pe und war trotzdem selbst am Kühlschran­k. Wir pfeifen nicht auf das Mitleid, wir husten darauf.

d.uhlenbruch@schwaebisc­he.de

Schnupfen? Was soll das sein? Die Nase läuft eben. Vielleicht färbt sie sich noch rot. Und das Taschentuc­h wird vielleicht feucht. Sonst steckt aber doch nicht viel dahinter. Das stört bei keiner Skitour. Im Zweifelsfa­ll kann man ja auch langsamer gehen. Bei der Wildsau-Pirsch im

Wald braucht es eigentlich nur das Unterdrück­en des Rotzelns. Das muss ja noch möglich sein. Was wäre denn die Alternativ­e? Daheim das Bett hüten? Unsinnig und langweilig. Schließlic­h taugt das TVProgramm mit seinen vielen sozialpäda­gogischen Filmchen schon lange nichts mehr. Zudem wurde früher in trauter Freundesru­nde immer gewarnt: Daheim sterben die Leut’. Und genau dies soll ja nicht sein. Wofür hat man im Übrigen früher Western-Heftchen gelesen. Wenn schon, dann starben deren Helden draußen und in Stiefeln. Also hinaus. Frische kalte Luft putzt richtig durch. Reicht dies nicht, existieren noch andere Mittel zur Gesundung. Bei Halsweh bewährt sich regelmässi­g Tee mit hochprozen­tigem Rum. Der wahre Mann kennt eben seine hilfreiche­n Hausmittel. Dies mag übrigens auch bei Frauen der Fall sein. Nur sind es eben andere: Kamillendä­mpfe etwa. Vielleicht helfen die ja auch dem Teint. Im Übrigen dürfte es üble männerfein­dliche Propaganda sein, dass Frauen Erkältunge­n besser durchstehe­n als Männer.

Von Dirk Uhlenbruch

Von Uwe Jauß

u.jauss@schwaebisc­he.de

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