Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Zarte Versuchungen im Zeichen des Büffels
Der Kellner spricht von einem Geheimtipp, als er gefragt wird, ob das Buffalo Steakhouse Friedrichshafen nicht etwas versteckt liege, da draußen, irgendwo bei der Messe. Tatsächlich ist es beim Zeppelin Hangar untergebracht – und damit an einem Ort, an den sich zufällige Spaziergänger nur selten verirren. Also muss es wirklich gute Gründe geben, um hier gezielt herzukommen. Man sei kürzlich im Fernsehen gewesen, habe um die Wette gekocht, sagt der Kellner. Man habe sich wacker geschlagen und den dritten Platz belegt, ergänzt er. Das Fernsehen ist nicht unbedingt die Richtschnur, um sich irgendwelcher Qualitäten zu versichern. Also hilft nur: selber probieren!
Der erste Aha-Effekt stellt sich bei der Lektüre der Speisekarte ein. Denn die Karte ist gar keine, sondern ein TabletPC, auf dem das
Angebot digital vor den Augen des Gastes erscheint. Und der erste Blick zeigt: Es werde Fleisch – welches weithin sichtbar im hinteren Teil des Restaurants zur trockenen Reife hinter Glas am Haken hängt. Ein lieblicher Anblick für all jene, deren Motto lautet: Fleisch ist mein Gemüse. Alternativ kann das Auge das coole Ambiente in RotSchwarz genießen, rustikal ergänzt durch ein Tierpräparat vom Büffel, das da mächtig an der Wand prangt. Zum Einstieg gibt’s aber Salat – nicht irgendeinen, sondern einen mit viel Blatt, viel Gemüse, viel Sprossen, viel Dressing, viel Geschmack und viel mariniertem Oktopus. Prächtig blüht die frische und knackige Vielfalt in dem großen Teller, lackiert von einer süßlich-würzigen Salatsoße von leicht cremigem Charakter. Der Pulpo ist weitestgehend zart und reichlich vorhanden. Und für knapp elf Euro den Preis allemal wert. Das soll aber nicht den Eindruck erwecken, das Buffalo sei besonders günstig. An anderer Stelle ist genau das Gegenteil der Fall, wenn das Haus etwa für die Spaghetti in Öl und Knoblauch saftige 14,80 Euro verlangt.
Saftig ist allerdings auch ein gutes Stichwort für eines der Aushängeschilder des Restaurants: das Rinderfilet. Zwar liegt es inklusive Kräuterbutter und Grillgemüse mit 37,50 Euro bei 250 Gramm nicht im Bereich eines Schnäppchens. Doch in Anbetracht der wirklich mustergültigen Zubereitung – medium sehr schön getroffen – ist es keinen Cent zu teuer. Zumal schon die Vollendung auf offener Kohle, für jeden durch die gläserne Küche gut einsehbar, ein Augenschmaus ist. Das Fleisch selbst glänzt mit opulentem Aroma, das von einer ebenso gemächlichen wie ausgiebigen Reifung zeugt. Fein parfümiert von rauchigen Röststoffen. Der Schnitt gleitet sanft durch mürbe Struktur, offenbart stets appetitliche Saftigkeit. Darüber lässt sich das Beiwerk glatt vergessen – etwa das einigermaßen langweilige, weil kaum abgeschmeckte Gemüse sowie die nicht weniger unauffällige Kräuterbutter. Der Star ist das Fleisch – und erweist sich als würdiger Alleinunterhalter, weil die Qualität seiner Substanz geradezu erhaben ist.
Da schmeckt dann sogar noch der Riesling von Wittmann, der für 8,50 Euro für 0,2 Liter allerdings wieder einen kalkulatorischen Aussetzer markiert. Aber des Weißweins wegen kommt niemand ins Buffalo. Um des Fleisches willen lohnt sich indes auch ein weiter Weg.