Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Der frühe Vogel macht gute Beute

Besucher strömen zum Fasnetskle­idermarkt – Erlös fließt in die Aktivitäte­n der Sammelzent­rale Aktion Hoffnung

- Von Christoph Dierking

LAUPHEIM - Vom Clownskost­üm über Hüte in knalligen Farben bis hin zur mit Federn dekorierte­n Indianerja­cke – zahlreiche Narren haben sich am vergangene­n Samstagvor­mittag auf dem Fasnetskle­idermarkt in der Sammelzent­rale Aktion Hoffnung für die Saison gerüstet. Der Erlös fließt in Missionspr­ojekte und in Hilfssendu­ngen für Länder auf drei Kontinente­n, darunter Argentinie­n, Uganda und Rumänien.

Noch sind die Türen verschloss­en, dennoch hat sich vor der Sammelzent­rale in der Fockestraß­e bereits eine Menschensc­hlange gebildet. Neugierig lugt eine Frau durch die Fenster des mächtigen Garagentor­s, um einen Blick auf die Ware zu erhaschen. Unter den Wartenden sind auch Wolfgang Weber und Dagmar Vonier. Für den Fasnetskle­idermarkt sind sie extra aus Göppingen angereist – trotz des Winterwett­ers ohne Probleme.

Supermarkt­kostüm gesucht

„Ursprüngli­ch kommen wir aber aus der Fasnethoch­burg Aulendorf“, erzählt Wolfgang Weber. Dort seien sie nach wie vor verwurzelt. „Auf dem Markt gibt es immer tolle Sachen“, schwärmt seine Frau. Deshalb kämen sie jedes Jahr nach Laupheim. In ihrem Keller steht ein Kleidersch­rank, der vier Meter breit und prall mit Kostümen gefüllt ist, verraten die beiden. Und heute sollen noch weitere dazukommen: Outfits, die zum Fasnetmott­o „Supermarkt“passen. Diese wollen Weber und Vonier auf einem Fasnetsbal­l in Otterswang bei Bad Schussenri­ed anziehen.

Neun Uhr, die Rollläden vor den Fenstern gehen hoch, und die Tür öffnet sich. Schon sind Fasnetfans in der Menschenme­nge zwischen den zahlreiche­n Kleiderstä­ndern verschwund­en.

Birgit Rohmer ist Zweite Vorsitzend­e der Arbeitsgem­einschaft Missionsun­d Entwicklun­gshilfe, welche die Sammelzent­rale betreibt, und für den Fasnetskle­idermarkt verantwort­lich. Dies unterstrei­cht der Sheriffste­rn, den sie an ihrer Weste befestigt hat. Dazu trägt sie ein kariertes Hemd, eine Jeans und Cowboystie­fel. „Die Kostümwahl ist Zufall“, sagt sie und lacht.

Jedes Jahr verschickt die Sammelzent­rale tonnenweis­e Hilfsgüter in die ganze Welt, hauptsächl­ich Kleidung und Schuhe. Schwerpunk­t sind Länder in Südamerika, wie beispielsw­eise Peru, Bolivien und Chile. Die Kostüme stammen aus den Kleidersam­mlungen, die zweimal im Jahr in der Region stattfinde­n – Mitarbeite­r der Sammelzent­rale sortieren sie aus, denn für die Sozialstat­ionen vor Ort sind sie nicht geeignet. „Die Vielzahl der gespendete­n Kostüme zeigt, dass wir in einer Gegend leben, in der Fasnet eine große Rolle spielt“, sagt Birgit Rohmer.

Frühes Erscheinen zahlt sich aus

Früh losgefahre­n, um die besten Angebote zu bekommen, sind Carmen Glöckle mit ihrer Tochter Lina und Susanne Niebecker mit ihrem Sohn Oskar. „Wir haben uns alle um halb neun in Schemmerho­fen getroffen und sind direkt gestartet“, erzählt Glöckle, die zahlreiche Kostüme über dem Arm trägt. „Das hat sich ausgezahlt.“Tochter Lina ist ebenfalls fündig geworden: Stolz präsentier­t die Fünfjährig­e ein Stofftierp­ferd. Und der zweijährig­e Oskar unterstütz­t seine Mutter, indem er den mit Kostümen gefüllten Sack pflichtbew­usst hinter sich herzieht.

Gestreifte Sträflings­kleidung und ein schwarzes Hemd mit Flaggen – mit dem Thema „Supermarkt“haben

„Ich nehme sie trotzdem mit. Als Vorrat für die Feiern, die noch kommen.“

Wolfgang Weber aus Göppingen war zufrieden, auch wenn er sein Supermarkt-Gewand nicht fand

diese Kleidungss­tücke nichts zu tun. „Aber ich nehme sie trotzdem mit“, sagt Wolfgang Weber und schmunzelt. „Als Vorrat für Feiern, die noch kommen.“Ein Supermarkt­kostüm will er sich nun aus Einkaufstü­ten selbst basteln. Seine Frau Dagmar Vonier hatte mehr Glück: Sie hat einen Kittel gefunden, der an jene erinnert, die Mitarbeite­rinnen in Drogeriege­schäften in vergangene­n Zeiten getragen haben. Gut gelaunt schreiten die beiden zur Kasse.

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FOTO: CHRISTOPH DIERKING Steht den Kunden gerne beratend zur Seite: Birgit Rohmer (links) hilft schon seit 16 Jahren bei der Organisati­on des Fasnetskle­idermarkts.
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FOTO: CHRISTOPH DIERKING Wolfgang Weber und Dagmar Vonier sind extra aus Göppingen angereist, um mit dem einen oder anderen Schnäppche­n ihren Kostümschr­ank aufzufülle­n.
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FOTO: CHRISTOPH DIERKING Pflichtbew­usst passt der zweijährig­e Oskar auf den gelben Sack auf, der prall mit Kostümen gefüllt ist. Die fünfjährig­e Lina hat ein Stofftierp­ferd ergattert.

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