Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Der frühe Vogel macht gute Beute
Besucher strömen zum Fasnetskleidermarkt – Erlös fließt in die Aktivitäten der Sammelzentrale Aktion Hoffnung
LAUPHEIM - Vom Clownskostüm über Hüte in knalligen Farben bis hin zur mit Federn dekorierten Indianerjacke – zahlreiche Narren haben sich am vergangenen Samstagvormittag auf dem Fasnetskleidermarkt in der Sammelzentrale Aktion Hoffnung für die Saison gerüstet. Der Erlös fließt in Missionsprojekte und in Hilfssendungen für Länder auf drei Kontinenten, darunter Argentinien, Uganda und Rumänien.
Noch sind die Türen verschlossen, dennoch hat sich vor der Sammelzentrale in der Fockestraße bereits eine Menschenschlange gebildet. Neugierig lugt eine Frau durch die Fenster des mächtigen Garagentors, um einen Blick auf die Ware zu erhaschen. Unter den Wartenden sind auch Wolfgang Weber und Dagmar Vonier. Für den Fasnetskleidermarkt sind sie extra aus Göppingen angereist – trotz des Winterwetters ohne Probleme.
Supermarktkostüm gesucht
„Ursprünglich kommen wir aber aus der Fasnethochburg Aulendorf“, erzählt Wolfgang Weber. Dort seien sie nach wie vor verwurzelt. „Auf dem Markt gibt es immer tolle Sachen“, schwärmt seine Frau. Deshalb kämen sie jedes Jahr nach Laupheim. In ihrem Keller steht ein Kleiderschrank, der vier Meter breit und prall mit Kostümen gefüllt ist, verraten die beiden. Und heute sollen noch weitere dazukommen: Outfits, die zum Fasnetmotto „Supermarkt“passen. Diese wollen Weber und Vonier auf einem Fasnetsball in Otterswang bei Bad Schussenried anziehen.
Neun Uhr, die Rollläden vor den Fenstern gehen hoch, und die Tür öffnet sich. Schon sind Fasnetfans in der Menschenmenge zwischen den zahlreichen Kleiderständern verschwunden.
Birgit Rohmer ist Zweite Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Missionsund Entwicklungshilfe, welche die Sammelzentrale betreibt, und für den Fasnetskleidermarkt verantwortlich. Dies unterstreicht der Sheriffstern, den sie an ihrer Weste befestigt hat. Dazu trägt sie ein kariertes Hemd, eine Jeans und Cowboystiefel. „Die Kostümwahl ist Zufall“, sagt sie und lacht.
Jedes Jahr verschickt die Sammelzentrale tonnenweise Hilfsgüter in die ganze Welt, hauptsächlich Kleidung und Schuhe. Schwerpunkt sind Länder in Südamerika, wie beispielsweise Peru, Bolivien und Chile. Die Kostüme stammen aus den Kleidersammlungen, die zweimal im Jahr in der Region stattfinden – Mitarbeiter der Sammelzentrale sortieren sie aus, denn für die Sozialstationen vor Ort sind sie nicht geeignet. „Die Vielzahl der gespendeten Kostüme zeigt, dass wir in einer Gegend leben, in der Fasnet eine große Rolle spielt“, sagt Birgit Rohmer.
Frühes Erscheinen zahlt sich aus
Früh losgefahren, um die besten Angebote zu bekommen, sind Carmen Glöckle mit ihrer Tochter Lina und Susanne Niebecker mit ihrem Sohn Oskar. „Wir haben uns alle um halb neun in Schemmerhofen getroffen und sind direkt gestartet“, erzählt Glöckle, die zahlreiche Kostüme über dem Arm trägt. „Das hat sich ausgezahlt.“Tochter Lina ist ebenfalls fündig geworden: Stolz präsentiert die Fünfjährige ein Stofftierpferd. Und der zweijährige Oskar unterstützt seine Mutter, indem er den mit Kostümen gefüllten Sack pflichtbewusst hinter sich herzieht.
Gestreifte Sträflingskleidung und ein schwarzes Hemd mit Flaggen – mit dem Thema „Supermarkt“haben
„Ich nehme sie trotzdem mit. Als Vorrat für die Feiern, die noch kommen.“
Wolfgang Weber aus Göppingen war zufrieden, auch wenn er sein Supermarkt-Gewand nicht fand
diese Kleidungsstücke nichts zu tun. „Aber ich nehme sie trotzdem mit“, sagt Wolfgang Weber und schmunzelt. „Als Vorrat für Feiern, die noch kommen.“Ein Supermarktkostüm will er sich nun aus Einkaufstüten selbst basteln. Seine Frau Dagmar Vonier hatte mehr Glück: Sie hat einen Kittel gefunden, der an jene erinnert, die Mitarbeiterinnen in Drogeriegeschäften in vergangenen Zeiten getragen haben. Gut gelaunt schreiten die beiden zur Kasse.