Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Trump droht der Türkei
US-Präsident spricht von „wirtschaftlicher Zerstörung“
ISTANBUL/WASHINGTON (dpa) Der Streit zwischen den beiden Nato-Verbündeten USA und Türkei geht in die nächste Runde. US-Präsident Donald Trump hatte Ankara im Falle eines Angriffs auf Kurden in Syrien in der Nacht zum Montag mit „wirtschaftlicher Zerstörung“gedroht. Daraufhin betonte Ibrahim Kalin, der Sprecher des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, man werde die Kurdenmiliz YPG in Nordsyrien weiter bekämpfen ebenso wie die Terrormiliz „Islamischer Staat“(IS). Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu betonte, sein Land werde sich Drohungen nicht beugen.
Erdogan hatte Ende 2018 eine Offensive gegen die YPG in Nordsyrien angekündigt – einem wichtigen Verbündeten der USA im Kampf gegen den IS. Dennoch hatte Trump vor Weihnachten verkündet, er werde die US-Truppen aus Syrien abziehen. Das hatte erhebliche Sorgen um das Schicksal der Kurden auch in Trumps eigener Regierung und bei seinen Republikanern hervorgerufen.
ISTANBUL - Zwischen den NatoPartnern USA und Türkei hat sich der Tonfall zu Wochenbeginn drastisch verschärft. Hintergrund ist der von US-Präsident Donald Trump angekündigte Rückzug der US-amerikanischen Truppen aus Syrien – und die Pläne der türkischen Regierung, in die Kurdengebiete im Norden Syriens vorzustoßen.
Zunächst drohte der US-Präsident der Türkei in der Nacht zum Montag per Twitter mit den Worten: „Werde die Türkei wirtschaftlich verwüsten, wenn sie die Kurden angreifen.“Daraufhin schickte Ibrahim Kalin, Sprecher und Sicherheitsberater von Präsident Recep Tayyip Erdogan, gegen drei Uhr morgens türkischer Zeit eine Replik auf Trump in die Welt: Die amerikanische SyrienPolitik sei ein „fataler Fehler“.
Vergangene Woche hatte Trumps Regierung versucht, den Türken die Zusage abzuringen, die von den USA unterstützte Kurdenmiliz YPG nicht anzugreifen. Doch Ankara lehnt das ab. Rund 80 000 türkische Soldaten stehen nach Berichten regierungsnaher Medien an der Grenze zu Syrien bereit. Sie warten auf den Befehl, in das Nachbarland vorzustoßen und die YPG aus dem Grenzgebiet zu vertreiben, bevor die US-Soldaten nach Hause gehen. Gespräche zwischen türkischen und amerikanischen Militärs, in denen versucht werden soll, eine Eskalation zu vermeiden, sollen diese Woche weitergehen.
Jenseits vom rhetorischen Getöse deuten sich auch schon Lösungsmöglichkeiten an. Trump selbst sprach von der Einrichtung einer „Schutzzone von 20 Meilen“. Damit meinte er offenbar die Schaffung einer Pufferzone im Norden Syriens entlang der türkischen Grenze. Die Zone sei ein alter Vorschlag der Türkei, der bisher stets abgelehnt worden sei, sagte Cavusoglu. Tatsächlich fordert die Türkei seit Jahren die Einrichtung einer Schutzzone in Syrien, wurde bisher von den USA aber abgebügelt.
Nach türkischen Vorstellungen würde sich die YPG aus der Pufferzone zurückziehen müssen. Dann wäre der wichtigste Grund für die angedrohte türkische Intervention vom Tisch. Unklar ist allerdings, ob die Kurdenkämpfer damit einverstanden wären – und wie eine solche Pufferzone gesichert werden sollte.