Schwäbische Zeitung (Laupheim)
CLG-Spendenlauf erweitert die Möglichkeiten von Menschen mit Behinderung, kreativ zu sein
Hilfsaktion im Jahr 2011 hat 27 500 Euro eingespielt – Damit wurden am Central Institute on Mental Retardation in Südindien ansehnliche Bauvorhaben verwirklicht
LAUPHEIM/TRIVANDRUM (sz) Mehr als 700 Schüler, Lehrer und Eltern sind im Mai 2011 bei einem Spendenlauf des Carl-LaemmleGymnasiums für Menschen mit Behinderung in Indien gestartet. Die Läuferinnen und Läufer wurden von Firmen und Privatpersonen aus Laupheim und Umgebung gesponsert. Die von der Schülermitverantwortung (SMV) veranstaltete, mit einem Benefizkonzert abgerundete Aktion spielte einen Erlös von 27 500 Euro für das Zentralinstitut für geistige Behinderung (Central Institute on Mental Retardation, kurz CIMR) in Trivandrum im Bundesstaat Kerala ein. Für welche Zwecke genau das Geld aus Laupheim dort verwendet wurde, darüber informieren jetzt die ehemalige Schülersprecherin Lisa Meyer und Georg Schierling, früherer Pastor der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Laupheim. Er war im Oktober 2018 während einer Indienreise zu Gast in Trivandrum. Seine Tochter Caren gehörte 2011 zu den Mitorganisatoren des Spendenlaufs.
Ein Platz in der Gesellschaft
Das CIMR wurde 1980 von dem indischen Karmeliterpater Thomas Felix gegründet. Der heute 82-jährige Sonderpädagoge hat in seinem Land Pionierarbeit geleistet, und er ist noch immer treibende Kraft. Pater Felix möchte geistig und körperlich benachteiligten Menschen einen geachteten Platz in der indischen Gesellschaft geben. Seine Mitarbeiter betreuen und schulen diese Menschen und fördern ihre Integration in Familien und Dorfgemeinschaften. Zum Zentralinstitut, das sich nationale und internationale Reputation erworben hat, gehören unter anderem eine Ausbildungsfarm für Gartenbau und Landwirtschaft und ein Kinderzentrum zur Frühdiagnose und Frühtherapie von körperlichen und geistigen Behinderungen. Das Spektrum der Ausbildungsmöglichkeiten reicht von Hausarbeit über handwerkliche Tätigkeiten bis zu Acker- und Gartenbau und zum Erlernen von Musikinstrumenten.
In Trivandrum hat Pastor Schierling auch Dr. Johannes Meunzel getroffen. Den Mediziner, der als Kinderarzt in Laupheim arbeitete und 2008 beruflich in die Schweiz wechselte, hatte die SMV des CarlLaemmle-Gymnasiums 2011 für die Spendenaktion angefragt. Meunzel unterstützt das CIMR seit vielen Jahren und ist regelmäßig vor Ort. Er hat maßgeblich daran mitgewirkt, den medizinischen Teil fachlich zu begleiten und ein Schulungsprogramm zur Ausbildung von Lehrern für Heilpädagogik sowie verschiedene Therapiezweige zu entwickeln. In den 1990er-Jahren baute er in Zusammenarbeit mit der deutschen „Aktion Sonnenschein“und dem Münchner Professor Theodor Hellbrügge das Kinderzentrum zur Frühdiagnose und Frühtherapie mit auf. Zehntausende Neugeborene wurden dort bereits untersucht.
Das Konzept von Pater Felix konzentriert sich nicht zuletzt auf die kreative Förderung der betreuten Menschen. Bei seinem Besuch wohnte Georg Schierling einem überregionalen Wettbewerb in den darstellenden Künsten bei, der am CIMR ausgetragen wird. Aus weitem Umkreis angereiste Künstler mit geistiger Behinderung sangen, tanzten und spielten Theater vor rund 250 Zuschauern. Der Bau des Gebäudes, das Bühne und Zuschauerraum beherbergt, wurde durch die Spende aus Laupheim ermöglicht, berichtet Johannes Meunzel. Zuvor war an dieser Stelle ein unbefestigter Sandplatz zwischen zwei Fakultäts- und Lehrgebäuden, der besonders während des Starkregens in der Monsunzeit schlecht zu überqueren und schon gar nicht zu nutzen war. Jetzt ist der Boden des gesamten Platzes mit Verbundpflaster befestigt und der Zwischenraum komplett überdacht. Ventilatoren sorgen für die nötige Luftzirkulation. Damit kann man jetzt nicht nur trockenen Fußes zwischen den Gebäuden wechseln, sondern es ist ein neuer, luftiger, witterungsunabhängiger Veranstaltungsraum entstanden, im Sommer geschützt vor der sengenden Hitze, bei Monsun vor den Regenfällen.
Plakette erinnert an das CLG
Der Spendenlauf am CarlLaemmle-Gymnasium hat noch mehr ermöglicht: Das „Freedom Centre“am CIMR, ein Ausbildungszentrum für darstellende Künste, konnte saniert werden. Das Gebäude hatte ein Flachdach aus Beton, durch das bei Regen Wasser in die darunter liegenden Stockwerke eindrang. Inzwischen wurde das Flachdach mit einem wetterfesten Dach aus Wellblech überbaut. In dem so entstandenen Dachgeschoss befindet sich heute ein weiterer großer Raum mit gefliestem Boden und Fenstern; er wird für Proben und Musikveranstaltungen genutzt. An die Unterstützung aus Laupheim erinnert eine blaue Plakette mit der Aufschrift „CarlLaemmle-Gymnasium. Laupheim, Deutschland“.