Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Steinle: Erfurter Arzt betreute keinen DSV-Athleten
SEEFELD (dpa) - Die Dimension des Dopingskandals von Seefeld und der Umfang der Ausweitung auf andere Sportarten ist längst noch nicht abzuschätzen. Die mutmaßlichen Dopingpraktiken des verhafteten Erfurter Sportarztes sollen laut Schwerpunktstaatsanwaltschaft München schon Anfang der 2000er-Jahre begonnen haben. „Meine persönliche Einschätzung ist, dass wir noch viel weiter zurückgehen werden im Laufe der Ermittlungen“, sagte der Leiter der Ermittlungsbehörde, Kai Gräber. Gräber hofft, dass die vom Rechtsanwalt des Mediziners Mark Schmidt angekündigte Kooperationsbereitschaft auch die Decodierung der Namen auf den in Erfurt beschlagnahmten 40 Blutbeuteln umfasse. Er geht zudem „sehr stark“davon aus, dass weitere Sportarten betroffen seien. Die Staatsanwaltschaft weiß weiterhin nicht, ob Deutsche unter den Kunden Schmidts waren. Gräber: „Ich formuliere es so: Mir liegen bislang keine Erkenntnisse vor, dass deutsche Athleten zum illegalen Patientenstamm des Beschuldigten gehört haben.“
Der Deutsche Olympische Sportbund hofft, so schnell wie möglich Klarheit diesbezüglich zu bekommen. „Da sind wir nicht in Sorge, sondern in Vorfreude“, sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann am Sonntag im ZDF. „Es gibt nichts Schlimmeres als die Phase der Spekulationen oder Interpretationen.“Bis zum jetzigen Zeitpunkt, so Hörmann, gebe es konkrete Hinweise auf deutsche Athleten nicht.
Und doch ist man in Deutschland besorgt um die Glaubwürdigkeit des Sports. DSV-Präsident Franz Steinle beklagt, dass mit der Aufdeckung des Dopingskandals auch Zusammenhänge zum Deutschen Skiverband hergestellt wurden. „Uns tut es etwas weh und uns verärgert es etwas, dass man nicht hinreichend differenziert zwischen einem Netzwerk und dem Sport als solchem. Wir haben mehrfach betont, dass nach unseren Recherchen im DSV kein Athlet in irgendeiner Betreuung bei diesem Arzt ist“, erklärte Steinle in Seefeld. Er können „von ganzem Herzen“sagen, dass der DSV eine Null-Toleranz-Politik habe, was Doping angehe.