Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Je konkreter der Plan ist, desto besser“
RAVENSBURG - Fastenzeit ist eine harte Zeit. Um durchzuhalten braucht es vor allem eine Zielsetzung, die so konkret wie möglich ist, sagt Marie Hennecke, Professorin an der Universiät Siegen. Sie forscht zu den Themen Motivation und Selbstregulation beim Verfolgen persönlicher Ziele und der Persönlichkeitsentwicklung. Helena Golz hat mir ihr gesprochen.
Was braucht man, um die Fastenzeit durchzuhalten?
Man sollte beim Fasten nicht nur einen vagen Wunsch verfolgen, wie zum Beispiel „Ich würde gerne weniger Süßigkeiten essen“. Sondern wir wissen aus der Motivationspsychologie, dass konkrete Zielsetzungen wichtig sind, also zum Beispiel „Ich verzichte abends komplett auf Schokolade.“Man sollte seine eigenen Gewohnheiten klar identifizieren, um sie durchbrechen zu können.
Braucht es eine zeitliche Begrenzung beim Fasten?
Ja, es hilft, wenn man definiert, bis wann man sein Ziel erreicht haben will. Die Fastenzeit hat den Vorteil, dass sie bereits eine klare Terminierung vorgibt. Auch außerhalb der Fastenzeit sollte man sich beim Verzicht einen zeitlichen Rahmen stecken.
Wann wäre Fasten zum Scheitern verurteilt?
Wenn man sein Vorhaben nicht durchdenkt. Man sollte im Kopf im Vorhinein Situationen durchspielen, in denen sich Gewohnheiten äußern. Wenn man also zum Beispiel auf Alkohol verzichten will, aber man ist in der Fastenzeit auf einem Geburtstag eingeladen, dann sollte man sich für diese Situation eine alternative Verhaltensweise zurechtlegen. Man kann sich zum Beispiel vornehmen Orangensaft zu trinken. Oder aber man nimmt sich vor, beim Besuch im Restaurant statt des Desserts einen Cappuccino zu bestellen. Das klingt banal, aber je konkreter der Plan ist, desto besser.
Welche Rolle spielt das Umfeld des Fastenden?
Ganz wichtig sind die Personen mit denen man zusammenlebt, also Familie, Partner oder Mitbewohner. Sie können einen unterstützen. Dabei sollten sie aber nicht kontrollierend auftreten. Das wirkt eher demotivierend.
Sollte man den kompletten Verzicht üben oder reicht ein teilweiser Verzicht?
Der komplette Verzicht hat wohl den Vorteil, dass man weniger in Versuchung kommt. Wenn man erst gar keine Schokolade kauft, kommt man nicht in Versuchung sie zu essen. Aber das heißt nicht, dass nicht auch eine Einschränkung des eigenen Verhaltens funktionieren kann, also sich beispielsweise ein Stück Schokolade pro Tag zu erlauben, mehr dann aber nicht.