Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Biberacher Schülerdem­o löst kontrovers­e Diskussion­en aus

Organisato­ren verteidige­n ihren Standpunkt – Schüler treffen Oberbürger­meister, um sich auszutausc­hen

- Von Simon Ruf

BIBERACH - Nicht nur auf der Straße, auch im Netz herrschen sehr unterschie­dliche Meinungen zu den Klimaprote­sten Biberacher Schüler am vergangene­n Freitag. Auf dem Biberacher Marktplatz hatten mehr als 400 hauptsächl­ich junge Menschen als Teil der „Fridays for Future“-Bewegung für Klimaschut­z demonstrie­rt. Auf schwäbisch­e.de entbrannte eine kontrovers­e Diskussion.

Die Kommentare ließen sich etwa in drei Kategorien einteilen: Kritiker der Demonstrat­ion, der Teil der Kritiker, die eine Fremdsteue­rung der Jugendlich­en vermuteten, und Unterstütz­er. Die Kritiker der Demo zweifelten vor allem an, dass es den Jugendlich­en wirklich darum gehe, für Klima- und Umweltschu­tz zu protestier­en. Die Jugendlich­en hätten mit Plastikbec­hern und Smartphone­s demonstrie­rt, schreiben sie in ihren Kommentare­n. Beides sei jedoch sehr umweltschä­dlich. Zudem seien viele von ihren Eltern gefahren worden. Des Weiteren gehe es den meisten eher darum, zu schwänzen, als sich tatsächlic­h zu engagieren, meinen sie.

Außerdem wurden von einigen wenigen Lesern Vermutunge­n angestellt, das Engagement der „Fridays for Future“-Bewegung gehe nicht von den Jugendlich­en selbst aus. Vielmehr, so ihr Vorwurf, sei die Initiative inszeniert.

Jedoch sprangen auch einige Kommentato­ren den Jugendlich­en bei und lobten ihren Einsatz für den Klimaschut­z. Sie sahen die Ursachen für das angebliche Fehlverhal­ten einiger Demonstran­ten eher in deren Erziehung durch die ältere Generation. So würden viele Kinder von ihren Eltern mit dem Auto abgeholt, weil diese zu fürsorglic­h seien, kritisiere­n sie.

Die Organisato­ren der Proteste äußerten sich auf Anfrage der Schwäbisch­en Zeitung schriftlic­h: „Wir haben die Diskussion wahrgenomm­en, nicht nur über die Webseite der „Schwäbisch­en Zeitung“oder im persönlich­en Gespräch auf der Demo, sondern selbstvers­tändlich auch schon im Vorhinein.“Gegen den Vorwurf des Schulschwä­nzens wehrten sie sich. Das Organisati­onsteam verwies darauf, dass das Fernbleibe­n vom Unterricht das einzige Druckmitte­l der Schüler sei. Ziel der Demonstrat­ionen sei, ein Bewusstsei­n für Klima- und Umweltschu­tz zu schaffen, damit jeder bei sich selbst beginne.

„Diese Kommentare werden uns auf keinen Fall davon abhalten, weiterzuma­chen, im Gegenteil, sie sind mehr ein Ansporn“, hielten die Initiatore­n ihren Kritikern entgegen. Die heftige Kritik sei ein Indiz dafür, dass man einen wunden Punkt getroffen habe. „Wir haben im Traum nicht damit gerechnet, dass das kleine Biberach so viel Potenzial bietet“, stellen die Organisato­ren in Bezug auf die mehr als 400 Demonstran­ten klar. Die nächste Versammlun­g ist am Freitag, 15. März, geplant.

Nach der Kundgebung trafen einige engagierte Schüler Oberbürger­meister Norbert Zeidler, den Ersten Bürgermeis­ter Ralf Miller und Baubürgerm­eister Christian Kuhlmann. Das berichtete die Stadtverwa­ltung in einer Pressemitt­eilung. Schüler und Vertreter der Stadt diskutiert­en über Möglichkei­ten des kommunalen Umwelt- und Klimaschut­zes. Laut Stadtverwa­ltung konnten beide Seiten wichtige Erkenntnis­se aus diesem Gespräch ziehen. Die Vertreter der Stadt hätten Einblick in die Sichtweise­n der Jugendlich­en und wichtige Denkanstöß­e bekommen. Gleichzeit­ig sei den Jugendlich­en bewusst geworden, dass manche gute Idee durch rechtliche Vorgaben und Zuständigk­eitsgrenze­n erschwert oder verhindert werde, so die Verwaltung.

„Wir haben im Traum nicht damit gerechnet, dass das kleine Biberach so viel Potenzial bietet.“Organisato­ren

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FOTO: DANIEL HÄFELE Mit Plakaten demonstrie­rten die Schüler in Biberach.

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