Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Biberacher Schülerdemo löst kontroverse Diskussionen aus
Organisatoren verteidigen ihren Standpunkt – Schüler treffen Oberbürgermeister, um sich auszutauschen
BIBERACH - Nicht nur auf der Straße, auch im Netz herrschen sehr unterschiedliche Meinungen zu den Klimaprotesten Biberacher Schüler am vergangenen Freitag. Auf dem Biberacher Marktplatz hatten mehr als 400 hauptsächlich junge Menschen als Teil der „Fridays for Future“-Bewegung für Klimaschutz demonstriert. Auf schwäbische.de entbrannte eine kontroverse Diskussion.
Die Kommentare ließen sich etwa in drei Kategorien einteilen: Kritiker der Demonstration, der Teil der Kritiker, die eine Fremdsteuerung der Jugendlichen vermuteten, und Unterstützer. Die Kritiker der Demo zweifelten vor allem an, dass es den Jugendlichen wirklich darum gehe, für Klima- und Umweltschutz zu protestieren. Die Jugendlichen hätten mit Plastikbechern und Smartphones demonstriert, schreiben sie in ihren Kommentaren. Beides sei jedoch sehr umweltschädlich. Zudem seien viele von ihren Eltern gefahren worden. Des Weiteren gehe es den meisten eher darum, zu schwänzen, als sich tatsächlich zu engagieren, meinen sie.
Außerdem wurden von einigen wenigen Lesern Vermutungen angestellt, das Engagement der „Fridays for Future“-Bewegung gehe nicht von den Jugendlichen selbst aus. Vielmehr, so ihr Vorwurf, sei die Initiative inszeniert.
Jedoch sprangen auch einige Kommentatoren den Jugendlichen bei und lobten ihren Einsatz für den Klimaschutz. Sie sahen die Ursachen für das angebliche Fehlverhalten einiger Demonstranten eher in deren Erziehung durch die ältere Generation. So würden viele Kinder von ihren Eltern mit dem Auto abgeholt, weil diese zu fürsorglich seien, kritisieren sie.
Die Organisatoren der Proteste äußerten sich auf Anfrage der Schwäbischen Zeitung schriftlich: „Wir haben die Diskussion wahrgenommen, nicht nur über die Webseite der „Schwäbischen Zeitung“oder im persönlichen Gespräch auf der Demo, sondern selbstverständlich auch schon im Vorhinein.“Gegen den Vorwurf des Schulschwänzens wehrten sie sich. Das Organisationsteam verwies darauf, dass das Fernbleiben vom Unterricht das einzige Druckmittel der Schüler sei. Ziel der Demonstrationen sei, ein Bewusstsein für Klima- und Umweltschutz zu schaffen, damit jeder bei sich selbst beginne.
„Diese Kommentare werden uns auf keinen Fall davon abhalten, weiterzumachen, im Gegenteil, sie sind mehr ein Ansporn“, hielten die Initiatoren ihren Kritikern entgegen. Die heftige Kritik sei ein Indiz dafür, dass man einen wunden Punkt getroffen habe. „Wir haben im Traum nicht damit gerechnet, dass das kleine Biberach so viel Potenzial bietet“, stellen die Organisatoren in Bezug auf die mehr als 400 Demonstranten klar. Die nächste Versammlung ist am Freitag, 15. März, geplant.
Nach der Kundgebung trafen einige engagierte Schüler Oberbürgermeister Norbert Zeidler, den Ersten Bürgermeister Ralf Miller und Baubürgermeister Christian Kuhlmann. Das berichtete die Stadtverwaltung in einer Pressemitteilung. Schüler und Vertreter der Stadt diskutierten über Möglichkeiten des kommunalen Umwelt- und Klimaschutzes. Laut Stadtverwaltung konnten beide Seiten wichtige Erkenntnisse aus diesem Gespräch ziehen. Die Vertreter der Stadt hätten Einblick in die Sichtweisen der Jugendlichen und wichtige Denkanstöße bekommen. Gleichzeitig sei den Jugendlichen bewusst geworden, dass manche gute Idee durch rechtliche Vorgaben und Zuständigkeitsgrenzen erschwert oder verhindert werde, so die Verwaltung.
„Wir haben im Traum nicht damit gerechnet, dass das kleine Biberach so viel Potenzial bietet.“Organisatoren