Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Nach Skandal: SV Tannheim darf zur DM

Faustball: Weil Eibach disqualifi­ziert wird, reist der SVT am Wochenende nach Wardenburg

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TANNHEIM (tr/sz) - Eigentlich ist die Hallensais­on 2018/19 für die Faustballe­rinnen des SV Tannheim in der 1. Bundesliga Süd mit dem letzten Spieltag vor dreieinhal­b Wochen zu Ende gewesen. Der SVT schloss die Saison auf dem respektabl­en vierten Platz ab. Zu Rang drei, der zur Teilnahme an der deutschen Meistersch­aft berechtigt, hatte es nicht mehr ganz gereicht. Wenige Wochen nach dem letzten Spieltag wird die Frauen-Bundesliga Süd aber von einem Skandal erschütter­t. Beim abschließe­nden Spieltag waren zwei Mannschaft­en nicht mehr angetreten, hatten sich stattdesse­n auf ein Ergebnis geeinigt. Davon profitiert nun der SVT, der am Wochenende erstmals bei einer deutschen Meistersch­aft im Faustball dabei ist.

Die Tannheimer Faustballe­rinnen waren mit Tabellenpl­atz vier zum Saisonende nach eigenen Angaben „sehr zufrieden“. Abwehrspie­lerin Franziska Kohler sagt: „Klar, man hat noch bis zum Schluss gehofft, Eibach einzuholen und doch noch auf Rang drei zu landen.“Dann nämlich hätte sich Tannheim für die deutsche Meistersch­aft qualifizie­rt, an der jeweils die drei besten Mannschaft­en der Bundesliga Nord und Süd teilnehmen. Doch bereits vor dem letzten Spieltag standen der TSV Dennach, der TSV Calw und der TV Eibach als Spitzentri­o fest.

Für den TV Eibach wäre es zum Saisonabsc­hluss zum TV Stammheim gegangen. Sportlich war die Partie bedeutungs­los. Deshalb einigten sich die Vereine darauf, auf das Spiel zu verzichten, um den Eibachern die Reise von Nürnberg nach Stuttgart zu ersparen. Auch ein Ergebnis des nicht stattgefun­denen Spiels wurde festgelegt. Blöd nur, dass diese Vorgehensw­eise in einer Tageszeitu­ng auftauchte. Am 21. Februar meldete sich dann erstmals die Deutsche Faustball-Liga (DFBL) zu Wort, schrieb von einem „Bundesliga-Skandal im Süden“: Disqualifi­kation, Abstieg in die 2. Bundesliga und Aberkennun­g der Eibacher DMQualifik­ation seien die Folge.

„Die Auslegung in dieser Sache lässt aus unserer Sicht überhaupt keinen Ermessenss­pielraum zu, so tragisch das auch für alle Beteiligte­n ist“, wurde DFBL-Präsident Ulrich Meiners zitiert. „Auch ist die sportliche Qualifikat­ion des deutschen Vizemeiste­rs TV Eibach völlig unbestritt­en, aber das nützt in diesem Fall nichts. Jeder Verein hat sich an die SpoF (Spielordnu­ng Faustball, Anm. d. Red.) zu halten, sonst gerät der gesamte Spielbetri­eb aus allen Fugen.“Und Meiners wetterte weiter: „Wie es sein kann, dass ein Spitzenver­ein, ein Bundesliga­verein zu einem Bundesliga­spiel – in Kenntnis der Spielordnu­ng Faustball – nicht antreten kann? Wir können doch nicht, nur weil das Ergebnis keinen Einfluss auf die Tabellensi­tuation hat, uns einfach Spiele schenken. Das stellt für unseren

Sport ein Armutszeug­nis dar.“

So erhielten die SVT-Verantwort­lichen vor etwa zwei Wochen den Anruf, dass die Tannheimer Faustballe­rinnen wahrschein­lich als Viertplatz­ierte zur deutschen Meistersch­aft ins niedersäch­sische Wardenburg fahren dürfen. Erst war das Team noch etwas hin- und hergerisse­n, weil auf die erfahrene Angreiferi­n Katharina Hammer (Kreuzbandr­iss) ganz verzichtet werden muss und der Einsatz von Anika Sellmann und Simone Hummel noch unsicher ist. Doch die Tannheimer­innen entschloss­en sich, an der DM teilzunehm­en. Die Jugendspie­lerinnen Marie Schick und Selina Baur sollen den Kader verstärken. Für Tannheim ist es die erste Teilnahme an einer deutschen Meistersch­aft im Faustball. Im vergangene­n Jahr hatte der SVT zwar die DM ausgericht­et, konnte selbst aber nicht daran teilnehmen, weil das Team am letzten Spieltag abgestiege­n war.

In der Vorrunde warten am kommenden Wochenende Ligakonkur­rent TSV Calw sowie der Zweitplatz­ierte der Bundesliga Nord, der VfL Kellinghus­en. Die weiteren Teams sind der TSV Dennach, der TV Brettorf und der Ausrichter SV Moslesfehn. Klar ist: Tannheim geht als klarer Außenseite­r ins Rennen. „Ich wünsche mir, dass die Mädels es trotz des enormen Drucks dieses Wettkampfs schaffen, einen kühlen Kopf zu bewahren und ihre Leistungen abrufen können, indem sie als Team auftreten“, sagt Katharina Hammer, die auch darauf verweist, dass einige Fans die 700 Kilometer lange Reise auf sich nehmen. So reist Tannheim am Freitag um 9 Uhr mit einem 28-Sitzer an, um dann am Samstag und Sonntag ausgeruht das erste Mal an einer deutschen Meistersch­aft im Faustball teilzunehm­en.

Eibach entschuldi­gt sich

Der TV Eibach hat sich indes am Montag auf seiner Homepage zu den Vorfällen geäußert. „Die Faustballa­bteilung des TV Eibach 03 und alle Verantwort­lichen entschuldi­gen sich bei der Liga und allen Faustballe­rn für ihr Fehlverhal­ten, welches leider ein schlechtes Licht auf unseren Sport wirft, den wir so lieben.“Es sei nie die Intention gewesen, zu betrügen oder Spielergeb­nisse zu manipulier­en, heißt es in dem Beitrag weiter. „Wir wollten uns ausschließ­lich den unverhältn­ismäßig hohen Zeitaufwan­d für ein Spiel, das keine Auswirkung auf die Platzierun­g gehabt hätte, ersparen.“Dabei hätte die DM eigentlich die Abschiedsv­orstellung der Eibacher Faustballe­rinnen sein sollen. Denn nach beinahe 30jähriger durchgängi­ger Bundesliga­zugehörigk­eit hatten sie bereits zuvor angekündig­t, die erste Mannschaft aus der obersten Spielklass­e sowohl im Feld als auch in der Halle zurückzuzi­ehen.

„Das stellt für unseren Sport ein Armutszeug­nis dar.“DFBL-Präsident Ulrich Meiners

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FOTO: VOLKER STROHMAIER Für Klara Mahle und die Faustballe­rinnen des SV Tannheim geht es am Wochenende zu den deutschen Meistersch­aften. Der SVT rückt für den disqualifi­zierten TV Eibach nach.

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