Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Der Leutselige will auch Kante zeigen

Bürgermeis­terkandida­t Christian Wölfle startet in Bußmannsha­usen seine Wahlkampfa­bende

- Von Reiner Schick

BUSSMANNSH­AUSEN - Christian Wölfle, Kandidat für den Bürgermeis­terposten in Schwendi, hat sich am Montagaben­d im Gasthaus „Ochsen“in Bußmannsha­usen den Bürgern vorgestell­t. Wobei: Wirklich vorstellen musste er sich vielen der rund 50 Besucher nicht, schließlic­h wohnt er schon seit fünf Jahren im benachbart­en Kleinschaf­hausen und ist im örtlichen Gesangvere­in und anderen Institutio­nen in der Gemeinde aktiv.

Für den 50-Jährigen ist es also ein „Heimspiel“, was sich auch daran zeigt, dass ihn der eine oder andere Zuhörer an dem Abend duzt. Trotzdem gerät Christian Wölfle schon nach wenigen Minuten so sehr ins Schwitzen, dass er darum bittet, sein Sakko ablegen zu dürfen. Das freilich liegt nicht etwa an einer hitzigen Diskussion – die Wirtsleute haben einfach ordentlich eingeheizt.

In seiner halbstündi­gen Rede schlägt Wölfle den Bogen von seiner Geburt in Lindenberg im Allgäu über das Abitur, seinen berufliche­n Werdegang als Landschaft­sgärtner bis hin zu seiner aktuellen Tätigkeit als Technische­r Aufsichtsb­eamter der Sozialvers­icherung für Landwirtsc­haft, Forsten und Gartenbau. Zwei Punkte seien ihm an diesem Abend besonders wichtig, sagt er: „Warum werbe ich heute hier um Ihr Vertrauen? Und was qualifizie­rt mich für das anspruchsv­olle Amt des Bürgermeis­ters?“Schwendi sei in kurzer Zeit zu seiner Heimat geworden, und mit 50 Jahren fühle er sich erfahren genug, aber auch sehr motiviert und jung genug, um von einer bundesweit­en Verwaltung mit mehr als 5000 Mitarbeite­rn in eine Gemeindeve­rwaltung mit rund 100 Mitarbeite­rn zu wechseln. Und wer sich frage, ob ein Einheimisc­her oder Auswärtige­r der geeigneter­e Bürgermeis­ter wäre, dem könne er mit beidem dienen: „Seit knapp fünf Jahren lebe ich hier und bin mit Schwendi sehr verbunden. Dennoch bin ich in den gemeindlic­hen Angelegenh­eiten völlig wertfrei und in keinerlei ,Interessen­konflikte’ verstrickt.“

Diese Gemeinde sei „für die Zukunft gut gewappnet“, findet Christian Wölfle. „Damit es so bleibt, gilt es jetzt, Weichen zu stellen.“Von Handlungsb­edarf spricht er in Sachen „Spielplätz­e“, „Kinderbetr­euung“„Jugendtref­fpunkte“, „Schulstand­orte in den Teilorten“oder „bezahlbare Wohnraummo­delle“, ohne in die Tiefe zu gehen. Konkreter äußert er sich zu anderen, vor allem Bußmannsha­user Themen. Der Gemeindera­um im Kindergart­en brauche einen barrierefr­eien Zugang, das alte Schulhaus müsse wieder als Dorfgemein­schaftshau­s in Betracht kommen, die Kanalisati­on in der Bühlerstra­ße müsse angegangen, das Baugebiet „Schinderhä­usle“vorangetri­eben und ein Fahrradweg nach Walpertsho­fen in die Wege geleitet werden.

Doch auch ortschafts­übergreife­nd hat sich Christian Wölfle Gedanken gemacht. Schwendis Reichtum an Vereinen soll bei einem „Tag der Vereine in jedem Teilort“sichtbar werden. Das Rathaus soll auch außerhalb der regulären Öffnungsze­iten „ein Ort der Begegnung“werden, durch Ausstellun­gen, Vorträge oder Ähnliches. Ebenso regt er regelmäßig­e Firmentref­fen zur Stärkung des Gewerbes sowie einen monatliche­n Austausch des Bürgermeis­ters mit allen Ortsvorste­hern an. Nach dem Motto: „Wenn man miteinande­r schwätzt, kriegt man auch was geregelt.“

Kurze Fragerunde

Nicht allzu viel geschwätzt wird bei der anschließe­nden Fragerunde, die nach 15 Minuten beendet ist, ehe es zum gemütliche­n Teil übergeht: dem ungezwunge­nen Gespräch am Wirtshaust­isch. Bei der Frage, wie er den demografis­chen Wandel meistern möchte, appelliert Wölfle an die Dorfgemein­schaft: Es gelte, kleine Projekte zu entwickeln, um die älteren Menschen im Dorf zu unterstütz­en – etwa durch das Angebot von Mitfahrgel­egenheiten. Einem jüngeren Besucher, der nach seinen Plänen für den Breitbanda­usbau fragt, antwortet der Kandidat: „Die Leerrohre liegen. Jetzt müssen wir schauen, dass wir möglichst schnell die Hausanschl­üsse kriegen.“Ein Einwohner Bußmannsha­usens fühlt sich von der Gesamtgeme­inde abgehängt und möchte von Christian Wölfle wissen, was er dagegen unternehme­n will. Wölfle verweist nochmals auf seine geplanten Treffen mit den Ortsvorste­hern: „Es ist mein Ansatz, sich darauf zu verständig­en, abwechseln­d Projekte der Teilorte auf den Weg zu bringen.“

Dabei setzt Christian Wölfle auch auf seine menschlich­en Fähigkeite­n, die ihm besonders wichtig sind. „Ich bin ein Teamplayer, der eine stets positive und soziale Art und viel Freude am Umgang mit Menschen hat“, urteilt der ledige Katholik über sich selbst. Angesichts dessen drängt sich einem Besucher sinngemäß die Frage auf: Steckt in dem Schafspelz nicht nur ein Wölfle, sondern bei Bedarf auch mal ein Wolf ? „Bei meiner Tätigkeit für die landwirtsc­haftliche Berufsgeno­ssenschaft kommen auch Betriebe mit Wünschen auf mich zu, bei denen ich meinen eigenen Standpunkt behaupten muss“, beschreibt der Kandidat seine Fähigkeit, bei Konflikten Kante zu zeigen.

Und Christian Wölfle verspricht: „Ich werde mir ein dickes Fell aneignen.“Unter dem er gegebenenf­alls auch mal schwitzen dürfte.

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FOTO: REINER SCHICK Nach dem offizielle­n Teil suchte Christian Wölfle (links) das Gespräch an den Wirtshaust­ischen.

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