Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Auswege aus dem Pflegenotstand
Spahn will Stellen möglichst schnell besetzen – Giffey pocht auf höhere Löhne
BERLIN (epd) - Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sieht beim Pflegenotstand die Besetzung neuer Stellen als dringendstes Problem an. Über die grundsätzlichen Fragen der Finanzierung der Pflegeversicherung sei dagegen eine Grundsatzdebatte nötig, sagte Spahn am Donnerstag in Berlin beim 6. Deutschen Pflegetag. Wenn die Bezahlung der Pflegekräfte verbessert werden soll, könne er nicht versprechen, dass dann der von den Versicherten aufzubringende Eigenanteil nicht steigen werde. Spahn reagierte damit auf SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil, der am Mittwoch gefordert hatte, den finanziellen Eigenanteil der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen zu begrenzen.
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) forderte eine höhere Wertschätzung für den Pflegeberuf. Dies soll unter anderem durch eine bessere Ausbildung und Bezahlung erreicht werden. Der Deutsche Pflegerat sieht den Pflegenotstand noch nicht am Tiefpunkt angelangt. Der Arbeitsmarkt sei leer gefegt, es gebe Aufnahmestopps und Wartelisten in Pflegeheimen und bei ambulanten Diensten, sagte der Präsident des Deutschen Pflegerates, Franz Wagner, zum Auftakt des Pflegetages. Zudem führe die vielfach prekäre Personalausstattung zu einer Flucht aus dem Pflegeberuf.
Zu dem dreitägigen Kongress des Deutschen Pflegerates unter dem Motto „Gepflegt in die Zukunft – Jetzt“werden nach Veranstalterangaben insgesamt rund 10 000 Besucher erwartet. Zentrales Thema ist die sogenannte Konzertierte Aktion Pflege der Bundesregierung. Sie hat unter anderem die Steigerung der Auszubildenden in der Pflege um zehn Prozent bis 2023 zum Ziel.
Wagner betonte zum Auftakt, „wir haben kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem“. Mit der Konzertierten Aktion Pflege sei ein wichtiger Schritt unternommen worden. Es fehle derzeit aber noch die Zielvorgabe für die Weiterentwicklung des Heilberufes Pflege über die nächsten Jahre hinaus.
Wagner forderte als ersten Schritt, die Personalausstattung zu verbessern, um die berufliche Belastung spürbar zu verringern. Das klinge in Zeiten des Personalmangels zunächst paradox. Aber es gebe eine Arbeitskräftereserve durch Fachkräfte, die in Teilzeit arbeiten oder ausgeschieden sind. Nötig sei eine verlässliche Zusage, wie viele neue Stellen die Politik schaffen wolle. Der Deutsche Pflegerat fordert insgesamt zusätzliche 100 000 Stellen.