Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Der mit Erfahrung lockt

Wolfgang Späth wirbt nicht mit Verspreche­n, sondern mit Kenntnisse­n und Kontakten

- Von Axel Pries

SIESSEN IM WALD - Wie er da vorne steht und ruhig in die Runde schaut, dabei nichts sagt, nicht auffordert, sondern glatt eine halbe Minute lang die nächste Frage abwartet, kommt man gar nicht gleich darauf, dass Wolfgang Späth sich im Wahlkampf befindet. Als einer von drei Kandidaten möchte er Bürgermeis­ter in Schwendi werden, aber er gibt nicht den Unterhalte­r, stimmt nicht ein in den üblichen Reigen von Versprechu­ngen, als er sich am Donnerstag in Sießen einem 50-köpfigen Publikum vorstellt. Gänzlich untypisch für Wahlkampfa­bende stellt er in aller Nüchternhe­it eingangs gar fest, dass er seine Person, seinen Werdegang und seine Motivation erklären, aber wenig direkt zu Schwendi sagen könne. „Was ich besser machen will, was ich verändern will, das kann ich Ihnen jetzt ad hoc nicht sagen.“Die Waffe, die Wolfgang Späth auspackt, ist von anderem Kaliber: Erfahrung auf allen Ebenen kommunaler Verwaltung­sarbeit unterhalb des Bürgermeis­teramtes. „Mir macht keiner was vor. Ich weiß, wovon ich schwätze!“

43 Jahre alt, parteilos, verheirate­t, Vater zweier Kinder mit Haus in seiner Geburtssta­dt Ochsenhaus­en, sportlich und in Vereinen aktiv: Als grundsolid­e geerdet stellt Wolfgang Späth sich vor – und dabei auch gleich Ehefrau Heike, die ihn begleitet. Im Jahr 2000 begann er seine Verwaltung­slaufbahn, die ihn 2005 erst ins Rathaus von Ochsenhaus­en führte und dann nach Maselheim, wo er seit 2011 als Hauptamtsl­eiter quer durch die meisten Bereiche der Verwaltung zuständig ist, erklärt er in Sießen. Und zwar auch für Belange der Bauleitpla­nung, sprich Baulandaus­weisung, deutet er Kompetenz in einem Bereich an, der in Schwendi als wichtig gilt.

Gerne werden die Besucher auch vernommen haben, dass ein Grund für die Bewerbung in Schwendi der gute Ruf der Gemeinde sei, die viele Arbeitsplä­tze und wirtschaft­liche Möglichkei­ten biete. Dem vergleichs­weise fast enthusiast­ischen Kompliment folgt eine schon wieder nüchtern anmutende Erklärung, warum er überhaupt Bürgermeis­ter werden möchte: „Das ist ein logischer Schritt!“Wenn man über Jahre in zweiter Reihe in einer Verwaltung arbeitet, so folgert Späth, möchte man den nächsten Schritt tun, sofern das Umfeld stimmt. „Die familiäre Situation passt, jetzt mache ich’s!“Er liebe es, Verantwort­ung zu übernehmen.

Nur wenige Stichworte hat er bis zum Ende seines Vortrags exemplaris­ch als Herzensanl­iegen durchschei­nen lassen: mehr Familienfr­eundlichke­it, bessere Internetan­bindung, „eine Gemeinde, in der Sie sich wohlfühlen“. In der er aber nicht wohnen werde. Mit Rücksicht auf die Familie wolle er im nahen Ochsenhaus­en wohnen bleiben, sagt Späth.

In seinen Antworten auf Fragen aus dem Publikum lässt der Kandidat dann durchblick­en, dass ihm Schwendis Anliegen als nicht untypisch ländlich sehr vertraut sind, er aber dennoch – oder deshalb – keine spontanen Lösungen anbieten könne. Zum Beispiel beim Thema Gerechtigk­eit zwischen den Teilorten – eine Frage, die gerade im flächigen Schwendi von Bedeutung ist. „Ganz gerecht wird es wahrschein­lich nicht gehen“, wägt der Praktiker ab. Denn die Dörfer hätten schließlic­h unterschie­dliche Anforderun­gen und Voraussetz­ungen. „Aber ich versuche das natürlich so, dass sich keiner benachteil­igt fühlt.“

Zum Thema Umweltschu­tz kommt die Frage: „Haben Sie da eine Vision?“Späth ist vorsichtig: Umweltschu­tz fange zunächst bei jedem Einzelnen an, tastet er sich vor, nennt dann aber Maßnahmen, die im Bereich der Gemeinde geleistet werden könnten: zum Beispiel Bäche renaturier­en und für Blühwiesen sorgen, „ein Bewusstsei­n schaffen, dass man sich aktiv beteiligt“.

Trocken aus der pragmatisc­hen Erfahrungs­ecke kommt auch seine Antwort auf die Frage nach Bürgerspre­chstunden möglichst in jedem Ort: „Wenn das gewünscht ist, mache ich das.“Dann lässt der Kandidat sich aber doch zu einer echten Stellungna­hme zur Dorfentwic­klung hinreißen, nämlich, als es um den „Donut-Effekt“geht: Dörfer wachsen baulich an den Rändern und höhlen im Kern aus. Die Entwicklun­g der Dorfkerne sei wichtiger als das Wachsen in der Fläche, meint er – aber schwierige­r, weil dafür erst Investoren gefunden werden müssten. Für Lacher sorgt seine ideologisc­he Selbsteins­chätzung: „Ganz normal, irgendwo in der Mitte.“

Irgendwo an dem Abend stellt der Kandidat dann auch noch einen weiteren Vorzug aus seinem Erfahrungs­schatz heraus: sein Netzwerk nach 20 Jahren. „Du kennst die Leute im Landratsam­t, du kennst die Bürgermeis­ter. Das ist ganz wichtig.“

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FOTO: AXEL PRIES Am Ende das Gespräch mit dem Publikum: BM-Kandidat Wolfgang Späth (Mitte) und Ehefrau Heike (links) in Sießen im Wald.

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