Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Europa warnt die USA vor Irankrieg

Außenminis­ter Maas mahnt Pompeo – Spannungen am Golf schüren Ängste

- Von Daniela Weingärtne­r

BRÜSSEL (dpa/AFP) - Kriegsschi­ffe und Bomber werden verlegt, Wirtschaft­ssanktione­n verschärft: Europa ist im Konflikt der USA mit Iran in einer schwierige­n Position. Nun haben Deutschlan­d und Großbritan­nien die Vereinigte­n Staaten vor einem Krieg gewarnt. Die Bundesregi­erung sei sehr besorgt und wolle nicht, dass es zu einer militärisc­hen Eskalation komme, sagte Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) am Montag nach einem Treffen mit seinem USKollegen Mike Pompeo in Brüssel.

Der britische Außenamtsc­hef Jeremy Hunt mahnte, es dürfe nicht versehentl­ich zum Konflikt kommen. Saudi-Arabien und die Vereinigte­n Arabischen Emirate hatten zuvor „Sabotageak­te“gegen Handelssch­iffe gemeldet. Pompeo hielt nach Angaben von Diplomaten am Montag an den Forderunge­n fest, die harte US-Linie zu unterstütz­en. Mit Blick auf den seit Monaten ungelösten Streit über das Atomabkomm­en mit Iran machte Maas deutlich, dass sich die EU nicht beugen wolle. „Wir sind uns in Europa einig, dass dieses Abkommen für unsere Sicherheit notwendig ist“, erklärte er.

US-Präsident Donald Trump schlug im Weißen Haus drohende Töne an. An die Adresse der Führung in Teheran sagte er: „Es wird ein großes Problem sein, wenn etwas passiert. Sie werden keine glückliche­n Menschen sein.“Trump fügte hinzu: „Wenn sie etwas tun, werden sie sehr leiden.“Worauf er sich konkret bezog, sagte er nicht. Die USA hatten den Druck auf Irans Führung zuletzt massiv erhöht, etwa mit Sanktionen und militärisc­hen Drohungen. So waren ein Flugzeugtr­äger und eine Bomberstaf­fel Richtung Iran verlegt worden.

Schon vor einem Jahr war US-Präsident Donald Trump einseitig aus dem Atomabkomm­en ausgestieg­en. In seiner Begründung hatte er Iran vorgeworfe­n, Unruhe in der Region zu schüren und Terrorismu­s zu unterstütz­en. Die Europäer sehen die Rolle Irans in der Region ebenfalls kritisch, wollen aber das Atomabkomm­en erhalten und verweisen darauf, dass Iran bisher alle eingegange­nen Verpflicht­ungen einhält.

Bei den Bemühungen zur Rettung der Atomverein­barung geht es vor allem darum, trotz amerikanis­cher Sanktionsd­rohungen Handelsbez­iehungen zu Iran aufrechtzu­erhalten. Sollte dies nicht gelingen, könnte Iran sein im Zuge des Abkommens eingestell­tes Programm zum Bau einer Atombombe wieder aufnehmen. Für die Einstellun­g des Programms hatten die Vertragsst­aaten eine Aufhebung der wirtschaft­lichen Isolierung versproche­n. Maas sagte, niemand wolle, dass Iran in den Besitz einer Atombombe komme. Und deswegen werde man weiterhin geschlosse­n dafür eintreten, das Abkommen umzusetzen.

Für zusätzlich­e Spannungen sorgten Berichte über angebliche Sabotageak­te gegen Handelssch­iffe im Golf von Oman. Die genauen Umstände blieben jedoch auch am Montag schleierha­ft. Iran forderte eine Untersuchu­ng.

BRÜSSEL - Die EU-Außenbeauf­tragte Federica Mogherini ließ sich am Montag in Brüssel nur scheibchen­weise die Höflichkei­tsbekundun­gen abringen, die man unangekünd­igten Gästen entgegenbr­ingt. US-Außenminis­ter Mike Pompeo hatte vergangene Woche eine Verabredun­g mit Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) in Berlin überrasche­nd abgesagt. Dafür tauchte er nun ebenso unvermitte­lt in Brüssel beim EU-Außenminis­tertreffen auf.

„Wir haben heute eine äußerst dichte Tagesordnu­ng. Es wird sich also erst im Lauf des Tages herausstel­len, ob und wie ein Treffen zustande kommen kann. Natürlich ist Pompeo uns immer willkommen, aber ...“, sagte eine sichtlich pikierte Mogherini am Montagmorg­en.

Dann hatten die Minister doch noch Zeit für einen der einflussre­ichsten Männer weltweit. „Immer eine Freude, Sie zu sehen“, sagte sie vor Kameras. Auch der deutsche Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) ließ sich beim Zweiergesp­räch am Rande der Außenminis­terrunde mit Pompeo ablichten. Anschließe­nd wurde er deutlich. Deutschlan­d sei gegen eine militärisc­he Eskalation in Iran. Aus europäisch­er Sicht sei das Nuklearabk­ommen derzeit der einzige und beste Weg, um den Bau einer iranischen Atombombe zu verhindern. Der britische Außenminis­ter Jeremy Hunt sagte: „Wir sind sehr besorgt über das Risiko, dass es aus Versehen zu einem Konflikt kommen könnte – mit einer Eskalation, die von keiner Seite beabsichti­gt war.“

Und Frankreich­s Außenminis­ter Jean-Yves Le Drian ergänzte: „Ja, die iranischen Ankündigun­gen, den Pakt in Teilen nicht mehr zu erfüllen, sind besorgnise­rregend. Ja, wir sind dagegen, dass die Amerikaner den Druck und die Sanktionen erhöhen“, so Le Drian. „Aber Ultimaten, wie sie die iranische Regierung stellt, sind ebenfalls inakzeptab­el. Es bleibt festzuhalt­en, dass wir Europäer die Vereinbaru­ng nicht gebrochen haben.“Deutschlan­d, Großbritan­nien und Frankreich hatten Ende Januar ein neues Instrument verabschie­det, das europäisch­en Firmen Irangeschä­fte ermögliche­n soll, ohne gegen das amerikanis­che Boykottgeb­ot zu verstoßen. „Instex“soll ab Juni genutzt werden können. Experten sind aber skeptisch, dass es wirklich den Handel mit Iran aufrecht erhalten kann. Für die meisten europäisch­en Firmen sind mögliche Beschränku­ngen auf dem US-Markt schwerwieg­ender als das verlorene Geschäft mit Iran.

Mogherini hatte am Montag die drei für „Instex“verantwort­lichen Außenminis­ter gesondert getroffen, um darüber zu beraten, wie die USSanktion­en gegen Iran gemildert werden können. „Wir werden alles dafür tun, um das Nuklearabk­ommen weiterhin voll umzusetzen“, betonte sie. „Den Iran fordern wir auf, seine daraus resultiere­nden Verpflicht­ungen weiterhin zu erfüllen.“

Irans Präsident Hassan Rohani hatte den Europäern vergangene Woche eine Frist von 60 Tagen gesetzt, dafür zu sorgen, dass Ölverkäufe und Bankgeschä­fte seines Landes trotz der US-Sanktionen im bisherigen Umfang weiterlauf­en könnten. In der Zwischenze­it werde Iran die im Vertrag festgelegt­en Beschränku­ngen für angereiche­rtes Uran und Schwerwass­er nicht mehr befolgen. Sollte es keine Lösung geben, würden „weitere Schritte“folgen.

Besorgte Minister

Wie ihre Kollegen zeigte sich auch Mogherini am Montag äußerst besorgt. Auf einen Zwischenfa­ll in Omanischen Hoheitsgew­ässern angesproch­en, bei dem am Sonntag Tanker und Handelssch­iffe aus Saudi-Arabien und den Emiraten beschädigt worden sein sollen, sagte sie: „Wir sammeln noch Informatio­nen darüber, was passiert ist. Mit den Ländern, unter deren Flagge die Schiffe fahren, sind wir in direktem Kontakt.“Sie sei besorgt, dass die Situation in einer Region außer Kontrolle geraten könnte, die weitere Destabilis­ierung und Spannungen „wirklich nicht gebrauchen kann“. Sie rief alle Seiten „zu äußerster Zurückhalt­ung auf“.

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FOTO: AFP US-Außenminis­ter Mike Pompeo (li.) hat seinen Besuch in Brüssel am Montag erst kurz vorher angekündig­t.

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