Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Armbrust-Fall wird immer mysteriöser
Ursache für Tod von zwei Frauen in Wittingen noch unklar
PASSAU (AFP) - Der Fall der drei womöglich durch Schüsse einer Armbrust getöteten Menschen in Passau wird noch komplizierter. Am Montag entdeckten die Ermittler in der Wohnung der zu den drei Toten zählenden 30-Jährigen, die zuletzt in Niedersachsen gemeldet war, zwei weitere Frauenleichen, wie das Polizeipräsidium Niederbayern und die Polizei in Gifhorn mitteilten. Bei diesen beiden Toten gab es allerdings keine Hinweise auf einen gewaltsamen Tod.
PASSAU (dpa/AFP) - Noch mehr Tote und noch mehr Fragen: Im Zusammenhang mit dem Passauer Armbrust-Fall haben Ermittler zwei weitere Leichen in Niedersachsen gefunden. Am Montag entdeckten die Ermittler in der Wohnung der zu den drei Toten zählenden 30-Jährigen, die zuletzt in Niedersachsen gemeldet war, die Leichen zweier Frauen Das teilten das Polizeipräsidium Niederbayern und die Polizei in Gifhorn mit. Bei diesen beiden Toten gab es keine Hinweise auf einen gewaltsamen Tod.
Ein Sprecher der Polizei in Gifhorn sagte, Beamte hätten die zwei Leichen entdeckt, als sie zur Verständigung von Angehörigen zu der Wohnung im niedersächsischen Wittingen gefahren seien. Eine der toten Frauen sei mit hoher Wahrscheinlichkeit die 35 Jahre alte Mitbewohnerin und Lebensgefährtin der in Passau entdeckten 30-Jährigen. Die Identität der zweiten Frau sei völlig unklar.
Dem Sprecher der Gifhorner Polizei zufolge lebte die in Passau tot aufgefundene 30-Jährige erst seit Anfang März in Wittingen. Sie stammte demnach wie der tot in Passau gefundene 53 Jahre alte Mann und die 33 Jahre alte Frau ursprünglich aus Rheinland-Pfalz. Die Frau sei offenbar wegen der Beziehung zu der 35-Jährigen nach Niedersachsen gezogen.
Die Ermittler in Niedersachsen ordneten ebenso wie die Ermittler in Niederbayern eine Obduktion der Toten an. Der Sprecher der Gifhorner Polizei sagte, ein Einsatz von Armbrüsten sei bei den beiden dort gefundenen toten Frauen auszuschließen. Pfeile wurden dort nicht gefunden. Ob es sich um einen natürlichen Tod oder einen Suizid handelt, stehe nicht fest. Hinweise auf ein Gewaltverbrechen gebe es nicht. Der Sprecher wies Spekulationen zurück, die Frauen in Niedersachsen zählten zur Gothicszene. Es kursierten Gerüchte und Spekulationen, polizeilich seien die Frauen aber nie in Erscheinung getreten. Sie hätten völlig unauffällig gelebt.
Ein Zimmermädchen hatte am Samstag in der Passauer Pension die drei Toten entdeckt. In allen Körpern steckten offenbar aus Armbrüsten abgeschossene Pfeile. Hinweise auf eine Beteiligung von bisher nicht bekannten weiteren Tätern gibt es nicht. Bei den in Passau entdeckten Leichen führten Rechtsmediziner am Montag die Obduktion durch. Ergebnisse sollten am Dienstag bekannt gegeben werden.
In dem Gästezimmer der Passauer Pension fanden sich drei Armbrüste, von denen eine unbenutzt war. Im Körper der Toten steckten laut Polizei und Staatsanwaltschaft Pfeile. Nach deren bisherigen Erkenntnissen lagen der Mann und die 33-jährige Frau Hand in Hand im Bett, während die 30-Jährige auf dem Boden gefunden wurde.
Erwerb, Besitz und Führen frei Der Fall rückt die Armbrust in den Fokus. Mordfälle mit dem Sportgerät gibt es immer wieder. Dem Deutschen Schützenbund (DSB) nach sind in mehr als 14 200 Schützenvereinen etwa 1,35 Millionen Mitglieder organisiert. Rund 3000 von ihnen betreiben Armbrustschießen. Ab dem 18. Lebensjahr können Armbrüste frei erworben werden, wie ein DSBSprecher sagt. „Erwerb und Besitz sowie Führen von Armbrüsten sind nach dem Waffengesetz erlaubnisfrei“, teilte ein Sprecher des bayerischen Innenministeriums mit. Dem Waffengesetz nach fällt die Armbrust unter die „Schusswaffen gleichgestellten Gegenstände“.
Als den Schusswaffen gleichgestellt gelten tragbare Gegenstände, bei denen feste Körper gezielt verschossen werden, „deren Antriebsenergie durch Muskelkraft eingebracht und durch eine Sperrvorrichtung gespeichert werden kann“, erläutert der Ministeriumssprecher. Das treffe auf die Armbrust zu. Bei Schusswaffen würden Geschosse aber durch einen Lauf getrieben – und das wiederum sei bei der Armbrust nicht der Fall.
Einfache Freizeit-Armbrüste gebe es ab 100 Euro. Der professionelle Armbrustsport dagegen ist nicht billig: Ein solches Gerät koste zwischen 6000 und 8000 Euro. Zur Jagd ist die Armbrust in Deutschland nicht erlaubt. Das gelte hierzulande nicht als waidgerecht, wie der DSB-Sprecher betont. Ob auch die nun tot gefundenen Frauen oder der Mann Schützen waren oder ob sie die Armbrüste eigens kauften, ist noch völlig unklar.