Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Ein gefährlich­er Imagewande­l

- Von Daniel Hadrys ●» d.hadrys@schwaebisc­he.de

Es gibt ihn zwar noch, den gewaltbere­iten NeonaziSki­nhead mit Glatze, Springerst­iefeln und Bomberjack­e. Doch seit Langem schon ist eine rechtsextr­eme Gesinnung nicht mehr eindeutig an der Kleidung zu erkennen. Die Szene ist vielfältig­er geworden – und darin liegt mittlerwei­le eine große Gefahr.

Es gibt den „Nipster“, den modebewuss­ten „Nazi-Hipster“. Die rechtsextr­emen Identitäre­n geben sich den Anstrich einer modernen Jugendkult­ur. Deren österreich­isches Aushängesc­hild Martin Sellner erweckt zumindest optisch den Eindruck, er würde sich in seiner Freizeit für die sozialisti­sche Jugend engagieren – und nicht etwa rassistisc­he Thesen verbreiten.

Statt auf Parolen setzen die neurechten Gruppierun­gen, wie beispielsw­eise das Netzwerk „Ein

Prozent“, auf den Diskurs, hinter dem sich jedoch nichts weiter verbirgt als Fremdenfei­ndlichkeit – und nicht selten auch Verschwöru­ngstheorie­n.

So verschaffe­n sich die Neu-Rechten einen Imagewande­l: weg vom Bild des prügelnden Glatzkopfs, hin zu vordergrün­dig gewaltfrei­en Jugendorga­nisationen und bürgerlich­en Protestbew­egungen. Es fällt leichter, sich solchen anzuschlie­ßen.

Nicht jeder, der mit solchen Gruppen sympathisi­ert, ist ein Extremist. Es ist dennoch angebracht, dass der Verfassung­sschutz seinen Schwerpunk­t auf die Offenlegun­g der Strukturen und Verbindung­en der Gruppen legen möchte. Sie sind digitalaff­in und gut vernetzt und können schnell Menschen mobilisier­en – auch die gewaltbere­iten.

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