Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Ein gefährlicher Imagewandel
Es gibt ihn zwar noch, den gewaltbereiten NeonaziSkinhead mit Glatze, Springerstiefeln und Bomberjacke. Doch seit Langem schon ist eine rechtsextreme Gesinnung nicht mehr eindeutig an der Kleidung zu erkennen. Die Szene ist vielfältiger geworden – und darin liegt mittlerweile eine große Gefahr.
Es gibt den „Nipster“, den modebewussten „Nazi-Hipster“. Die rechtsextremen Identitären geben sich den Anstrich einer modernen Jugendkultur. Deren österreichisches Aushängeschild Martin Sellner erweckt zumindest optisch den Eindruck, er würde sich in seiner Freizeit für die sozialistische Jugend engagieren – und nicht etwa rassistische Thesen verbreiten.
Statt auf Parolen setzen die neurechten Gruppierungen, wie beispielsweise das Netzwerk „Ein
Prozent“, auf den Diskurs, hinter dem sich jedoch nichts weiter verbirgt als Fremdenfeindlichkeit – und nicht selten auch Verschwörungstheorien.
So verschaffen sich die Neu-Rechten einen Imagewandel: weg vom Bild des prügelnden Glatzkopfs, hin zu vordergründig gewaltfreien Jugendorganisationen und bürgerlichen Protestbewegungen. Es fällt leichter, sich solchen anzuschließen.
Nicht jeder, der mit solchen Gruppen sympathisiert, ist ein Extremist. Es ist dennoch angebracht, dass der Verfassungsschutz seinen Schwerpunkt auf die Offenlegung der Strukturen und Verbindungen der Gruppen legen möchte. Sie sind digitalaffin und gut vernetzt und können schnell Menschen mobilisieren – auch die gewaltbereiten.