Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Die Rückkehr des Klangzauberers
Alan Parsons kommt mit seinem neuen Album „The Secret“auch auf Tour
RAVENSBURG - Wer Beatles-Alben wie „Let It Be“und „Abbey Road“als Toningenieur betreuen durfte, wer bei Pink Floyds „The Dark Side of The Moon“an den Reglern saß und Alben wie Al Stewarts „Year of The Cat“produziert hat, hat sein Plätzchen in den Annalen der Popmusik sicher. Alan Parsons darf sich somit zu den Legenden der musikalischen Gattung zählen. Zumal beim Briten hinzukommt, dass er ab 1975 mit seinem Alan Parsons Project ein paar Alben fabriziert hat, die an und für sich schon Kultstatus besitzen: vor allem die symphonische Edgar-Allan-Poe-Platte „Tales of Mystery And Imagination“(1976) sowie poppige Prog-Konzeptalben wie „Eve“(1979) oder „The Turn of A Friendly Card“(1980). Nicht zu vergessen Pop-Perlen wie „Eye in The Sky“(1982) oder auch „Ammonia Avenue“(1984). Nun ist der Klangzauberer Alan Parsons zurückgekehrt – quasi aus dem Nichts. „The Secret“(Frontiers/ Soulfood) ist sein erstes Soloalbum seit 15 Jahren.
Tatsächlich klingt das Album vielmehr nach einer Project-Platte als nach einer seiner vorherigen vier Alleingänge. Und seine Fans dürfen glücklich sein. Der Sound ist überragend – und klassischer Parsons. Das Album widmet sich inhaltlich dem Thema Magie, ein Konzeptalbum ist es allerdings dennoch nicht geworden. Die Akkordfolgen, teilweise auch die übereinandergeschichteten Gesangsspuren, klingen mehrfach wie einst bei den Fab Four, Simon & Garfunkel oder Crosby, Stills & Nash. Nostalgisch ist das schon, altbacken tönt es deswegen noch lange nicht. Manch einer mag das seicht nennen, doch auch dies kann eine Kunstform sein.
Prog-Rock muss vom 70-Jährigen aus London, der längst im sonnigen Kalifornien lebt, niemand mehr erwarten. Doch alle Freunde des harmonieseligen Popklangs werden sich freuen. Es gibt – wie beim Project – zahllose musikalische Gäste: Ex-Genesis Gitarrist Steve Hackett etwa oder auch den israelischen Ausnahme-Bassisten Guy Erez. Bei den orchestrierten Songs sicherte sich Parsons die Dienste des CMG Music Recording Orchestra of Hollywood. Es gibt – wie beim Project – auch wieder einige überaus prominente Gastsänger. Die bekanntesten sind in diesem Fall der im Vergleich zu Parsons mit 41 Jahren spundjunge US-Amerikaner Jason Mraz, welcher der Single „Miracle“seine Stimme leihen durfte. In der Tat klingt das Stück wie eines von „Eye in The Sky“, allerdings wäre es dort gewiss nicht das beste gewesen. Dennoch ist es ein netter Ohrwurm.
Für die Höhepunkte des Albums sorgen andere, vor allem Lou Gramm, der ehemalige Sänger der Rockband Foreigner, der auf „Sometimes“alle Register zieht. Die besten und interessantesten Stücke sind jene mit Leadsänger Todd Cooper: die wunderschön orchestrierte „One Note Symphony“und das im Duett mit Parsons gesungene „Soirée Fantastique“. Ein durchaus rockiger Ohrwurm ist auch „The Limelight Fades Away“mit Sänger Jordan Huffman geworden – allerdings Vorsicht: Auch das ist natürlich eher Soft- als Prog-Rock.
Aber egal: Alan Parsons ist eine Legende – und diese Platte schadet seinem Ruf ganz gewiss nicht. Im Gegenteil. Man darf durchaus gespannt sein, wie das Ganze live klingen wird, denn im Sommer begibt sich der Altmeister auf eine ausgedehnte Tour.