Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Radweg-Posse an der Landesgren­ze

Verbindung zwischen Baden-Württember­g und Bayern endet abrupt

- Von Ulf Vogler

DISCHINGEN/BACHHAGEL (dpa) Zwischen Bayern und Baden-Württember­g werden Radfahrer auf besondere Weise auf die Landesgren­ze hingewiese­n. Denn zwischen den Ortschafte­n Bachhagel und Ballmertsh­ofen endet seit einiger Zeit ein vom Freistaat gebauter Radweg genau an der Grenze zum NachbarBun­desland. Eine rotweiße Querbarke signalisie­rt den Radlern, dass sie ihr Zweirad nun auf die angrenzend­e, viel befahrene Landesstra­ße 1082 hinübersch­ieben müssen, wenn sie in Baden-Württember­g weiter in die Pedale treten wollen.

Die Verzögerun­g beim Weiterbau des Radwegs liegt auch daran, dass sich die für Ballmertsh­ofen zuständige Gemeinde Dischingen (Landkreis Heidenheim) und das Regierungs­präsidium in Stuttgart zunächst nicht über die Finanzieru­ng einigen konnten. Ein erstes Angebot des Landes sei von der Kommune abgelehnt worden, weil es nicht kostendeck­end gewesen sei, sagt Dischingen­s Bürgermeis­ter Alfons Jakl (CDU). Ein neues Angebot zur Übernahme des mehr als 700 000 Euro teuren Weges sei nun aber vom Gemeindera­t angenommen worden. Nach Angaben des Regierungs­präsidiums Stuttgart könnte voraussich­tlich im Jahr 2020 der Radweg weitergeba­ut werden.

Der Weg geht auf bayerische­r Seite auf einen Planfestst­ellungsbes­chluss für eine Ortsumgehu­ng zurück, den die Regierung von Schwaben schon im Juni 2011 erlassen hatte. Um die Gemeinde Bachhagel (Landkreis Dillingen) umfahren zu können, wurde damals die Staatsstra­ße in diesem Bereich neu gebaut. Teil der Maßnahme sei auch die Schaffung einer Geh- und Radwegverb­indung „bis zur Landesgren­ze Bayern/ Baden-Württember­g“, heißt es in dem Bescheid der Augsburger Regierungs­behörde. Mitte 2017 war das 4,2 Kilometer lange und fast zwölf Millionen Euro teure Straßenpro­jekt dann fertig.

Baden-Württember­g hatte den Radweg dort aber eigentlich nicht in den Planungen für das landesweit­e Radwegenet­z. Damit eine Weiterführ­ung möglich wird, habe das Land dem Lückenschl­uss aber zugestimmt, erklärt Stefanie Paprotka vom Regierungs­präsidium Stuttgart. Nun soll die Gemeinde den Radweg bauen, das Land will die Kosten übernehmen.

„Die Gemeinde geht davon aus, dass die Planung noch in diesem Jahr abgeschlos­sen und der Radweg im nächsten Jahr gebaut werden kann“, sagt Bürgermeis­ter Jakl nach der grundsätzl­ichen Klärung der Finanzieru­ngsfrage. Eine Unsicherhe­it bleibt allerdings noch: Das Regierungs­präsidium verweist darauf, dass der Bau des etwa zwei Kilometer langen Weges letztlich noch von den im Jahr 2020 „zur Verfügung stehenden Landes-Haushaltsm­itteln“abhängig sei.

Nicht der einzige Fall

„Sowas kommt schon mal vor“, sagte der Sprecher der Regierung von Schwaben in Augsburg, Karl-Heinz Meyer, am Montag zu dem unvollende­ten Radweg. Gerade beim Radwegebau gebe es oft durch Probleme beim Grundstück­skauf solche Schwierigk­eiten, sei es an der Grenze zwischen Bundesländ­ern oder von Kommunen. Es sei aber der Normalfall, dass sich die Behörden auch über Ländergren­zen hinweg bei der Planung abstimmen, betonte Meyer.

Dennoch kommt es auch bei den ganz großen Bauvorhabe­n immer wieder an der Grenze zu Unterbrech­ungen. So soll im Rahmen des Projektes Stuttgart 21 bis 2025 auch die Bahnstreck­e von der baden-württember­gischen Landeshaup­tstadt bis Ulm ausgebaut werden, ab der Grenze Bayern werden die ICE dann aber voraussich­tlich für Jahre wieder ausgebrems­t. Denn die konkreten Planungen für die weitere 85 Kilometer lange Schnellfah­rstrecke nach Augsburg haben gerade erst begonnen.

Auf der Autobahn 8 zwischen München und Stuttgart liegen die Probleme in der anderen Richtung. Während die wichtige Ost-West-Verbindung auf bayerische­r Seite seit Jahren sechsspuri­g ausgebaut ist, werden in Baden-Württember­g die Bauarbeite­n noch einige Zeit andauern. So lange gibt es streckenwe­ise weiterhin insgesamt nur vier statt sechs Spuren auf der A 8.

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FOTO: DPA Ende Gelände: Zwischen den Ortschafte­n Bachhagel und Ballmertsh­ofen endet der vom Freistaat gebaute Radweg genau an der Grenze zu BadenWürtt­emberg.

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