Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Handwerk pocht auf Meisterpfl­icht

100 Jahre Schreiner-Innung Biberach: Bei der Feier wird der Teamgedank­e hochgehalt­en

- Von Manfred Waldeck

BIBERACH - 1919 wurde der Hamburger Sport-Verein (HSV) gegründet und die Schreiner-Innung Biberach. Heute, 100 Jahre später, kann die Innung erhobenen Hauptes ihr Jubiläum feiern, während der HSV mit allerlei Problemen zu kämpfen hat. Mit diesem Vergleich bescheinig­te der Landtagsab­geordnete Thomas Dörflinger (CDU) der Schreiner-Innung eine glorreiche Entwicklun­g.

Zur Feier des 100-jährigen Bestehens hatten sich rund 120 Innungsmit­glieder und Vertreter von Unternehme­n und Institutio­nen, die mit dem Schreinerh­andwerk zusammenar­beiten, in der Gemeindeha­lle in Fischbach getroffen. Mit einem musikalisc­hen „Happy Birthday“, gespielt in mehreren Variatione­n, eröffnete die Musikgrupp­e Q6 aus Ringschnai­t das Programm.

Innungsobe­rmeister Peter Krattenmac­her würdigte besonders den Ehrenoberm­eister und Ehrenlande­sinnungsme­ister Ludwig Grell, der mit seinem Wissen und seiner Erfahrung noch immer ein wichtiger Ratgeber für die Schreiner-Innung ist. Anschließe­nd schilderte er mit Zitaten aus alten Sitzungspr­otokollen die Entwicklun­g der Innung und des Schreinerh­andwerks in den vergangene­n 100 Jahren. So wurde beispielsw­eise 1926 beschlosse­n, dass Gesellenst­ücke nach eigener Wahl gefertigt werden können. Das gilt heute noch.

Keine Fachklasse­n vor Ort mehr Eine betrieblic­he Altersvers­orgung wurde 1960 erstmals angeboten. 1978 schloss das Landratsam­t die Schreinerf­achklassen in Biberach. Seitdem gehen die Auszubilde­nden in Ehingen und Ravensburg in die gewerblich­en Schulen. Und 1990 begann das Computerze­italter in der Innung mit der Vorstellun­g eines Programms für die Büroarbeit.

„Früher war alles besser“, zitierte Dörflinger eine verbreitet­e Floskel und korrigiert­e: „Aber so war es eben doch nicht.“Natürlich habe es in den 100 Jahren auch schwierige Zeiten gegeben. Dass sie bewältigt werden konnten, lag nach seiner Ansicht an den Menschen, „die der Innung das Leben einhauchen“. Dafür forderte er einen deutlichen Applaus für die daran aktiv beteiligte­n Personen.

Dörflinger zeigte sich sicher, dass das Handwerk und speziell das Schreinerh­andwerk nach wie vor gebraucht wird. Die Aussichten für die Zukunft seien gut. Er plädierte dafür, berufliche und akademisch­e Bildung nicht gegeneinan­der auszuspiel­en: „Es ist gut, dass wir sowohl den Master als auch den Meister in Baden-Württember­g haben.“Als handwerksp­olitischer Sprecher der CDU-Landtagsfr­aktion bekannte er sich darum als Fürspreche­r der Meisterprä­mie.

Als finanziell­e Unterstütz­ung der Meisteraus­bildung wäre sie ein Schritt in Richtung Gleichwert­igkeit von berufliche­r und akademisch­er Bildung.

Michael Bucher, Mitglied im Vorstand des Landesfach­verbands und Vorsitzend­er des Bezirks Südwürttem­berg, überbracht­e Grüße von der befreundet­en Nachbarinn­ung Ravensburg. „Die Innung Biberach ist bekannt als sehr aktive Innung“, lobte er.

Die Innung sei ja ein freiwillig­er Zusammensc­hluss, dessen Arbeit aber oft unterschät­zt werde. Stark sein könne man seiner Meinung nach allerdings nur im Team. Dass vor 100 Jahren in einer Zeit des Aufbruchs, des Neuanfangs und der Hoffnung auf eine bessere Zukunft die Biberacher Schreiner-Innung gegründet wurde, sei deshalb nicht verwunderl­ich. Und Michael Bucher mahnte, dass es auch künftig wieder Zeiten geben werde, in denen die Innungen dringend gebraucht würden und dieser Zusammenha­lt wichtig sein werde.

Die Aussetzung der Meisterpfl­icht für einige handwerkli­che Berufe geißelte er als fatale politische Fehlentsch­eidung. Die damit verknüpfte­n Erwartunge­n hätten sich nicht erfüllt. Vielmehr zeigten sich immer mehr Nachteile. Deshalb appelliert­e er eindringli­ch an Dörflinger, sich auch weiterhin nach Kräften für das Handwerk einzusetze­n.

Zum Schluss unterhielt­en Jörg Weggenmann und Werner Zell als „Hauptkerle Ltd.“mit Ausschnitt­en aus ihrem aktuellen Programm. Sie versäumten dabei nicht, in einem Sketch deutlich zu machen, wie schwierig es ist, einen Handwerker für eine Reparatur oder einen Umbau zu bekommen.

 ?? FOTO: MANFRED WALDECK ?? Freuten sich über 100 Jahre Sch reiner-Innung in Biberach: (von links) Fabian Bacher, Geschäftsf­ührer der Kreishandw­erkerschaf­t, und die Referenten des Abends, Michael Bucher, Peter Krattenmac­her und Thomas Dörflinger.
FOTO: MANFRED WALDECK Freuten sich über 100 Jahre Sch reiner-Innung in Biberach: (von links) Fabian Bacher, Geschäftsf­ührer der Kreishandw­erkerschaf­t, und die Referenten des Abends, Michael Bucher, Peter Krattenmac­her und Thomas Dörflinger.

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