Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Trauer um Doris Day
Zum Tod von Doris Day
Berühmt wurde Doris Day (Foto: imago images) 1956 mit dem Lied „Que Sera, Sera“in Alfred Hitchcocks Drama „Der Mann, der zuviel wusste“. Das Publikum liebte die von den Kritikern oft geschmähte Blondine. Zwischen 1948 und 1968 trat Day in knapp 40 HollywoodFilmen auf. Ob sie in Thrillern mitspielte, in Western, Musicals oder Komödien, stets zählten ihre Filme zu den beliebtesten ihrer Zeit – zum Beispiel „Bettgeflüster“, „Mitternachtsspitzen“oder auch „Ein Hauch von Nerz“. In der Nacht zum Montag ist Doris Day im kalifornischen Carmel-by-the-Sea an den Folgen einer Lungenentzündung gestorben. Sie wurde 97 Jahre alt.
RAVENSBURG - Vor ein paar Wochen veröffentlichte das Magazin „Hollywood Reporter“ein kleines Interview mit Doris Day zu ihrem 97. Geburtstag. Darin erinnerte sich die alte Dame mit Wehmut an die Dreharbeiten zu „Pillow Talk“– „Bettgeflüster“(1959) mit Rock Hudson. Sie hätten sich „durch den Film gelacht“, sagte sie. Dieses Lachen, immer eine Spur zu laut, wurde zum Markenzeichen der Schauspielerin und Sängerin. Wie gestern bekannt wurde, ist Doris Day im Kreis von Freunden in ihrem Haus im kalifornischen Carmel friedlich eingeschlafen.
Aus dem öffentlichen Leben hatte sich die am 3. April 1922 als Doris Mary Ann Kappelhoff in Cincinnati geborene Künstlerin schon lange zurückgezogen. Als sie 1989 den Cecil B. DeMille Award der Auslandspresse für ihr Lebenswerk bekam, zeigte sie sich noch einmal. Mit dem Filmgeschäft hatte sie aber offenbar abgeschlossen. Ihre Tierschutzstiftung war nun ihr Lebensinhalt.
Gegenpol zur Monroe
Und doch ist Doris Day auch hierzulande immer noch bekannt. Der Erfolg ihrer Filme bis heute ist verblüffend. Dabei sind die Zeiten, in denen mit einer vermeintlichen Verruchtheit gespielt wurde, ein halbes Jahrhundert vorüber. Was verheißen Titel wie „Ein Pyjama für zwei“, „Meisterschaft im Seitensprung“, „Was diese Frau so alles treibt“oder „Eine zuviel im Bett“? Das klingt schlüpfrig, die Filme aber erzählen blitzsaubere Storys von einer ebensolchen Blondine. Mit diesem Image wurde Doris Day zum Star – und zum Gegenpol von Marilyn Monroe. Während die mit ihrem Sex appeal oft zur (unglücklichen) Verführerin stilisiert wurde, machte Hollywood aus Doris Day die pragmatische Amerikanerin, die mit beiden Beinen im Leben steht. Der Fleisch gewordene gesunde Menschenverstand. Meisterin Proper. Bei aller Selbstständigkeit ihrer Figuren wurde natürlich die wahre Bestimmung der Frau nie infrage gestellt. In Hitchcocks „Der Mann, der zuviel wusste“schmettert sie ihr berühmtes „Que sera sera“wie ein Kampflied heraus, um ihren geliebten Sohn aus den Händen böser Erpresser zu befreien.
Überhaupt die Musik. Bekannt geworden war die Tochter eines deutschstämmigen Musiklehrers zunächst als Sängerin. Sie trat im Rundfunk und in Jazzklubs auf. Ihren Künstlernamen „Day“verdankt sie dem Song „Day by Day“. 1947 unterschrieb sie ihren ersten Filmvertrag bei Warner Brothers. Michael Curtiz drehte mit ihr 1948 „Zaubernächte in Rio“. Darin singt sie das Lied „It’s magic“– und landete prompt einen Nummer-1-Hit.
(K)ein Oscar
In dem Western-Musical „Schwere Colts in zarter Hand“schlüpfte sie in die Rolle der Revolverheldin Calamity Jane und sang „Secret Love“. Der bekam 1954 einen Oscar als bester Filmsong. Eine Auszeichnung übrigens, die seiner Interpretin ihr Leben lang verwehrt blieb. Einen Ehrenoscar soll sie stets abgelehnt haben. Musikalisch machte Doris Day noch einmal auf sich aufmerksam: 2011 erschien ihr Album „My Heart“ und schaffte es in die britischen Album-Charts.
In über 40 Filmen hat Doris Day mitgewirkt. Lange Zeit war sie ein Garant für klingelnde Kinokassen. Irgendwann funktionierten die amüsanten Komödien im Stil von „Ein Hauch von Nerz“oder „Spion in Spitzenhöschen“nicht mehr. Wie viele Künstlerinnen und Künstler machte Doris Day nun Fernsehen. Von 1968 bis 1973 produzierte ihr Sohn Terry Melcher, der 2004 an Krebs starb, die Sitcom „The Doris Day Show“mit ihr. Obwohl sie zu dem Zeitpunkt schon auf eine erfolgreiche Karriere als Sängerin und Schauspielerin zurückschauen konnte, musste Doris Day weiter arbeiten. 1968, nach dem Tod ihres dritten Mannes, des Produzenten Marty Melcher, hatte sie feststellen müssen, dass der ihr ganzes Vermögen durchgebracht hatte.