Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Es war eine tolle Zeit mit Ihnen“
Günther Karremann ist stolz darauf, Bürgermeister der Gemeinde Schwendi gewesen zu sein
Schwendi verabschiedet Bürgermeister Günther Karremann nach 24 Jahren.
SCHWENDI - Ein Vollblut-Bürgermeister, einsatzfreudig, beharrlich, verlässlich, bestens vernetzt, das Ohr am Volk: Mit höchstem Lob ist Günther Karremann, 24 Jahre Rathauschef in Schwendi, am Dienstag aus dem Amt verabschiedet worden. Für seine Verdienste um die Gesamtgemeinde bekam er die Lazarus-vonSchwendi-Medaille verliehen. 350 Gäste klatschten stehend Beifall. „Ich bin stolz, dass ich hier Bürgermeister habe sein dürfen“, sagte der Geehrte, zu Tränen gerührt.
Auf Kurs gebracht
Eine Kutsche des Reit- und Fahrvereins steht um 18.30 Uhr bereit, Günther Karremann und seine Familie vom Rathaus zur Veranstaltungshalle zu bringen. Dort angelangt, muss er viele Hände schütteln; allein 18 amtierende und ehemalige Amtskollegen sind gekommen, Vertreter von Politik, Wirtschaft, Kirchen, Vereinen – und natürlich sein designierter Nachfolger Wolfgang Späth.
Karremanns Stellvertreter Stephan Miller blendet zurück ins Jahr 1995. Damals sei das Verlangen nach einem Neuanfang groß gewesen in Schwendi – „es war ein Bürgermeister notwendig, der den Gemeindedampfer wieder auf Kurs bringen sollte“. Acht Kandidaten warben um Stimmen – und Günther Karremann machte mit 54,2 Prozent im ersten Wahlgang das Rennen.
Ortskernsanierung, Schulen, Kindergärten, Kanäle, Wasserleitungen: In seinen drei Amtszeiten wurde beständig saniert und gebaut. Und selbst in Hiobsbotschaften erkannte er Chancen: Als im Winter 2005/06 die Turnhalle gesperrt werden musste, weil sich in den Holzbalken der Dachkonstruktion Risse gebildet hatten, da blieb es nicht bei der Sanierung, sondern es wurde die Veranstaltungshalle angebaut.
Die Vereine habe Karremann nach Kräften gefördert und die Eigenständigkeit der Ortsfeuerwehren erhalten, sagt Miller. Prächtig entwickelt habe sich Schwendi in den vergangenen 24 Jahren. Die Gemeinde legte um mehr als 900 auf rund 6700 Einwohner zu, fast 400 Bauplätze hat sie in diesem Zeitraum verkauft.
Gewitzt, gewieft, ein Fuchs beim Ausschöpfen von Zuschussmöglichkeiten, mit einem „unnachahmlichen verschmitzten Lächeln“im Gesicht und der Gabe, entschlossen zu handeln: So beschreibt Landrat Heiko Schmid in seinem Grußwort den scheidenden Schultes. Günther Karremann habe Schwendi geprägt und zukunftsfähig gemacht. „Die Bürger haben Ihnen vertraut“, konstatiert der Landtagsabgeordnete Thomas Dörflinger. Karremann sei „ein Freund, auf den immer Verlass war“, betont Ochsenhausens BM Andreas Denzel, der auch im Namen von Kollegen und Zweckverbänden spricht.
„Eine Ära geht zu Ende“, stellt Pfarrer Martin Ziellenbach fest. Günther Karremann besitze die Fähigkeit, Menschen zusammenzuführen, und sei stets bereit gewesen, Neues mitzutragen, zum Beispiel in der sich wandelnden Kindergartenlandschaft. Die Bildung junger Menschen sei ihm ein Anliegen, sagt die geschäftsführende Schulleiterin der Schwendier Schulen, Regula Volk. Karremann habe die Schulen als wichtigen Standortfaktor betrachtet, in konstruktiver Zusammenarbeit versucht, Wünschenswertes und Machbares in Einklang zu bringen, und maßgeblich dazu beigetragen, „dass in allen unseren Schulen die notwendigen Rahmenbedingungen für ein nachhaltiges pädagogisches Arbeiten geschaffen worden sind“. Sein klares Bekenntnis zur Realschule und zur Werkrealschule „war Garant für den Erhalt dieser Schulformen hier“. Als Abschlussnote gibt’s eine „glatte Eins“von der Rektorin und den Vermerk: „Wird versetzt in einen neuen schönen Lebensabschnitt“.
Im Namen der Gemeindebediensteten dankt der Personalrat Josef Kötzer dem scheidenden Chef: „Es war eine tolle Zeit mit Ihnen, auf Ihr Wort konnten wir uns immer verlassen.“Das gemeinsam Geleistete könne sich sehen lassen.
Im Namen der Gemeinde und des Gemeinderats überreicht Stephan Miller dem 63-Jährigen die Lazarusvon-Schwendi-Medaille – „für den großen Einsatz für die Gemeinde, weit über den normalen Dienst nach Vorschrift hinaus“. Die Auszeichnung ist nach dem Diplomaten und kaiserlichen Feldherrn benannt, 1522 in Mittelbiberach geboren, 1583 im Elsass gestorben; er gilt als früher Europäer.
Ein emotionaler Moment
Dann ist es soweit: Simone Barth aus Sießen im Wald, während ihres Studiums Praktikantin im Schwendier Rathaus, singt – begleitet vom Musikverein Hörenhausen – „Time to Say Goodbye“. Als Günther Karremann danach zu einem Schlusswort anhebt, bekennt er, dies sei ein sehr emotionaler Moment. Schwendi habe ihm die Möglichkeit geboten, seinen Traumberuf zu leben. Das Erreichte sei freilich eine Gemeinschaftsleistung vieler, betont er.
„Vergelt’s Gott für 24 Jahre, die ich mit Ihnen verbringen durfte“, sagt Karremann. Tosender Beifall. Mit feuchten Augen verlässt er die Bühne, winkt in den Saal. Seine Frau Annemarie schließt ihn in die Arme.