Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Auf der Suche nach dem richtigen Kurs
Commerzbank verteidigt auf Hauptversammlung die Fusionsgespräche mit Deutscher Bank – Gewinn stellt Vorstand nicht zufrieden
FRANKFURT - Erleichtert zeigten sich die Aktionäre der Commerzbank bei deren Hauptversammlung, dass ihre Bank nicht mit der Deutschen Bank zusammengeht. Doch Commerzbank-Chef Martin Zielke rechtfertigte die Gespräche mit der Deutschen Bank: „Wir müssen alle Optionen prüfen, um die Commerzbank einfacher, besser und schneller zu machen“, sagte er. Deshalb seien die Gespräche „richtig und wichtig“gewesen, sie hätten gezeigt, dass die Commerzbank schon „sehr vieles richtig“mache: „Die Gespräche haben aber auch gezeigt, wo wir möglicherweise unsere Strategie nachschärfen sollten. Im Herbst können wir Ihnen hierzu mehr sagen.“Mitte September trifft sich der Aufsichtsrat zu seiner jährlichen Strategiesitzung. Danach dürfte der Vorstand auf einem Investorentag Details bekanntgeben.
Auch auf Nachfragen der Anteilseigner wollte Zielke gestern nicht viel konkreter werden, außer dass das Institut Möglichkeiten für das Wachstum aus eigener Kraft als auch durch Fusionen und Zukäufe prüfe. Wie oft er sich denn mit den Chefs der Unicredit oder der ING getroffen habe, wollte Klaus Nieding, Vize-Präsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, wissen. ING-Chef, Ralph Hamers, habe er in den letzten zwölf Monaten zweimal getroffen sagte Zielke: „Es hat keine konkreten Angebote zur Aufnahme von Verhandlungen über einen Zusammenschluss gegeben“, sagte er.
Die Aktionäre stehen einer möglichen anderen Fusion eher kritisch gegenüber. „Wenn wir als ‚Organspender‘ missbraucht worden wären, hätte das dem Kundenstamm nicht gefallen“, sagte Wolfgang Aleff von der Gesellschaft für Wertpapierinteressen im Hinblick auf die Deutsche Bank. Schließlich hätten sich die Kunden ja bewusst für die Commerzbank entschieden. Nur wenn diese allein bleibe, sei alles Erduldete der Mühe wert, sagte er: „Wir haben in den vergangenen zehn Jahren eine bittere Pille nach der anderen schlucken müssen. Die Früchte dieser Rosskur möchten wir natürlich selbst ernten.“
Zielke zeigte sich selbstkritisch: Mit dem Gewinn von 865 Millionen Euro, den die Bank 2018 erzielt habe, könne man nicht zufrieden sein. Das sehen auch die Aktionäre so. Die Idee der Skalierung klappe offenbar nicht, kritisierte Markus Kienle von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK). Denn die Commerzbank wächst zwar gut. Allein im ersten Quartal hat sie 120 000 neue Privatkunden hinzugewonnen, deutlich mehr als im Vorjahr, ebenfalls verzeichnete sie einen Zuwachs bei den Firmenkunden. Doch der Zuwachs an Erträgen lässt auf sich warten. „Die Commerzbank ist zum Wachstum verdammt“, sagte Aktionärsschützer Nieding von der DSW und verwies auf die hohe Kostenquote: 84 Cent an Kosten müsse die Bank aufwenden, um einen Euro zu verdienen. Das bekümmert die Aktionäre auch, weil die Dividende mit 20 Cent je Aktie nur gering ausfällt. Immerhin aber gibt es wieder einmal eine Ausschüttung.
Doch nicht nur Kosten, Erträge und eine mögliche Fusion waren Thema bei der Hauptversammlung. Die Commerzbank solle die Finanzierung von Rüstungsunternehmen wie Rheinmetall oder BAE Systems einstellen, mahnte Barbara Happel vom Dachverband kritischer Aktionäre. Denn die lieferten Waffen an Saudi-Arabien für den Jemenkrieg. Auch die Bemühungen um den Klimaschutz seien noch zu halbherzig, kritisierte Vincent Lohmann von der Schülerbewegung „Fridays for Future“. Da sollten sich die Manager mit ihrer Geschäftstätigkeit stärker einsetzen.