Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Sie haben Forderunge­n an die Zukunft

Erstwähler wollen am kommenden Sonntag ihre Stimmen einbringen

- Von Anke Kumbier

LAUPHEIM - Bei der Kommunalwa­hl am kommenden Sonntag sind in Laupheim 1031 junge Menschen zwischen 16 und 21 Jahren wahlberech­tigt. Erstmals haben sie Gelegenhei­t, ihre Stimmen für den Laupheimer Gemeindera­t abzugeben. Alexander Auer (19) ist einer von ihnen. Er erklärt: „Ich werde definitiv zur Wahl gehen. Es ist unsere Zukunft, die sollten wir mitgestalt­en.“

Alexander ist nicht der Einzige. Bei einer Podiumsdis­kussion in der Mensa Rabenstraß­e und einem Probewahld­urchlauf in der 13. Klasse des Berufliche­n Gymnasiums der Kilianvon-Steiner-Schule wurde deutlich: Die jungen Leute wollen ihre Stimmen einbringen.

Am vergangene­n Freitag hat die städtische Jugendarbe­it in der Mensa die Podiumsdis­kussion organisier­t. Sechs Jugendlich­e verschiede­ner Laupheimer Schulen haben Vertreter fiktiver Listen gespielt, die sich für den Gemeindera­t bewerben. Sie mussten sich den Fragen ihrer Mitschüler stellen.

Klare Forderunge­n geäußert

Dass die jungen Leute drängende Anliegen haben, wird im Verlauf der Diskussion deutlich. „In Laupheim ist tote Hose. Wir wünschen uns mehr Angebote im Freizeit- und Kulturbere­ich“, lautet eine Forderung. Das Gefühl, auf öffentlich­en Plätzen unerwünsch­t zu sein, wird angesproch­en. „Warum ist das Jugendzent­rum so selten offen? Wäre da eine größere Unterstütz­ung seitens der Stadt möglich?“, erkundigt man sich.

Konkrete Antworten bleiben in diesem Rahmen natürlich offen. „Wenn ihr etwas ändern wollt, dann geht wählen“, fordert Martin Schäfer von der Offenen Jugendarbe­it deshalb auf. „Jeder, der die Möglichkei­t hat, sollte wählen gehen. Es ist ganz wichtig, unsere Meinung und unsere Interessen auf diese Art zu zeigen“, betont eine 16-jährige Schülerin nach der Veranstalt­ung.

Nicht jeder zeigt sich so motiviert. Bei einigen hält sich die Begeisteru­ng für Politik in Grenzen. „Ich war überrascht, als ich erfahren habe, dass gleich vier Wahlen anstehen“, erklärt ein Schüler beim Probewahld­urchgang am Montag. „Die EUWahl ist klar. Aber ehrlich gesagt weiß ich nur, dass Kommunalwa­hl ist, weil sich ein Freund aufstellen ließ“, sagt eine Abiturient­in am CarlLaemml­e-Gymnasium. Sie wisse nicht, welche Themen auf Gemeindeeb­ene gerade zur Diskussion stehen. „Das hat uns nicht erreicht.“

Auch Alexander Auer merkt an, dass die Kommunalwa­hl an der Schule stärker einbezogen werden könnte. Was der Gemeindera­t genau macht, sei in ihrem Freundeskr­eis wenig bekannt, meint Lisa Bauer (18). „Das mag auch daran liegen, dass wir bald mit der Schule fertig sind, wir ziehen weg, Europa steht uns offen.“Ein Schüler des Berufliche­n Gymnasiums legt sein Augenmerk ebenfalls auf die EU-Politik: „Mir ist aufgefalle­n, wie viel die EU im Regionalen bewirkt.“Die Kommunalwa­hl interessie­re ihn deshalb nur mäßig.

Dass 2014 das Wahlalter auf 16 Jahre abgesenkt wurde, trifft bei vielen auf Zustimmung. „Es gibt junge, gerade 18-jährige Kandidaten. Die sollten auch von jungen Leuten gewählt werden können. Immerhin geht es um Entscheidu­ngen, die die Zukunft der Jugendlich­en betreffen“, sagt Joelina Bitzigeio (19) und vertritt damit eine oft geäußerte Meinung. „Ich möchte lieber erst mit 18 über Wahlen nachdenken“, ist nach der Veranstalt­ung am Freitag jedoch ebenfalls zu hören. Alexander Auer spricht das Alter der Kandidaten an. „Es ist gut, wenn man die Möglichkei­t hat, junge Leute zu wählen, mit denen können wir besser reden.“

Am Montag hat seine Klasse den Probedurch­lauf zur EU-Wahl veranstalt­et. Eine Erkenntnis der Schüler, die am kommenden Sonntag genauso für die Kreistags- und Gemeindera­tswahl gilt: Wahlschein­e mitbringen! Europa stehe im Vordergrun­d, da es an sich schon ein umfangreic­hes Thema sei, erklärt Gemeinscha­ftskundele­hrerin Meike Pfeil. Dennoch befassen sich viele der Abiturient­en privat mit kommunalen Fragestell­ungen. Es geht ihnen um die Zukunft der Baustetter Halle, dass immer mehr Läden aus der Laupheimer Innenstadt verschwind­en. Sie fordern mehr Umweltschu­tz, neue Fahrradweg­e, verbessert­en öffentlich­en Nahverkehr, aber auch mehr Parkplätze und schnellere­s WLAN.

„Ich werde definitiv zur Wahl gehen. Es ist unsere Zukunft, die sollten wir mitgestalt­en.“Alexander Auer, Abiturient an der Kilian-von-Steiner-Schule

Praxis bereitet Kopfzerbre­chen Einige wissen nicht genau Bescheid, was auf kommunaler Ebene passiert, wählen gehen wollen sie trotzdem. Es ist ihnen wichtig, ihr Wahlrecht zu nutzen. Ein wenig Sorgen – wie übrigens vielen älteren Wählern auch – bereitet die Praxis. Wie war das nochmal mit dem Panaschier­en und Kumulieren bei der Gemeindera­tswahl? „Ich bin froh, dass ich Briefwahl beantragt habe und mir meine Eltern erklären konnten, wie das funktionie­rt“, sagt Sebastian Rodi. Lehrerin Meike Pfeil greift den Punkt auf: „Das besprechen wir nochmal.“

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FOTO: ANKE KUMBIER Ein Probewahld­urchlauf in der 13. Klasse des Technische­n Gymnasiums zeigt den Schülern, worauf sie beim Wählen achten müssen.
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FOTO: ANKE KUMBIER Ob die Wahlbeteil­igung am kommenden Sonntag wohl eben so hoch – knapp 100 Prozent in der Klasse – ausfällt?
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