Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Schwertran­sport beschädigt Gänstorbrü­cke

Ein 77-Tonner überfährt das Bauwerk verbotener­weise - Sperrung wird verschärft Brücke muss vielleicht früher weichen

- Von Sebastian Mayr

ULM/NEU-ULM - Ein Schwertran­sporter hat auf dem Weg nach NeuUlm verbotener­weise eine Abkürzung durch Ulm und über die marode Gänstorbrü­cke genommen. Die Folge: Das Bauwerk, das seit fast einem Jahr aus Sicherheit­sgründen halbseitig und für bestimmte Fahrzeuge komplett gesperrt ist, ist noch schwerer beschädigt als zuvor. Die genauen Folgen sollen nach einer Begutachtu­ng am Montagaben­d feststehen. Die Gänstorbrü­cke zwischen Ulm und Neu-Ulm darf zudem bald nur noch von Fahrzeugen befahren werden, die weniger als 24 Tonnen wiegen. „Wir nehmen an, dass die Brücke diese Belastung noch für längere Zeit übersteht“, sagt Roswitha Schömig, die bei der Stadt Ulm für die Brücken verantwort­lich ist.

Bislang ist die Brücke über die Donau für alle Fahrzeuge mit mehr als 40 Tonnen Gewicht gesperrt. Der Schwertran­sport samt Begleitfah­rzeug ignorierte das. Eigentlich hätte die Kolonne über A 8, A 7 und B 10 nach Neu-Ulm fahren müssen. Die Routen sind in solchen Fällen genau festgelegt. Doch der Fahrer nahm einen anderen Weg. Den Vorwurf, der Mann habe die Abkürzung durchs Stadtgebie­t absichtlic­h genommen, habe das Unternehme­n zurückgewi­esen, berichtet Schömig. Die Begründung: Der Mann sei Ausländer und habe sich nicht ausgekannt, eine Absprache mit dem Fahrer des Begleitfah­rzeugs sei nicht möglich gewesen, weil beide keine gemeinsame Sprache gesprochen hätten. Also hätten sie sich aufs Navigation­ssystem verlassen.

20 Euro Bußgeld

Laut Bußgeldkat­alog muss der Mann am Steuer des Lastwagens für die Ordnungswi­drigkeit 20 Euro bezahlen. Die Kosten durch den Schaden sind ungleich höher. Die Stadt Ulm gibt allein für Prüfungen und Berechnung­en Tausende Euro aus, wie Roswitha Schmömig sagt. Falls die Brücke früher abgerissen werden muss als geplant, wären die Probleme für die beiden Städte immens. Das Risiko besteht, wie erste Berechnung­en der beauftragt­en Ingenieure ergeben haben: „Wenn noch mehr solche Fahrzeuge darüber fahren, ist es aus“, beschreibt Schömig.

Die in der Brücke eingebaute Monitoring-Anlage hatte den Vorfall registrier­t, den Ausschlag auf der Skala bezeichnet Schömig als „sehr, sehr heftig“. Der Spannstahl, der die Gänstorbrü­cke trägt, ist verformt worden. Dadurch hält das Bauwerk weniger Gewicht aus als zuvor. Falls die Risse im Beton größer geworden sein sollten, wäre die Tragkraft noch einmal niedriger. Bei einer Kontrolle am späten Montagaben­d soll das geprüft werden. Der Test dürfte ab etwa 21 Uhr Behinderun­gen im Verkehr verursache­n, es gibt Sperrungen und Umleitunge­n. Die Stadt prüft nicht nur die Folgen für die Brücke, sondern auch rechtliche Schritte.

Viel zu schnell unterwegs

Eine Überwachun­gskamera hat die Stadt auf die Spur des Verursache­rs gebracht. Die Bilder zeigen, wie der Schwertran­sport und sein Begleitfah­rzeug die Gänstorbrü­cke am Freitag, 17. Mai, um 22.48 Uhr überqueren. Die Systeme, die die Stadt eingebaut hat, haben noch mehr registrier­t: Der Lastwagen war deutlich zu schnell. Schwertran­sporte dürfen Roswitha Schömig zufolge auf Brücken lediglich Schrittges­chwindigke­it fahren.

Die Kamera hatte die Stadt im März aufstellen lassen. Denn im Dezember hatte schon einmal ein Schwertran­sport die Donau dort verbotswid­rig überquert. Der Verantwort­liche von damals ist bis heute nicht gefunden.

Sobald die nötigen Umleitunge­n ausgeschil­dert sind, soll auf der Gänstorbrü­cke ein Verbot für alle Fahrzeuge mit mehr als 24 Tonnen Gewicht gelten. Stadtbusse dürften sie noch überqueren, Betonmisch­er müssten bereits einen Umweg nehmen. Doch wie lässt sich sicherstel­len, dass niemand diese strengere Vorgabe bricht? „Das ist die große Frage“, sagt Roswitha Schömig. Die Stadt Ulm will auch auf die Polizei zugehen und hofft, dass die Beamten nachts an der Brücke Stichpunkt­kontrollen vornehmen.

 ?? FOTO: ALEXANDER KAYA ?? Die Gänstorbrü­cke (Bild oben) muss in den nächsten Jahren durch einen Neubau ersetzt werden.
FOTO: ALEXANDER KAYA Die Gänstorbrü­cke (Bild oben) muss in den nächsten Jahren durch einen Neubau ersetzt werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany