Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Gleichviel Frauen wie Männer
Der neue SWR-Intendant Kai Gniffke will Führungspositionen paritätisch besetzen
STUTTGART (dpa) - Der Chefredakteur von ARD-aktuell, Kai Gniffke, ist zum neuen Intendanten des Südwestrundfunks gewählt worden. Der 58-Jährige erhielt am Donnerstag in Stuttgart im zweiten Wahlgang eine Mehrheit im Rundfunk- und Verwaltungsrat des Senders. Seine Gegenkandidatin war die SWR-Landessender-Direktorin Baden-Württemberg, Stefanie Schneider (57). Der bisherige SWR-Intendant Peter Boudgoust (64) hatte im vergangenen Dezember angekündigt, seinen Posten Mitte 2019 vorzeitig abzugeben.
In seiner Bewerbungsrede sagte Gniffke, der SWR müsse zum „Innovationstreiber Nummer 1 werden“und in Baden-Baden ein Labor dafür aufbauen. Es gehe darum, neue Videoformate zu entwickeln, sich mit der Start-up-Szene zu vernetzen, die digitalen Kanäle und sozialen Medien besser zu bespielen. Das SWRFernsehen sollte eine Serie produzieren, die mit Netflix konkurrieren könne, schlug Gniffke vor. Sein Ziel sei es außerdem, alle Führungspositionen im SWR je zur Hälfte mit Männern und Frauen zu besetzen.
Der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Wolfgang Reinhart, und der medienpolitische Sprecher Raimund Haser sagten zur Wahl: „Es ist richtig, dass Gniffke den SWR zum „Innovationstreiber Nummer 1“machen will. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk muss die Herausforderungen der sich rasant verändernden Medienwelt annehmen und meistern.“
Seit 2007 hatte Peter Boudgoust die zweitgrößte ARD-Anstalt geleitet. Der Staatsvertrag der Zwei-Länder-Anstalt legt fest, dass im ersten und im eventuellen zweiten Wahlgang mindestens die Hälfte der Gremienmitglieder sowohl aus BadenWürttemberg als auch aus Rheinland-Pfalz für den neuen Intendanten stimmen muss. Das gelang im ersten Wahlgang nicht: Die badenwürttembergischen Gremienmitglieder stimmten dabei mehrheitlich für Schneider, die rheinland-pfälzischen für Gniffke.
Gniffke arbeitete von 1993 bis 2003 beim SWR in Rheinland-Pfalz, unter anderem als Reporter und landespolitischer Korrespondent. Als Chefredakteur von „Tagesschau“und „Tagesthemen“ist Gniffke innerhalb der ARD eng vernetzt, hat zu Baden-Württemberg bisher aber nicht so viele Bezüge.
Auch 21 Jahre nach der Fusion von Südwestfunk und Süddeutschem Rundfunk zum SWR „sprechen wir immer noch über Ländergrenzen und Standorte“, beklagte Gniffke. „Ich bin ein Kind des SWR. Ich bin ein Kind der Fusion“. Damals habe er im neuen Sender seine erste Festanstellung bekommen. Sein Schwäbisch sei noch „nicht perfekt, aber ich lern’s gerade“.