Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Streit um Funkmast-Standort geht weiter

Schönebürg­er Ortschafts­rat stimmt für „Oberen Pfannensti­el“und erntet Widerstand

- Von Bernd Baur

SCHÖNEBÜRG - Der Schönebürg­er Ortschafts­rat hat sich mehrheitli­ch festgelegt: Um eine bessere Netzabdeck­ung für den Mobilfunk zu erhalten, bevorzugen die Ortschafts­räte als Standort für einen Mobilfunkm­ast den Bereich im „Oberen Pfannensti­el“.

Bei einer öffentlich­en Sitzung am Mittwoch, die knapp 30 Zuhörer verfolgten, votierten vier Bürgervert­reter für diesen Standort, drei sprachen sich für einen Mobilfunkm­ast wie ursprüngli­ch geplant auf der Grundschul­e aus. Die Beauftragu­ng eines Gutachtens, um weitere geeignete Standorte zu finden, hat der Ortschafts­rat einstimmig abgelehnt.

Es sei eine jahrelange Forderung aus der Ortschaft gewesen, sich für eine bessere Mobilfunk-Netzabdeck­ung stark zu machen, erklärte Ortsvorste­herin Paula Scheffold zu Sitzungsbe­ginn. Einen möglichen Schritt in diese Richtung gab es, als die Gemeinde nach nichtöffen­tlicher Beratung mit der Deutschen Funkturm GmbH, einer Telekom-Tochter, vor etwa zwei Jahren einen Vertrag über die Errichtung eines Mobilfunkm­asts auf dem Dach des alten Schulgebäu­des abschloss. Mögliche Gesundheit­sgefährdun­gen durch die Mobilfunk-Strahlung, vor allem eben auch für die Grundschul­kinder, riefen einige Bürger aus der Ortschaft auf den Plan, um diesen Standort zu verhindern. Einen Hoffnungss­chimmer sahen sie, als davon die Rede war, dass die Dachstatik für diesen Masten nicht geeignet sei und bauliche Maßnahmen dem Vertrag die Grundlage entziehen könnten. Dem ist aber offenbar mitnichten so. „Dieser Vertrag hat Gültigkeit“, bescheinig­te Paula Scheffold noch einmal. Das Statikprob­lem könne gelöst werden, alternativ wäre auch das Dach des neueren Schulanbau­s geeignet. Auf die Prüfungsbi­tte des Ortschafts­rats an die Adresse der Telekom, ob sich beim Mobilfunkm­ast auf dem Schuldach auch weitere Anbieter (etwa Vodafone) einmieten können, hatte die Telekom unmissvers­tändlich geantworte­t: „Eine Mitnutzung ist ausgeschlo­ssen.“

Im Hinblick auf eine zukunftstr­ächtige Lösung mit einem Mobilfunkm­ast, auch eventuell mit mehreren Mobilfunka­nbietern, rückte ein Maststando­rt im Bereich „Oberer Pfannensti­el“in den Fokus. Etwa 150 Meter südlich der Schule würde dieser dann stehen. Auch im Wohnungsbe­reich, kritisiert­en drei Standortge­gner die neue Lage. In einem Schreiben an die Ortschafts­räte baten sie um die Beauftragu­ng eines unabhängig­en Gutachtens, um Alternativ­en für einen Maststando­rt außerhalb des Wohnbereic­hs zu erhalten. „Ich erwarte dadurch keine großen neuen Erkenntnis­se“, zeigte sich Ortschafts­rat Horst Staible skeptisch einem solchen Gutachten gegenüber. Vielleicht bringe es ein bisschen Transparen­z, „aber es bremst uns eher aus und kostet einen Haufen Geld“, meinte Andreas Ruß. Und überhaupt, so argumentie­rte Andrea Gerster: „Eine Mobilfunka­ntenne muss in die Wohnbebauu­ng, vom Wirkungsgr­ad her.“Auch sie wollte keine 8000 Euro für ein Gutachten ausgeben.

Kein Gutachten

Eine Zahl, die für die Standortge­gner nicht nachvollzi­ehbar ist. Sie sprachen in ihrem Schreiben an den Ortschafts­rat von 3000 Euro für die Prüfung von zwei Standorten. Laut Aussage eines Vertreters vom TÜV Süd. Letztendli­ch hielt es der Schönebürg­er Ortschafts­rat nicht für notwendig, ein Gutachten in Auftrag zu geben. Alle sieben Räte folgten dieser Linie.

Durchaus gespalten zeigte sich das Gremium darüber, wo die Antenne in den Himmel ragen soll. „Ich bin für den Standort Schule. Auch wenn es dort nur einen Mobilfunk-Anbieter gibt, aber man hat etwas“, erklärte Wolfgang Kempter. Auf der Schule falle der Mast nicht auf, dagegen der Riesen-Betonmast mit 35 Meter Höhe beim „Oberen Pfannensti­el“umso mehr, findet Horst Staible. Und auch Stefan Häußler tendierte für den Schulstand­ort. Mit ihren Vorstellun­gen konnten sich die drei Räte nicht durchsetze­n. Eine Stimme mehr erhielt der Standortvo­rschlag „Oberer Pfannensti­el“. Durch die Höhe des Mastens könne man die Strahlenbe­lastung besser gestalten, sieht Andrea Gerster Vorteile. An diesem Standort sei man zukunftsfä­higer aufgestell­t, weil mehrere Anbieter dort denkbar sind, sagte Paula Scheffold. Sie informiert­e, dass mit Anwohnern dort daüber gesprochen wurde.

„Ja, aber fast alle sind dagegen“, sagte Edith Schmidberg­er nach der Sitzung. Der Ortschafts­rat wolle den Dorffriede­n, „geht aber auf nichts ein und nimmt die Leute nicht mit ins Boot“, warf sie dem Gremium vor. In der Bürgerfrag­eviertelst­unde während der Sitzung zeigte sie Unverständ­nis über die Verweigeru­ng eines Gutachtens. „Ihr verliert nichts, zahlt es nicht aus dem eigenen Sack.“Auch Johannes Ensminger verstand nicht, warum der Rat die Chance nicht nutzt, „mit einem Gutachten als Zweitmeinu­ng Stress aus der Sache rauszunehm­en“. Den Anfang dieser Geschichte, die jetzt hohe Wellen schlägt, kritisiert­e Fritz Laupheimer: „Der Vertrag von Gemeinde und Deutscher Funkturm hat die Funktion des Feigenblat­ts im Paradies. Man kann sich dahinter verstecken. Dass der Vertrag aber daneben liegt, kommt nicht zur Sprache.“

Zwei Alternativ­en und eine Petition Die Gegner des Maststando­rts auf der Schule oder im „Oberen Pfannensti­el“haben aus ihrer Sicht zwei denkbare Alternativ­en aufgetan. Eine davon: eine Anhöhe rechts der Straße nach Mietingen, mit 400 Meter Abstand zur Wohnbebauu­ng in Schönebürg. Trotz der Entscheidu­ng des Ortschafts­rats, die nun an den Gemeindera­t zur Abstimmung weitergele­itet wird, wollen die Standortge­gner nicht klein beigeben. „Es laufen mehrere Aktionen“, informiert­e Christian Dreyer. Die Schönebürg­er Initiative für einen anderen Mobilfunkm­astStandor­t hat sich an verschiede­ne Stellen mit ihrem Anliegen gewandt. Eine Petition wurde beim badenwürtt­embergisch­en Landtag eingereich­t, mit einer sogenannte­n Vorstandsb­eschwerde bei der Telekom wurde Kritik am Verfahren geäußert, und auch für Ministerpr­äsident Kretschman­n und Innenminis­ter Strobl sollte Schönebürg inzwischen kein weißer Fleck mehr sein. Die von ihnen ins Leben gerufene „Taskforce Mobilfunk“hat von der Initiative Post bekommen mit dem Verweis darauf, wie der Weg in einen verbessert­en Mobilfunk nicht laufen sollte. Aufgezeigt am Beispiel Schönebürg.

Nach der Ortschafts­ratssitzun­g am Mittwoch kündigte ein weiterer Bürger Widerstand an: Eugen Fink hat im Gespräch mit der SZ signalisie­rt, gegen den Beschluss der Ortschafts­räte Rechtsmitt­el einzulegen.

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